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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hier.«
    »Hältst du ihn für den Vampir?«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Ich hätte es in seinen Gedanken spüren müssen. Nein, da war nichts. Außerdem - der Vampir, der durch Tanners Gedanken tobt, ist klein und dicklich, Morano aber ist groß und schlank. So gegensätzliche Bilder können nicht gegeneinander vertauscht werden.«
    »Morano könnte ein Tageslicht-Vampir sein«, gab Zamorra zu bedenken. »Immerhin - die Sonnenbrille, der Hut mit der breiten Krempe, die Handschuhe… Und seine Haut schien mir recht blaß zu sein. Zumindest das wenige, was ich davon überhaupt zu sehen bekam. Er könnte sich auf diese Weise vor dem Sonnenlicht schützen wollen.«
    »Das Amulett hätte ihn als Vampir erkennen müssen.«
    »Du hast es eben doch selbst so blumig ausgedrückt: Batterie leer! Vielleicht war es gar nicht in der Lage, etwas wahrzunehmen.«
    Nicole sah sich im verwüsteten Zimmer um. »Was schlägst du nun vor? Aufräumen und die Scherben in den Müll werfen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Wir haben hier nichts mehr zu tun«, sagte er. »Ich möchte mich auch nicht hier häuslich einrichten. Zumindest nicht ohne Sue Tanners Einwilligung, das könnte Ärger geben. Wir fahren besser zum Beaminster Cottage zurück, und dort lassen wir Doc Tanner keine Sekunde mehr aus den Augen. Aber möglichst unauffällig.«
    »Warum so umständlich? Wir brauchen doch nur hier auf sie zu warten. Notfalls draußen vor der Tür.«
    »Vielleicht kommt sie aber nicht hierher zurück, wenigstens nicht so bald«, überlegte Zamorra. »Sie ist verwirrt und fürchtet sich. Aber der Vampir wird sich ihr auf jeden Fall wieder nähern, wenn nicht hier, dann an jedem anderen Ort. Er will ihr Blut, und wenn er auch für die anderen Todesfälle ringsum verantwortlich ist, wird er so lange von ihrem Blut trinken, bis sie stirbt. Wenn wir das verhindern wollen, müssen wir in ihrer Nähe bleiben und können dann zuschlagen.«
    »Dein Wort in Draculas Ohr«, murmelte Nicole. »Also gut, fahren wir zurück. Außer Spesen mal wieder nicht viel gewesen… Wenn ich nur wüßte, wer dieser Tote gewesen ist, der durch Doc Tanners Denken geistert und hier vermutlich aufgelöst worden ist…«
    »Und wenn ich nur wüßte, was mit Gryf ist«, murmelte Zamorra. »Warum kommt er nicht zurück? Ob es Sinn hat, in Rio nach ihm suchen zu lassen?«
    »Vielleicht wurde er aufgehalten. Vielleicht wartet er auch schon im Cottage auf uns.«
    Aber er wartete nicht.
    In der Intensivstation des Krankenhauses kämpfte er einen einsamen Kampf ums Überleben.
    »Seine Chancen stehen sehr schlecht, nicht wahr?« fragte eine Krankenschwester, als der Doktor ins Zimmer getreten war und in einer Mappe herumblätterte.
    Er nickte nur. Die Chancen standen mehr als schlecht. Er befürchtete eher, daß der junge, unbekannte Mann überhaupt keine mehr hatte.
    Er sah auf den Bewußtlosen herab.
    Nein, unwahrscheinlich, daß er noch einmal aus dem Koma erwachte…
    ...bevor er starb!
    ***
    Als die Dunkelheit kam, erwachte Sinson aus seinem unruhigen Dämmerschlaf.
    Er hatte sich ein wenig erholt, aber seine Wunden schmerzten immer noch. Es war kein Schmerz, wie Menschen ihn empfinden. Es war anders.
    Sinson mußte sich unbedingt stärken. Er hatte Mühe, den Deckel seines Sarges anzuheben, und als er ins Freie stieg, in die schmeichelnde Dunkelheit um ihn herum, empfand er auch die Ablösung von der Heimaterde, auf der er geruht hatte, als erschreckend schmerzhaft.
    Doch er konnte hier nicht bleiben.
    Er mußte seinen Durst stillen und damit auch für seine Genesung sorgen.
    Und er hatte noch etwas anderes zu tun…
    Rache nehmen an Tan Morano!
    Aber zuerst die Stärkung.
    Das Opfer… Die Frau aus Yeovil…
    Wo war sie?
    Er nahm seine Fluggestalt an, und eine große, schwarze Fledermaus erhob sich in die Nacht. Sinson hatte Schwierigkeiten beim Fliegen, aber er schaffte es.
    Doch die Frau war nicht in ihrer Wohnung.
    Er mußte sie suchen!
    Und er mußte feststellen, daß der Leichnam seines Dieners beseitigt worden war. Die Spuren waren typisch für die Aktion eines Vampirs, der noch über das alte Wissen der Vergangenheit verfügte.
    Morano war also wieder hier gewesen. Hatte er die Frau vielleicht mit sich genommen?
    Unbändiger Haß schäumte in Sinson auf, und dieser Haß beflügelte ihn, verlieh ihm neue Kräfte.
    Er durchsuchte die Wohnung nach Hinweisen, und er fand schließlich die Spur, die nach Beaminster führte.
    Abermals jagte er durch die Nacht. Wie ein

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