058 – Das Gift des Rings

dazu und löste beiläufig das Händchen aus Denurions Pseudopodium.
    »Jetzt hat Sergh da Teffron das wichtigste Tasbur von Naat gewonnen«, sagte ter Marisol. »Kriegen Sie das hier überhaupt mit, da Gonozal? Sie scheinen Ihre gesamte Zeit bei Ihrem Freund zu verbringen.«
    »Doch, Parleen hat mir davon erzählt.«
    »Dieser vertrottelte Naat!«, schnaubte ter Marisol. »Ich hatte die Hoffnung, er sei nicht so leichtsinnig wie seine Artgenossen. Dieser gebrochene Arm hat mir gerade noch gefehlt. Ich hoffe, er ist bald wieder voll einsatzfähig.«
    Charron murmelte eine Zustimmung.
    Stirnrunzelnd sah ter Marisol zu, wie Ihin seine Tochter umgarnte. »Komm jetzt, Anga«, sagte er. »Ich bringe dich zu Mama.«
    »Kann ich nicht noch ein bisschen bleiben?«
    »Ach was!«, rief Ihin. »Wir beide gehen in die Bar und trinken etwas Süßes. Dort ist es viel schöner als hier. Es wird lange dauern, wenn ich dir alles über die modernsten Kleider im Tross erzähle.«
    »Darf ich, Papa?«
    »Von mir aus. Ich werde Ihnen allerdings keine Gesellschaft leisten können. Da Teffron ist in die Große Grube von Luusok hinabgestiegen. Auf Naat ist die Stimmung angespannt. Ich werde dort persönlich nach dem Rechten sehen.«
    »Sie sind ein sehr gewissenhafter Gouverneur.« Ihin lächelte, als sie aufstand.
    Charron wollte schon aufatmen, als Anga ihren Vater an der Desinfektionsschleuse zurückhielt. Ihre klugen Augen richteten sich auf Denurion. »Er redet wirklich von einem verbrannten Bein, Papa.«
    »Ein Xisrape hat keine Beine.« Ter Marisol sah erst Denurion, dann Charron an. »Vielleicht spricht tatsächlich ein Ahn der da Gonozals aus ihm.«
     
    Orcast stammelt, dass er nicht ohnmächtig werden will. Er gibt mir den Strahler, die Waffe, die Pistole. Ich soll aufpassen und auf Herak da Masgar schießen, wenn er wieder durch die Tür, den Durchgang, in den Raum kommt. Er wird bestimmt wiederkommen, er will ja Orcast umbringen.
    Ich sage Orcast, dass ich Herak da Masgar lieber mit meinem blauen Nebel lähmen würde. Aber Orcast sagt, dass unser Gegner sehr gefährlich ist und ich nichts riskieren darf. Außerdem dauert es zu lange, bis mein Körper wieder neuen Nebel gebildet hat.
    Orcast will wissen, wo Herak da Masgar jetzt ist.
    Ich rufe laut nach dem lernfähigen, interaktiven Spezifikationsprogramm für Umsorgungseinrichtungen. Sofort baut sich das Holo auf.
    Orcast schaut es einen Moment verblüfft an. Er fordert es auf, uns zu zeigen, wo Herak da Masgar ist.
    Das Programm weigert sich. Es nimmt keine Befehle von Arkoniden entgegen.
    Ich wiederhole, was Orcast sehen will.
    Ein Hologramm zeigt Gänge und Räume, einen dreidimensionalen Ausschnitt der Stadt. Ein leuchtender Punkt bewegt sich hindurch.
    Orcast ruft, dass Herak da Masgar fliehen will. Das Spezifikationsprogramm soll die Sicherheitseinrichtungen nutzen, um ihn aufzuhalten, zu stoppen, zu fangen!
    Das Spezifikationsprogramm weigert sich auch, als ich den Befehl wiederhole. Es sagt, dass Herak da Masgar korrekt autorisiert, legitimiert, identifiziert ist.
    Der Punkt bleibt jetzt in einem Raum, der an der Außenseite unseres Turms liegt.
    Wir fragen, ob das Spezifikationsprogramm uns ein Bild von diesem Bereich zeigen kann. Sofort erscheint eine Kameraübertragung. Ein Hangar. So ein Schiff wie das, in das Herak da Masgar jetzt steigt, habe ich noch nie gesehen. Es scheint länger zu sein als eine Korvette, aber nicht so hoch. Viele Stacheln, Aufbauten, Dornen stehen von ihm ab. Es ist rostrot.
    Die Tentakel aus dem Bett haben Orcasts Bein versiegelt. Trotzdem ächzt er vor Schmerzen, als er sagt, dass wir Herak da Masgar unbedingt aufhalten müssen. Wenn er in das Imperium zurückkehrt, wird er die Projektilwaffe präsentieren, die er Orcast weggenommen hat. Der erste Imperator hat sie einem Attentäter abgenommen. Danach wurde sie von Imperator zu Imperator weitergegeben. Ein Zeichen der Legitimation, mit dem Herak da Masgar die Arkoniden überzeugen kann, dass er in Orcasts Namen spricht.
    Aber das Schiff hebt ab, startet, fliegt los. Wir sehen zu, wie es auf Prallfeldern nach draußen schwebt. Die Kamera wechselt. Im Freien zünden die Triebwerke.
    Vor dem Schirm dreht das Schiff, bis die glühenden Geschützmündungen auf unseren Turm zeigen. Ich sehe gleichzeitig den Blitz der Waffen und höre den Donner der Explosion über uns durch das Gebäude rollen.
    Orcast ist bewusstlos. Ich sage dem Spezifikationsprogramm, dass wir ihn in eine andere Medostation