058 – Das Gift des Rings
Worte hörte er dennoch. »Nicht nur die Naats haben Schwache unter sich. Auch das Imperium ist nachlässig geworden. Jetzt, da der Krieg gegen die Methans naht, können wir uns keine Schwäche mehr erlauben.«
Ghorn griff an seine Brust. Unter der Knochenplatte pochte das Herz, als müsste es mit großer Anstrengung fertig werden.
»Der Regent selbst ist schwach geworden! Er ruht sich in seiner Macht aus, hat zu tief in die Kelche geschaut. Wir werden nicht bestehen können, wenn wir einem Schwächling folgen.«
Zustimmende Rufe der Naats.
»Ihr habt die Tradition, einen schwachen Offizier zu einem Duell zu fordern, damit ein Stärkerer an seine Stelle treten kann. Das ist weise. Aber die Arkoniden kennen keine solche Tradition.«
Er sagte die Arkoniden. Nicht wir Arkoniden.
»Dafür gibt es andere Methoden. Sicher sind sie einem Naat fremd, aber auch sie sorgen dafür, dass die Starken herrschen und die Schwachen weichen. Bald werde ich einige Dinge tun, die ihr nicht verstehen werdet. Aber vertraut mir, so, wie ich auf die Naats vertraue! Denkt daran, dass ihr meine Stärke auch verkannt habt, bevor ich im Tasbur antrat. Und doch stehe ich jetzt als Gleicher unter euch!«
Ghorn versuchte aufzustehen, aber seine Beine trugen ihn nicht. Zwischen Sessel und Konsole brach er zusammen.
»Ich erwarte, dass die Naats mir folgen! Sorgt dafür, stolze Triumphatoren, und ich werde die Naats stark genug machen, damit sie frei werden von fremden Mächten. Von jeder Macht, die fremd auf Naat ist!«
Die Aufzeichnung endete.
Ghorn würgte. Er wollte die Positronik anweisen, Hilfe zu holen. Mehr als ein Röcheln gelang ihm nicht.
25.
Umlaufbahn um Naat, Schlachtkreuzer ISSIN'GOR
Der Schlachtkreuzer ISSIN'GOR führte ein letztes Manöver durch, bevor er Sergh da Teffron von Naat fortbringen würde. Drei Sturmtrupps naatischer Raumsoldaten enterten ein Wrack, das im Vakuum trieb. Es wurde von notdürftig zusammengeflickten Robotern verteidigt, sodass die Kommandos keine Rücksichten nehmen mussten. Jedes von ihnen wollte als Erstes die gegnerische Zentrale stürmen.
Die Offiziere schienen die Koordination der Aktionen im Griff zu haben. Die meisten von ihnen waren ebenfalls Naats, sodass die Kommandozentrale der ISSIN'GOR von Gebrüll erfüllt war. So gaben Stahlfresser eben ihre Befehle.
Sergh beanspruchte den Sessel des Kapitäns natürlich für sich. Da seine Aufmerksamkeit nicht vonnöten war, suchte er Peshteer auf den Holos. Er machte ihn als dunklen Punkt vor Naats hellblauem Sauerstoffball aus.
Er würde zu dem Mond zurückkehren, auf dem Verurteilte dem Zorn naatischer Einzelkämpfer ausgesetzt wurden. Spätestens, wenn er diesen impertinenten Perry Rhodan und dessen Freunde dorthin brächte. In der dünnen Atmosphäre zwischen den Vulkanen würden sie leiden und sterben, um den Menschen eine Lektion in Demut und Respekt zu erteilen. Sergh war entschlossen, einen hohen Preis dafür zu verlangen, dass man ihn herausgefordert hatte.
Er betätigte die Schaltfläche, die blinkend um seine Aufmerksamkeit bat. Ein Holo von einem Naat in einem Kampfanzug baute sich auf. Hinter ihm waren einige Kameraden zu sehen, die mit ihren schussbereiten Strahlengewehren in der luftlosen Zentrale des Wracks schwebten.
»Kommandogruppe zwei hat das Ziel gesichert!«, meldete der Naat. »Wir übergeben das Feindschiff Ihrer Gnade, Ehrenwerter!«
»Gut gemacht, Soldat!«
In der Art, wie der Naat das Wort »Ehrenwerter« ausgesprochen hatte, glaubte Sergh echte Hochachtung gehört zu haben. Das erste Mal in all den Jahren. Zwar musste man mit solchen Schlüssen vorsichtig sein, weil die Lautorgane eines Naats sich von denen eines Arkoniden unterschieden. Aber seit dem Tasbur begegneten ihm die Naats anders als vorher. Alle wussten davon, wie er an der Großen Grube seine Stärke bewiesen hatte. Ihre Psyche zwang sie, dem Stärksten zu folgen. Vor allem wenn er versprach, sie dorthin zu führen, wo sie ihre eigene Stärke beweisen konnten.
Naats neigten zu Brutalität. Was Intrigen anging, waren sie naiv. Deswegen glaubte Sergh, dass auch der Respekt der Triumphatoren echt war. Zudem hatte er Granaar, seinen treuen Lehnsmann, auf Naat gelassen. Granaar würde den Samen pflegen, den Sergh gesät hatte. Jeden Fehlschlag würde der durch seinen Eid gebundene Naat als persönliches Versagen werten.
Das dachte ich auch von Novaal. Ärgerlich runzelte Sergh die Stirn. Er gestand sich ein, dass er bei Novaals Führung Fehler
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