0576 - Brennendes Blut
blind machte.
Die Wolken über ihm fielen in einen rasenden Tanz, drangen auf ihn nieder und hüllten ihn ein. Sekunden danach hielt ihn die schwere Süße des Vampirtodes gefangen…
***
Die blonde Cilly Perrish gehörte zu den Frauen, die sich im Leben immer durchgesetzt hatten. Teilweise durch Zuhilfenahme ihrer Ellenbogen, aber auch einfach nur, weil sie eine große Klappe hatten und ihrem Ehegatten ständig über den Mund fuhren, um die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.
Sie wußte natürlich, was passiert war, denn Cilly gehörte zu den Menschen in Lauder, die stets am besten unterrichtet waren. Natürlich wußte sie auch von der tödlichen Vampirgefahr, hatte sich der Blutsauger sogar in ihrem Café und Bäckerladen gezeigt, um nach den Sinclairs und nach dem Blut zu fragen.
Später hatte er sie noch einmal angerufen und eine finstere Drohung ausgesprochen.
Man konnte Cilly nicht gerade zu den ängstlichen Typen zählen.
Die Drohung allerdings hatte sie stark eingeschüchtert. Es gab zudem noch etwas, das ihr nicht paßte.
Robert, ihr Gatte, ansonsten ein Feigling und unter der Fuchtel seiner besseren Hälfte stehend, versuchte sich plötzlich als ein alter Vampir-Jäger.
Sie hatte ihn von dem Vorhaben abhalten wollen, aber gegen taube Ohren gesprochen. Er ließ sich einfach nicht bekehren und war wortlos gegangen. Es hatte gedauert, bis ihre Wut verraucht war.
Wenn sich Cilly allerdings etwas vornahm, dann führte sie es auch durch. War sie wütend, ging sie mit noch einer größeren Energie an dieses Vorhaben heran.
»Warte nur«, flüsterte sie hinter ihrem Mann her, als er verschwunden war. »Wir werden uns in dieser Nacht bestimmt noch wiedersehen.«
Cilly war in das Schlafzimmer gegangen, hatte sich umgezogen und auch den dicken Mantel übergehängt. Vor der Haustür wollte sie nicht warten, sondern in Deckung des Geschäfts.
Sie hatte zwar nichts gesehen, war aber durch die Schüsse erschreckt worden. Wenig später waren die Männer dann gekommen.
Auch ihren eigenen hatte sie erkannt.
Er gehörte zu der Gruppe um Torry, die es tatsächlich wagte, die Polizisten und sogar McDuff abzuführen, wie Sträflinge. Wenn Cilly einen Kerl aus Lauder nicht leiden konnte, war es dieser grobschlächtige Torry. Der arbeitete dort, wo Cilly ihren Blumenschmuck kaufte. Jetzt spielte er den Boß, und sogar ihr Mann hatte sich seinem Kommando unterstellt.
»Mensch, Robert, du bist ein Feigling!« Sie ballte vor Wut die Hände. »Das habe ich schon immer gewußt. Daß es soweit kommen muß, ärgert mich.«
Cilly war nicht sicher, ob man sie entdeckt hatte. Wenn, dann machte es ihr nichts aus. Zwar fürchtete auch sie sich vor den Vampiren, glaubte aber nicht daran, daß sie gerade zu ihr hinkommen würden.
So blieb sie stehen und verfolgte den Weg der Gruppe, die sich auf McDuffs Office zubewegte.
Das verstand Cilly nicht. Was wollten sie bei der Polizei? Wie Gefangene trieben die Männer aus dem Ort die Polizisten in die kleine Station, hinter deren Fensterscheibe es sehr bald hell wurde. Wenig später erschienen auch wieder die Männer aus Lauder. Sie sprachen noch miteinander, dann ging Torry humpelnd in eine andere Richtung.
Cilly wußte nicht, was passiert war. Weshalb waren die Polizisten zurückgeblieben? Wollten oder konnten sie nicht?
Sie dachte eher an das letzte.
Wie schon erwähnt, Cilly Perrish gehörte zu den neugierigsten Personen in Lauder. Um sich eine entsprechende Aufklärung zu verschaffen, mußte sie einfach wissen, weshalb die Männer in der Polizeistation zurückgeblieben waren.
Aus der Ferne war das nicht zu schaffen. Es gab nur einen Möglichkeit für sie.
Selbst hingehen und nachschauen…
***
Sergeant McDuff sah aus, als wollte er jeden Augenblick anfangen zu heulen. »Wißt ihr?« so fragte er uns, »was ihr mich könnt? Wißt ihr das, verdammt?«
Ich winkte ab. »Geben Sie sich keine Mühe, Sergeant, so gelenkig sind Sie doch nicht.«
»Ich werde es noch mal, wenn das so weitergeht.« Wieder stand er auf, umfaßte zwei Gitterstäbe und rüttelte daran. »So ein Bockmist! In der eigenen Station als Polizist eingeschlossen. Und das muß ausgerechnet mir passieren, ausgerechnet mir.«
»Tragen Sie es mit Fassung.«
»Sie sind gut.«
Suko und ich hockten auf der Pritsche. Es gab nur diese eine. Auf ihr lag eine dünne Matratze. Die Lampe unter der Decke hatte vom Fliegendreck eine schwarze Farbe bekommen. Sie war ebenso, dunkel wie die Farbe des Gitters, das die
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