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0573 - Tanzplatz des Teufels

0573 - Tanzplatz des Teufels

Titel: 0573 - Tanzplatz des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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flankiert von Kiosken und Imbißständen, gegenüber davon wies ein Schild zu einem »Tierpark Hexentanzplatz«.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Tanzen die Hexen neuerdings im Zoo?«
    »Vielleicht leihen sie sich von dort den Geißbock, den Sie dann als Inkarnation des Teufels mißbrauchen«, grinste Zamorra.
    Er sah sich weiter um. Es gab ein kleines Hotel und einen großen Gaststättentrakt am Ende des Platzes, und in der anderen Richtung führte ein relativ breiter Fußweg tiefer in den Wald. Ein Schild wies auf eine Bühne hin.
    »Schauen wir mal«, beschloß der Parapsychologe.
    Der Weg war rechts und links mit hellen Felsbrocken dekoriert.
    »Steinbruch Obelix & Co.«, bemerkte Nicole trocken. »Soll mich nicht wundern, wenn uns gleich die halbe Einwohnerschaft eines gewissen kleinen gallischen Dorfes als Begrüßungskomitee entgegenkommt.«
    »Hoffentlich halten sie uns nicht für Römer.«
    Der Weg gabelte sich und führte linkerhand zur Seilbahnstation, die den Tanzplatz mit dem Ort verband und über das Bodetal den kürzesten, aber auch in schwindelerregender Höhe luftigsten Weg darstellte.
    Rechts ging es zu einem weiteren, etwas kleineren Platz. Dort stand ein größeres Gebäude mit prachtvoller Holzfassade. Über dem Giebel prangte der mächtige, kunstvoll aus Holz geschnitzte Kopf des nordischen Gottes Odin, umgeben von ebenfalls hölzernen Raben. Die Giebelbalken endeten rechts und links in mächtigen Wolfsköpfen, und das Doppelñügeltor war ebenfalls mit Wolfskopfreliefs verziert. Das Bauwerk war als ›Walpurgishalle‹ gekennzeichnet und beinhaltete der Ausschilderung zufolge ein Museum.
    »Ausgerechnet Odin«, murmelte Nicole. »Den alten Knaben sehe ich in letzter Zeit gar nicht so gerne.«
    Etwas weiter zurück gab es ein Restaurant, das ebenfalls den Namen ›Walpurgis‹ trug, in unmittelbarer Nähe befand sich eine Naturbühne, sicher nicht nur für Veranstaltungen mit tanzenden Hexen zur Walpurgisnacht, sondern auch für andere Freiluft-Theatervorführungen oder Konzerte.
    »Hier ist alles auf Kommerz getrimmt und offen einsehbar. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich die wirklichen Hexen ausgerechnet hier austoben«, überlegte Zamorra.
    Er öffnete sein Hemd und hakte Merlins Stern von der Silberkette. Aber das Amulett reagierte nicht, es gab hier an diesem Platz offensichtlich keine Spuren von Schwarzer Magie.
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat sich Brass geirrt, und die Hexen kamen nicht von hier. Vielleicht haben sie doch auf dem Blocksberg getanzt.«
    »Das ist ein Winkel von rund 45°«, widersprach Zamorra. »Ich glaube nicht, daß sich jemand so gewaltig täuschen kann. Uns Fremden würde es hier und heute vielleicht passieren, aber nicht den Menschen, die seit Ewigkeiten hier wohnen und die Örtlichkeiten kennen.«
    »Aber hier ist definitiv nichts.«
    »Sehen wir uns weiter um. Wir haben genug Zeit«, schlug Zamorra vor, und sie gingen wieder zurück zu dem großen Parkplatz. »Vielleicht gibt es hier auch jemanden, den wir fragen können.«
    »Klar. Guten Tag, meine Dame, mein Herr. Können Sie uns sagen, wo hier die Hexen fliegen? Die richtigen Hexen natürlich, nicht die vom Schautheater. Ach ja, da drüben? Dankeschön. Wann starten die auf ihren Besen denn jetzt wieder?«
    »Blödsinn«, brummte Zamorra.
    Die Kiosk-Reihe war geschlossen. Entweder wurde hier erst am späten Nachmittag oder sogar erst am Abend geöffnet, oder es lohnte sich unter der Woche mangels Veranstaltungen nicht.
    Aber in der großen Gaststätte schien Betrieb zu sein. Auch der Souvenierladen, der dem Gebäude angeschlossen war, war geöffnet. Jedweder Kleinkram von Postkarten über Schnapsgläschen, Kinderspielzeug, Regenschirmen und T-Shirts, alles mit Walpurgis-, Hexen- und Thale-Motiven versehen, wurde zu sündhaften Preisen feilgeboten.
    »Würde mich direkt mal interessieren, ob das alles westliches Geschäftsdenken ist, oder ob man hier auch zu Erich Honneckers Zeiten schon dieser Art des Kapitalismus frönte«, überlegte Zamorra.
    »Auch das wirst du nur herausfinden, indem du jemanden fragst«, riet Nicole. »Ich befürchte aber, daß man dir diese Auskunft nicht sonderlich gern geben wird. Wo willst du hin? Wollten wir uns nicht im Restaurant sachkundig machen?«
    Zamorra war bereits am Eingang vorbeigegangen, an dem ein großes Schild die Kundschaft anlocken sollte. ›Vom Schlemmer-Lexikon empfohlen‹ stand darauf.
    Zamorra antwortete nicht auf Nicoles Frage, er

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