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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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verwundenen Strängen der zentralen Säule. Den Oberkörper hat er hochgestützt, aber die Beine scheint er nicht bewegen zu können. Das liegt wohl daran, dass sein linker Oberschenkel verbrannt ist. Rauchfäden kräuseln daraus nach oben. Die Hose seines Untergewands ist so damit verschmort, dass ich nicht erkennen kann, wo die Textilie endet und wo Orcasts Fleisch beginnt.
    Herak da Masgar steht vor ihm, mit dem Rücken zu mir. Er hat Orcasts Strahler auf ihn gerichtet. Imperators Gerechtigkeit, der Jiku-77-Nadler, die Projektilwaffe, die von jedem Imperator an seinen Nachfolger weitergegeben wird, hat er ihm auch weggenommen. Sie steckt in einer Beintasche.
    Orcast macht eine winkende Bewegung. Er will wohl, dass ich mich in Sicherheit bringe, flüchte, fliehe. Tatsächlich habe ich Angst. Aber ich kann Orcast nicht allein lassen. Er ist mein Freund. Ich mache mich flach und gleite hinter ein Bett. Nur meine Sehwulste biege ich dahinter hervor, um zu beobachten, was geschieht.
    Orcast ruft, dass Herak da Masgar ihn verraten hat. Die Welt des Ewigen Lebens gibt es gar nicht! Niemand wird unsterblich!
    Herak da Masgar tastet mit der Hand an seiner eigenen Brust und sagt, dass die Unsterblichkeit, das ewige Leben, die unvergängliche Jugend existiert. Orcast wird sie aber nicht erhalten.
    Orcast lacht. Das Lachen wird zu einem Stöhnen. Vorsichtig verlagert er sein Bein. Es raucht immer noch. Er sagt, dass es im ganzen Imperium keine Welt gibt, die weniger Leben trägt als dieser Halbplanet.
    Nur weil dies nicht der Ort ist, wo die Unsterblichkeit winkt, sagt Herak da Masgar, bedeutet das nicht, dass ein solcher Ort nirgendwo im Universum existiert. Das Universum ist voller Wunder. Von den meisten ahnt Orcast nichts. Von der Welt des Ewigen Lebens hat er immerhin eine Legende gehört.
    Orcast schreit ihn an, dass er alle umgebracht hat. So viele Arkoniden. Seine gesamte Familie.
    Herak da Masgar bedauert seine Mittel. Tatsächlich hört er sich so an, als würde er sie bedauern. Herak da Masgar sagt, dass es Orcasts Entscheidung war, drei Schlachtschiffe mitzunehmen. Das stimmt. Ich erinnere mich daran, dass das Orcasts Idee war.
    Orcast klagt, dass Herak da Masgar ihm Leben versprochen und nur Tod gebracht hat.
    Herak da Masgar sagt, dass viel mehr auf dem Spiel steht, als Orcast begreifen könnte. Viel mehr als Arkon.
    Orcast sagt, dass er immer Arkon an die erste Stelle gesetzt hat. Er hat dem Imperium gedient.
    Herak da Masgar sagt, dass er Orcast achtet. Orcast ist ein Herrscher mit Weitsicht. Herak da Masgar nähme jemanden wie ihn gern in seine Dienste. Aber das ist leider unmöglich, weil das Ringen keinen Raum für Sentimentalitäten lässt.
    Ich weiß nicht, was er mit »dem Ringen« meint. Er ringt ja gar nicht mit Orcast. Er hat mit dem Strahler auf ihn geschossen. Und der neue Weltenspalter hat auch nicht gerungen. Er hat die Schlachtschiffe mit einer Energieklinge zerschnitten.
    Ich will etwas tun, um Orcast zu retten. Trotz meiner Angst verlasse ich mein Versteck. Zum Glück mache ich keine Geräusche, wenn ich schwebe. Ich breite mich weit aus und komme von hinten auf Herak da Masgar zu. Ich beeile mich. Wenn er sich umdreht, wird er mich sehen und mit dem Strahler auf mich schießen. Das wird sehr wehtun. Ich sehe den Schmerz, die Pein, die Agonie auf Orcasts Gesicht.
    Herak da Masgar sagt, dass ein Imperator manchmal zum Wohl des Imperiums sterben muss. Orcast wird für eine noch viel größere Sache sterben.
    Ich habe ihn fast erreicht. Orcast sieht mich natürlich. Er sagt zu Herak da Masgar, dass es immer mehr als nur eine Möglichkeit gibt. Er schlägt vor, dass Herak da Masgar noch mehr erzählt über die gute Sache, für die er steht, und über dieses Ringen und dass Orcast ihm hilft, den besten Plan zu schmieden.
    Herak da Masgar sagt, dass er genau weiß, was er tut und bereits den optimalen Plan hat. Seine Regentschaft würde Orcast gefallen. Orcast hätte großes Vergnügen gehabt, sie mitzuerleben.
    Ich bin zu nah herangeschwebt. Ich wollte ganz sicher sein. Herak da Masgar wirbelt herum. Ich spucke den feinen blauen Nebel, dessen Duft die Leute lähmt und träumen lässt. Aber ich treffe nicht richtig. Herak da Masgar atmet kaum etwas davon ein.
    Orcast schwingt sein verwundetes Bein. Steif wie ein Stück Holz schlägt es an Herak da Masgars Knie. Orcast schreit vor Schmerz. Meine Haut kräuselt sich.
    Herak da Masgar stürzt. Über ihm breitet sich meine blaue Nebelwolke aus. Nichts

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