058 – Das Gift des Rings
bedrohlich klingen. Wahrscheinlich hielt er seine Lautstärke sogar zurück.
Jetzt dirigierte er die Medoroboter zur Seite. Er drückte einige Schaltflächen an seinem Armband, woraufhin sich eine rote Linse vor seinem Gesicht bildete. Anzeigen huschten darüber, während er den Patienten betrachtete. »Wie ist er bislang behandelt worden?«
»Durch den Medoroboter meines Schiffs. Modell Guantaka, Fertigungsreihe 17.«
Der Naat musterte die an eine Flugechse erinnernde TAI'GONOZAL. Weltraumstaub hatte seine Spuren hinterlassen, kleine Kerben überzogen den silbrigen Rumpf, die weit ausladenden Flügel, die vorstrebende Kernsektion. Dennoch war deutlich zu erkennen, dass es sich um eine moderne Jacht auf dem neuesten Stand arkonidischer Technik handelte. Tira hatte das Glassit der Pilotenkanzel transparent geschaltet und sah zu ihnen herunter.
Der Naat brummte zustimmend. »Der Medoroboter hat ihm das Leben gerettet. Bis jetzt.«
Die rote Linse erlosch, als er sich aufrichtete. »Antiseptischer Sprühverband für initiale Dekontamination«, wies er die Roboter an. »Isolierend. Keine aktiven Substanzen. Einliefern in Medolabor drei. Vollüberwachung abzüglich invasiver Sonden.«
Die Roboter transportierten die Antigravliege ab. Dabei führte einer von ihnen einen glänzenden Zylinder über einen verfärbten Hautbereich. Wie kondensierender Dunst legte sich ein grüner Schleier darüber.
»Begleiten Sie uns?«, fragte der Naat und wischte in Richtung der Panzertür, durch die die Roboter gerade Denurion schoben.
Charron trat ein Stück zurück, um den Mann in seiner Gesamtheit mustern zu können. Sein Overall wirkte funktional, Instrumente beulten die Taschen aus. Er trug weder Rangabzeichen noch Kampfmesser oder Strahler.
»Sie sind kein Soldat.«
Der Naat grunzte zustimmend. »Ich heiße Parleen. Ich bin der Arzt auf dieser Station.«
»Ich muss mich für mein rüdes Auftreten entschuldigen. Beinahe alle Naats, denen ich bislang begegnete, waren beim Militär.«
Parleen machte eine wegwerfende Geste. »Das war ich auch. Es ist lange her. Ich habe ein paar Andenken zurückbehalten. Ich hoffe, es betrübt Sie nicht, dass ich nicht vor Ihnen knien konnte. Aber wie Sie schon sagten, ich bin kein Soldat mehr. Außerdem darf ich sogar beim Gouverneur auf Verständnis hoffen. Wegen dem hier.«
Er klopfte gegen sein rechtes Bein, was ein metallisches Geräusch verursachte. Jetzt, als er darauf achtete, hörte Charron jedes Mal, wenn Parleen den rechten Fuß aufsetzte, einen hellen Ton. Das leichte Humpeln des Naats fiel kaum auf. Er musste den Umgang mit der künstlichen Gliedmaße lange gewohnt sein.
»Mir liegt nichts an soldatischem Zeremoniell«, sagte Charron. »Ich bitte Sie nur, meinen Freund gesund zu machen. Das ist sehr wichtig für mich.«
»Ich habe die Daten studiert, die Sie übermittelt haben. Darin wird ein arachnoides Kunstgeschöpf erwähnt.«
»Das hat Denurion vergiftet. Wir dachten, er hätte es überstanden, aber dann kam dieser Rückfall.«
»Haben Sie die Spinne noch?«
»Wir haben die Überreste eingefroren. Ich werde meine Assistentin sofort bitten, sie Ihnen zu bringen.«
2.
Anflug auf Naat
Lautlos fiel die Fähre durch das Nichts des Weltraums. Sergh da Teffron hatte Zeit. Er hatte beschlossen, seinem Schicksal entgegenzugehen. Es war immer dort gewesen. Auf Naat. Hatte geduldig auf ihn gewartet. Die Entscheidung, sich ihm zu stellen, hatte allein bei Sergh gelegen. Nun, da er sie getroffen hatte, würde sich keine Macht zwischen ihn und seine Bestimmung stellen. Sein Schicksal und er würden sich verbinden wie zwei Atome, die im Innern eines Schwarzen Lochs zusammengedrückt wurden, bis ihre Hüllen kollabierten und ihre Kerne untrennbar wurden.
Außerdem gab es unangenehmere Situationen, als mit einer schönen Frau allein in einer Raumfähre unterwegs zu sein, während die Positronik sanfte Instrumentalklänge einspielte. Sergh lächelte, als er Thetas leichte Schritte hörte. Er verzichtete darauf, den Pilotensessel herumzuschwenken, und wartete ab, bis sie neben ihn trat und ihm die Tasse reichte. Sein Ring klickte gegen die Keramik. Dampf befeuchtete seine Brauen. Vielfältige Aromen weiteten seine Nase. Einen Moment lang ließ er den K'amana seinen Mund verbrennen, erst dann schluckte er ihn hinunter.
Theta lehnte sich an die Konsole. Zärtlich strich sie über sein kahles Haupt. Eine Berührung, die ihn schaudern ließ. Sicher kein Zufall. Sie war eine
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