0577 - Ein Mutant wird gejagt
niedergeschlagen.
Wahrscheinlich schloß sich der Kreis immer enger um sie. Bald würde es keinen Platz mehr auf der Erde geben, wo sie sich verstecken konnten. Saedelaere blieb unschlüssig stehen. Er merkte nicht, daß er nur noch vom Standpunkt des Verfolgten aus dachte.
Hinter den Felsen war es windstill.
„Unser Nahrungsvorrat geht zu Ende", stellte Corello fest. „Das bedeutet, daß wir uns etwas besorgen müssen. Du wirst in die Siedlung gehen und etwas stehlen. Dabei wirst du so vorsichtig sein, daß niemand dich sieht."
„Ja", sagte Alaska unterwürfig. In diesem Zustand hätte er sich von einem Felsen gestürzt, wenn Corello es von ihm verlangt hätte.
„Ich warte hier", fuhr der Mutant fort.
Alaska wußte, daß er damit entlassen war. Von nun an mußte er alle Entscheidungen selbst treffen.
„Ich warte, bis es dunkel wird", erklärte er nach einer Weile.
Corello gab keine Antwort. Er starrte zu den Gipfeln der riesigen Berge hinauf, als könnte er dort besondere Dinge erkennen.
Alaska hockte sich auf einen Felsen und wartete. Innerlich war er unglücklich. Er wußte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, aber immer, wenn er zum Kern des Problems vorstieß, verwirrten sich seine Gedanken.
Bei Anbruch der Dämmerung brach der Maskenträger auf.
Noch flammte das Cappin-Fragment unter seiner Maske, aber als er sich von Corello entfernte, ließ das Leuchten allmählich nach.
Die Haltung des Roboters hatte sich nicht verändert, der Mutant saß wie erstarrt im Tragsitz und lehnte den schweren Kopf gegen die Polsterung.
In der Siedlung waren ein paar Lichter aufgeflammt.
Alaska vermutete, daß es sich um eine Forschungsstation handelte. In dieser unwirtlichen Gegend wollte sicher niemand leben. Er wußte nicht genau, wo sie waren, aber er hoffte, daß sie nicht sehr weit von Lhasa entfernt waren. Diese Hoffnung war unterschwellig und verband sich mit dem Wunsch, daß man Corello und ihn auch in dieser Gegend aufspüren würde.
Der hypnosuggestive Druck in seinem Bewußtsein lockerte sich nicht.
Als er das Randgebiet der Siedlung erreicht hatte, wurde Alaska vorsichtiger. Er umrundete die Gebäudeansammlung und beobachtete die einzige Straße, die zwischen den Häusern hindurchführte. Genau in der Mitte der Siedlung gab es einen freien Platz. Dort parkten zwei Dutzend leichte Gleiter.
Vor einem der Häuser standen ein paar Männer zusammen und diskutierten. Aus einem offenen Fenster drang Musik.
Alaska näherte sich einem der weiter vom Zentrum entfernt liegenden Häuser. Es war ein fast viereckiger Würfel mit zwei Etagen. In einem der oberen Zimmer brannte Licht.
Absperrungen oder Alarmeinrichtungen waren nicht zu sehen.
Hier draußen in der Einsamkeit schienen die Menschen einander zu trauen. Sie waren aufeinander angewiesen.
Alaska drang in den Hof ein. Er blieb stehen und lauschte. In der oberen Etage war ein Fenster spaltbreit geöffnet. Die Stimmen eines Mannes und mehrerer Kinder waren zu hören.
Alaska huschte bis an die Hauswand. Er preßte ein Ohr gegen die Tür, die vom Hof aus ins Haus führte. Hier unten war alles still. Alle Bewohner des Hauses schienen sich oben aufzuhalten.
Alaskas Hand tastete nach dem Türöffner. Er gab nach. Die Tür ließ sich leicht nach innen drücken. Wieder lauschte der Transmittergeschädigte. Die Stimmen von oben waren durch die halboffene Tür zu hören. Licht drang durch den Antigravschacht nach unten.
Alaska betrat den Korridor. Auf der anderen Seite lag der Antigravschacht, durch den man nach oben und in die Kellerräume gelangen konnte. Zu beiden Seiten des Korridors gab es je zwei offenstehende Türen. Die Räume lagen in völliger Dunkelheit.
Der Maskenträger wartete einen Augenblick, dann schlich er bis zur ersten Tür und blickte in den dahinter liegenden Raum. Es war ein Schlafraum. Hier würde er keine Nahrungsmittel finden.
Alaska ging weiter.
Die nächste Tür war der Eingang zum Badezimmer. Auch das war für Alaska nicht interessant. Auf der anderen Seite des Korridors hatte er jedoch mehr Glück. Die erste Tür, der er sich zuwandte, gehörte zur Küche.
Alaska trat ein. Schnell gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Sein schwach leuchtendes Cappin-Fragment half ihm außerdem bei der Orientierung.
Er entdeckte den großen Vorratsbehälter an der Wand und öffnete ihn.
Hunderte von Frischhaltepackungen waren darin gestapelt.
Alaska nahm einen Beutel vom Schrank, faltete ihn auseinander und begann ihn zu
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