0576 - Ein Mutant verschwindet
Marschall Bount Terhera, der Kandidat der Solargalaktischen Interessen-Liga, eine polemische Rede.
Rhodan lächelte verbissen.
Sicher wäre Terhera überhaupt nicht erschienen, wenn er geahnt hätte, daß Rhodan Material besaß, das ausgereicht hätte, den Marschall für alle Zeiten politisch unmöglich zu machen.
Orana Sestore hatte Rhodan dieses Material überbracht.
Doch Perry Rhodan dachte nicht daran, den Gegenkandidaten persönlich anzugreifen. Er wollte die Menschheit über die Vorgänge im Sonnensystem der Asporcos unterrichten und sie vor eventuellen Gefahren warnen. Außerdem wollte er die Menschheit zu einer großzügigen Hilfeleistung für die Asporcos auffordern. Es galt, einen Planeten mit einer entwicklungsfreudigen Bevölkerung zu retten.
Rhodan warf dem neben ihm sitzenden Arkoniden einen Seitenblick zu.
„Noch immer schweigsam?"
„Was sollte ich sagen?" erkundigte sich Atlan. „Im Augenblick sieht es nicht so aus, als könnte ich den Fortgang der Ereignisse in irgendeiner Weise beeinflussen."
„Wieder die alten Unkenrufe?"
„Ich bin mir über einiges nicht im klaren", gestand Atlan. Der Pilot hatte den Gleiter gestartet. Die Maschine schwebte jetzt über den Außenbezirken von Terrania-City. Dieser Anblick war Rhodan und Atlan so vertraut, daß sie kaum einen Blick aus den Seitenfenstern warfen.
Rhodan versank in nachdenkliches Schweigen. Auch er war sich über einiges im unklaren, in erster Linie über sich selbst.
Sein Vorgehen, wie er es geplant hatte, war zwar korrekt und ehrlich, aber es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Aber er konnte sich nicht dazu entschließen, seine Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Er war einsichtig genug, um das als eine Art Trotzreaktion zu erkennen. Im Grunde genommen verlangte er zuviel von der Menschheit. Sie sollte die Hintergründe erkennen, ohne daß er ihr mehr lieferte als den äußeren Rahmen.
Der Gleiter landete auf dem Dach der Solar Hall.
Kein Reporter hatte die Absperrungen durchdringen können, so daß Perry und Atlan ungestört das Innere des Gebäudes betreten konnten. Durch den Antigravlift gelangten sie nach unten.
Staatsmarschall Reginald Bull kam ihnen entgegen.
Die Begrüßung zwischen den drei Männern war nur kurz. Sie kannten sich schon so lange, daß sie sich über ihre Beziehungen zueinander völlig im klaren waren. Die gegenseitige Achtung, die sie füreinander empfanden, mußten sie nicht mehr in Worte kleiden.
„Es brodelt", berichtete Bull ohne Umschweife. „Terhera hat Oberwasser. Es sieht ganz so aus, als wollte er eine Entscheidung bereits vor dem eigentlichen Wahltermin am ersten August herbeiführen."
„Mir ist jeder Termin recht!" sagte Rhodan.
Bully wollte etwas fragen, doch er fing einen warnenden Blick des Arkoniden auf und schwieg.
„Kommt!" forderte Rhodan die beiden Freunde auf. „Hören wir uns den Schluß von Terheras Rede an, danach werde ich der Menschheit einiges über die Asporcos und das PEW-Metall zu erzählen haben."
*
Saedelaere verließ die Schiffskantine, um sich in seine Kabine zu begeben. Der dumpfe Druck wich nicht von seinem Gehirn. Er wollte ein paar Stunden schlafen, weil er sich davon Erholung versprach. Die Erinnerung an irgend etwas Unbestimmtes quälte ihn noch immer.
An Bord war es verhältnismäßig still.
Vor wenigen Minuten hatten die Roboteinheiten des Versorgungskommandos die TIMOR wieder verlassen. Der Schwere Kreuzer war in rasender Eile frisch verproviantiert worden. Nun waren die Spezialisten dabei, die wichtigsten Geräte zu überprüfen. Frischwasser wurde an Bord gebracht. Die einzelnen Räume wurden desinfiziert und durchlüftet.
Alle diese Arbeiten hätten jeden Augenblick unterbrochen werden können.
Die TIMOR war startbereit.
Seltsamerweise fand sich die Besatzung damit ab, daß niemand außer Rhodan und Atlan das Schiff verlassen konnte.
Normal wäre gewesen, daß die Raumfahrer auf den ihnen zustehenden Landurlaub gedrungen hätten. Doch niemand schien besondere Lust zu spüren, die TIMOR zu verlassen.
Auf dem Weg in seine Kabine traf Saedelaere mit ein paar Besatzungsmitgliedern zusammen. Sie grüßten scheu und schienen froh zu sein, nicht in ein Gespräch verwickelt zu werden.
Das gegenseitige Mißtrauen war unverkennbar, wenn auch niemand den Grund dafür hätte nennen können.
Alle Gefühle schienen sich nur noch in unterschwelligen Bereichen abzuspielen.
Alaska öffnete die Tür zu seiner Kabine...
... und
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