058 – Das Gift des Rings
Sergh am liebsten zerrissen. Aber die Naats waren zu klug, um sich mit dem Trupp Arkoniden anzulegen, die Sergh mit Kampfanzügen und Strahlengewehren folgten. Auch die Bordgeschütze der Gleiter hatten zweifellos ihre Ziele erfasst. Die Wachtürme an der Großen Grube waren schon unter arkonidischer Kontrolle gewesen, als Sergh ausgeschleust hatte.
Das Leben ist seltsam, dachte Sergh. Es macht mir Angebote. Selten nur, aber mit überraschender Plötzlichkeit. Dann muss ich mich entscheiden. Will ich bleiben, was ich bin? Oder will ich um Höheres kämpfen? Wenn ich unterliege, werde ich alles verlieren.
Natürlich verlor jeder früher oder später alles, was er hatte. Am Ende siegte immer der Tod, und das Leben unterlag. Das machte es so erbärmlich.
Serghs Stiefel knirschten auf dem roten Fels. Die extremen Temperaturschwankungen sprengten sie immer weiter auf, sodass Splitter herumlagen. Manche von ihnen hatten die Naats bereits zu Staub zertreten.
Neben ihm hielt ter Marisol gut Schritt. Er hatte erwähnt, dass Naat ihn faszinierte, er sich gern mit dem Planeten und seinen Bewohnern beschäftigte. Wahrscheinlich unternahm er häufig Spaziergänge in die Wüste. Hatte er nicht auch von dem Gefühl erzählt, verschiedene Sandsorten unter den nackten Füßen zu spüren?
Das war jetzt unwichtig. Das Zelt war zur Großen Grube hin offen. Die Triumphatoren saßen auf einem Podest an einem Tisch, auf dem farbige Schlingen lagen.
»Was sind das für Geräte?«, fragte Sergh ter Marisol. Sie hatten die Helme eingefaltet.
»Die Bänder der Ehre. Wer am Tasbur teilnimmt, trägt ein solches Band um den Hals. Wird es zerrissen, scheidet der Naat aus. Wer als Letztes ein Band trägt, darf in die Große Grube hinabsteigen und die Paarung vollziehen.«
Die Feindseligkeit steigerte sich zu unwilligem Raunen, je näher sie dem Zelt kamen. Als Sergh in seinen Schatten trat, erkannte er Granaar. Der Nomade trug eine traditionelle Rüstung, zusammengesetzt aus flexiblen Komponenten, die die Beweglichkeit ihres Trägers garantierten. Über der Schulter ragte der Griff eines Natakschwerts auf. Einen bizarr geformten Helm hielt er in der Rechten. Er hätte wohl dabei gestört, die grün leuchtende Schlaufe über den Kopf zu ziehen. Ein Grollen stieg aus Granaars Brust. Er zeigte sogar seine Fleischzähne.
»Ich sehe, du hast das letzte Stück des Wegs ohne meine Hilfe gefunden«, sagte Sergh. Er musste das Angebot des Schicksals annehmen. Vielleicht würde er hier sterben. Aber wenn nicht, würde er ein Sieger sein. Vor den Augen der Naats, die immer dem Stärksten folgten. Sieg oder Tod.
»Dies ist kein Platz für Arkoniden!« Einer der Triumphatoren erhob sich.
Sie waren zu sechst. Alle trugen Spuren von Verletzungen, wenn auch nicht so schwer, dass es sie verkrüppelt hätte. Wer ein Tasbur an der Großen Grube von Luusok gewann, fand Aufnahme in diesen erlauchten Kreis, wie Sergh inzwischen wusste. Die Ratshalle der Triumphatoren hatte nichts von der Eleganz des Gouverneurspalasts, erhob sich dafür jedoch mit einer primitiven Wucht mitten in Naatral. Man erwartete von den Triumphatoren, dass sie kleinliches Gezänk ignorierten, aber zu grundlegenden philosophischen Fragen äußerten sie sich ständig. Manchmal kritisierten sie sogar Anweisungen des Gouverneurs. Man hätte sie nicht züchtigen können, ohne eine Rebellion zu riskieren.
»Wir wollen keine Fremdländer als Zuschauer«, grollte Granaar.
Sergh würdigte ihn keines Blickes. Er stellte sich breitbeinig vor die Triumphatoren. »Ich bin kein Zuschauer. Ich werde beim Tasbur antreten.«
Ter Marisol sog die Luft ein.
Einer der Triumphatoren lachte auf. An seiner Schulter war ein verschlungenes Hautbild eingebrannt. »Kein Arkonide taugt dazu, unseren Frauen beizuwohnen.«
»Dies ist ein Wettkampf der Stärksten! Dass der Siegespreis die Begattung eurer Weibchen ist, ist nebensächlich!«
Nun erhoben sich auch die anderen Triumphatoren. »Die Stärke eines jeden, der hier antritt, wurde von zehn Zeugen bestätigt.«
Nun lachte Sergh. Auch, um seine Unsicherheit zu überspielen. Jedes dieser Monstren hätte seinen Kopf mit einem einzigen Hieb zu Mus machen können. »Ich habe tausend Zeugen! Alle haben gesehen, dass ich es vermag, Felsen vom Himmel zu holen und mit solcher Wucht auf den Boden zu schleudern, dass der Staub noch immer in der Luft treibt! Wer an meiner Stärke zweifelt, soll dorthin fahren und sich vergewissern!«
»Er könnte nicht einmal die
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