058 – Das Gift des Rings
Geruch bestätigt, dass sie deprimiert ist.
Sie sagt, ihr Geliebter mag sie nicht mehr. Er hat nur noch Augen für eine andere.
Ich versuche mir vorzustellen, wie es ist, nur noch eine andere Person sehen zu können. Ich frage, ob Inatas Geliebter jetzt immer gegen die Möbel, Wände, Hindernisse läuft oder ob er die noch sehen kann.
Inata geht nicht darauf ein. Sie sagt, sie braucht dringend ein Parfüm. Sie wird viele Einheiten spenden, wenn wir wieder zurück auf der Kristallwelt, Arkon, in der Heimat sein werden.
Ich sage ihr, dass ich auch traurig bin. Ich will nicht weiter mit der TAI ARK'TUSSAN reisen. Ich möchte hierbleiben, in diesem System, und die Vogelartigen auf dem vierten Planeten kennenlernen. Kann Inata mich nicht dorthin fliegen?
Sie glotzt mich an.
Ich könnte ihr einen wunderbaren Duft mischen. Dabei würde ich mir ganz besondere Mühe geben. Oberflächlich würde man Arkonrose riechen, kurz vor dem Verblühen. Aber ich würde die komplexen Düfte einer Sommerwiese mit hineingeben. Und einen Hauch von dem Sekret einer paarungsbereiten Korobalnatter. Das würde Inatas Geliebter gar nicht bewusst wahrnehmen, aber in seinem Gehirn würde es die Sektionen stimulieren, die für die Vereinigung, Paarung, den Liebesakt wichtig sind.
Inata fragt, ob ich das wirklich kann, beherrsche, vermag.
Ich bestätige. Es wird nur etwas Zeit brauchen.
Inata sagt, dass sie kein Raumschiff hat, um mich zum vierten Planeten zu bringen.
Ich schlage vor, eine Korvette auszuleihen.
Sie will nicht. Es ist nicht mehr viel Zeit bis zum Sprung. Aber bei unserer Rückkehr könnte sie mir helfen.
Ich gleite von ihr hinunter. Ich will nicht weiter mitfliegen.
Noch einmal meldet sich die Tür. Diesmal tritt Herak da Masgar ein. Er schaut Inata so böse an, dass sie sofort verschwindet. Jetzt bin ich mit ihm allein, ausgeliefert, schutzlos.
Er fragt mich, ob ich aufgeregt bin wegen der Welt des Ewigen Lebens.
Ich sage ihm, dass ich nicht dorthin will. Ich will lieber auf den vierten Planeten und den Flöten der Vogelartigen zuhören.
Er versteht nicht, was ich meine. Er kommt auf mich zu. Ich schwebe von ihm weg.
Neben meinem Nahrungsspender bleibt er stehen. Er sagt, dass ich viel Einfluss auf Orcast habe und dass viele das schlecht finden. Der Imperator soll sich von niemandem abhängig machen. Vor allem nicht von jemandem, der kein Arkonide ist.
Ich sage ihm, dass er auch kein Arkonide ist.
Er starrt mich an. Dann fragt er mich, wie ich darauf komme.
Ich sage ihm, dass er nicht riecht wie ein Arkonide.
Der Nahrungsspender ist fertig mit meiner Paste, Speise, Mahlzeit. Herak da Masgar nimmt die Schüssel. Er kommt damit auf mich zu. Er will mein Freund werden, sagt er, so, wie Orcast mein Freund ist.
Erst schwebe ich von ihm fort, aber ich habe Hunger. Also lasse ich ihn zu mir kommen. Er hält mir die Schüssel hin. Ich bilde Pseudopodien aus, um die Paste aufzunehmen und auf meine raue Hautfläche zu streichen. Sie ist lecker, schmeckt genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe. So nah an Herak da Masgar bemerke ich einen neuen Geruch an ihm. Das ist nicht ungewöhnlich. Arkoniden nehmen immer etwas von dem Geruch ihrer Umgebung auf. Wenn sie durch ein Schiff wandern, haften unterschiedliche Düfte an ihnen fest. Aber dieser neue Duft ist seltsam. Viel eindringlicher, als künstliche Gerüche es normalerweise sind. Ohne bewusste Entscheidung bilde ich ein Pseudopodium aus und gleite an seiner Hand entlang, um den Geruch aufzunehmen. Dabei esse ich weiter. Die Paste ist lecker, schmackhaft, deliziös und der Duft berauschend, exotisch, extraordinär.
Die Positronik meldet, dass Orcast mich in seinem Thronsaal sehen will. Wir werden gleich zur Transition schreiten.
Herak da Masgar fragt, ob ich schon satt bin. Ich habe erst ein Viertel der Schüssel geleert.
Eigentlich habe ich noch Hunger, aber ich bin ungern allein mit ihm. Deswegen sage ich, dass man immer sofort kommen muss, wenn der Imperator ruft. Das scheint ihm nicht zu gefallen, aber er stellt die Schüssel ab und geht neben mir her, während wir uns zum Thronsaal begeben. Ich schmecke dem seltsamen Duft nach, den ich aufgenommen habe.
Bei Orcast hat sich seine gesamte Familie versammelt. Alle schauen auf die Holografie, die jetzt noch das System mit der grellweißen Sonne zeigt. Manche von ihnen sind sehr gespannt. Einige tuscheln, dass der Imperator den Verstand verloren hat. Sie wissen nicht, wie gut ich hören kann.
Orcast ruft uns zu
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