058 – Das Gift des Rings
sich an die Menge. »Niemand wird einen Naat bestrafen, der mich im Tasbur verletzt oder tötet! Ich bin einer der Teilnehmer des Tasburs! Ein Starker unter Starken!«
Wieder erhoben sich Rufe.
»Bis zum Sonnenuntergang werden weitere Teilnehmer registriert«, raunte ter Marisol ihm zu. »Man erwartet von ihnen, sich für den Tag zurückzuziehen. Um Mitternacht beginnt das eigentliche Tasbur.«
Sergh bohrte seinen Blick in Granaars Augen. Dann schritt er zurück zum Gleiter. Er war dem Ziel, die Naats auf seine Seite zu ziehen, ein gutes Stück näher gekommen.
Aber das war noch nicht das Beste. Auch was seine Suche anging, war er jetzt wieder guter Dinge. Es gab keinen Grund, an der Zuverlässigkeit der Koordinaten zu zweifeln, die die Positronik ermittelt hatte. Dennoch hatte Sergh vergangene Nacht an der falschen Stelle gesucht. Die Quelle der fünfdimensionalen Strahlung lag nicht in der Draiat. Sie befand sich darunter. Irgendwo in den weitverzweigten Kavernen, die sich durch die Große Grube von Luusok erreichen ließen. Und in die würde der Sieger des Tasburs absteigen.
Triumph oder Tod. Sergh hatte das Angebot des Schicksals angenommen.
11.
Naatmond Peshteer, Station TARRAS'GOLL
Wir sind weit gesprungen. So weit wie möglich. Viele an Bord der TAI ARK'TUSSAN haben sich danach lange schlecht gefühlt. Jetzt warten wir in einem System mit einer grellweißen Sonne darauf, dass wir in die nächste Transition, die nächste Hyperraumpassage, den nächsten Sprung gehen können. Diesmal muss es nicht so weit sein, sagt Herak da Masgar.
Ich lausche den Meldungen der Navigatoren. Sie sagen, dass es acht Planeten in diesem System gibt, aber niemanden, der hier wohnt. Nur einige Primitive auf dem vierten Planeten, die noch keine Raumfahrt entwickelt haben. Vogelartige, denen Sternenhändler manchmal die Flöten abkaufen, die einen seltsamen Klang haben.
Ich stelle mir vor, diese Flöten zu hören. Oder durch die Luft zu schweben, während die Vogelartigen zu ihren Nestern flattern. Die Sonne ist mir zu hell, aber vielleicht wäre das auf dem Planeten nicht mehr so schlimm. Dort könnte es Wolken, Baumkronen, Höhlen geben.
Ich will nicht zur Welt des Ewigen Lebens reisen.
Ich gleite durch die TAI ARK'TUSSAN. Nur Orcast, Herak da Masgar und ich kennen unser Ziel. Alle anderen raten, vermuten, spekulieren. Manche haben Angst, Unwohlsein, Furcht davor, dass Orcast sie loswerden will und einfach in das Vakuum stoßen wird. Für Lebewesen mit hohem Innendruck ist das Vakuum gefährlich, sie sterben schnell. Ihre Organe versagen. Wenn sie zu nah an der Sonne sind, verschmoren sie, sind sie zu weit weg, frieren die Flüssigkeiten in ihren Körpern. Arkoniden haben viel Wasser in sich, das kann ich riechen.
Ich habe keine Angst davor, dass Orcast mich in das All, das Vakuum, den Leerraum stoßen könnte. Orcast und ich sind Freunde. Darum will ich auch nicht, dass er auf Herak da Masgar hört, ihm folgt, sich von ihm leiten lässt. Aber Orcast wünscht sich so sehr, die Welt des Ewigen Lebens zu finden. Wenn wir allein sind, spricht er stets davon.
Darüber vergisst er, dass er mir versprochen hat, mich auf jeden Planeten zu bringen, den ich mir wünsche. Das finde ich ungerecht, gemein, fies. Ich will weg.
Ich schwebe durch den großen, beinahe leeren Raum mit dem Transitionstriebwerk. Das ist, als wäre ich ganz klein. Die Strukturfeldkonverter sehen aus wie Dornen, die aus einem weichen Flaum wachsen. Trotzdem finde ich sie nicht so schön wie eine echte Pflanze. Irgendwann spricht mich die Positronik an. Ich soll das Triebwerk verlassen, es wird jetzt zu gefährlich, weil es Energie, Kraft, Ladung für die nächste Transition aufnimmt.
Auch ich brauche Energie. Ich habe Hunger. Ich gleite in mein Zimmer. Dort stehen viele Blumen, Orcast nennt es »Denurions Dschungel«. Ich möchte, dass meine Pflanzen glücklich sind, und weise die Positronik an, ihnen etwas mehr Nährsalze zu geben, als sie eigentlich brauchen. Dann gleite ich zu der Ecke mit dem Nahrungsspender, Lebensmittelzubereiter, Genussstoffgenerator. Er wurde extra für mich eingebaut. Über die Sensorholos kann ich Nährpaste in neunhundert Kombinationen herstellen lassen. Ich entscheide mich für eine fruchtige Mischung. Die Zentrifugen nehmen ihre Arbeit auf.
Ein singender Ton meldet einen Besucher. Inata ter Goahul tritt ein. Sie ist eine vornehme Dame. Ihre Schultern hängen, sie sieht traurig aus. Ich drapiere mich über ihren Arm. Ihr
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