Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
Vom Netzwerk:
Handschuhe.
    „Sie haben ganz recht!“ Es klang wie ein Peitschenhieb. „Es läßt sich nicht schneiden, oder?“
    „Nein, Sir.“
    „Die Zellen lassen sich aber teilen?“ fuhr Bolton fragend fort.
    „So ist es“, bestätigte Durger.
    Bolton nickte. „Lassen wir es fürs erste dabei bewenden. Halten Sie mich auf dem laufenden.“
    „Selbstverständlich, Sir.“
    Quentin fragte sich, wo das kraftvolle, aggressive Gebaren geblieben war, das Durger normalerweise an den Tag legte. Allein war Durger eine Persönlichkeit. In Gegenwart Boltons war er nur ein Echo. Bolton verließ das Labor. Als die Tür sich hinter ihm schloß, war es, als ob der Vorhang nach dem letzten Akt eines Schauspiels fiel. Die Atmosphäre im Raum änderte sich schlagartig. Eve Dante seufzte erleichtert auf, und es schien wieder Leben in sie zu kommen. Quentin hatte das Gefühl, als habe die Schwüle eines Sommerabends sich mit plötzlicher Heftigkeit in einem Gewitter entladen. Durger übernahm wieder die Herrschaft über sein Labor.
    Quentins lebhafte Phantasie ließ ihm Durger wie einen hochqualifizierten Halbschwergewichtler erscheinen, der soeben von einem weit schwereren Gegner zu Boden geschickt worden war. Der Abgang des unbesiegbaren Schwergewichtlers gab dem leichteren Mann die Chance zurück, sich im Ring wieder zu behaupten.
     

     

Die Zeit schritt fort. Quentin ging essen, und Eve Dante übernahm die nächste Wache. Nach dem Essen machte Quentin einen kleinen Spaziergang durch den Garten des sonderbaren alten, vollkommen isoliert und weltabgeschieden wirkenden Hauses. Er genoß die ländliche Atmosphäre. Aus der Ferne kam leise das Pfeifen einer Dampflokomotive. Die Luft roch nach Garten und Sommer. Seine Hand lag auf der weichen, angenehmen Rinde einer Silberbirke. Quentin fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn er jetzt auf sein Zimmer ging, seinen Koffer packen und die Station verlassen würde. Vermutlich nichts, dachte er.
    Aber dann stiegen Zweifel in ihm auf.
    Ein Mann wie Harry Bolton würde sich seine Pläne nicht so ohne weiteres durchkreuzen lassen. Leute wie er hatten überall Einfluß. Es bestand durchaus die Möglichkeit, daß Bolton ihm die ganze Karriere verdarb, wenn er sich mit ihm anlegte. Quentin war ein vorausschauender Mensch. Er war weder Karrierist, noch Opportunist, er war nur vorsichtig. Es gab da allerdings noch einen anderen Grund.
    Je mehr er darüber nachdachte, desto gewichtiger wurde dieser Grund: Eve Dante. An sie dachte er sehr intensiv, als er dort an der Birke lehnte und mit dem Silberpapier seines Karamellbonbons spielte. Er war sich vollkommen darüber im klaren, was zwischen der attraktiven Laborantin und dem liebeshungrigen Millionär vorging. Aber warum? War es nur die Kraft seiner Persönlichkeit, oder hatte er das Mädchen irgendwie in der Hand? Er sah auf die Uhr. Es war Zeit, wieder ins Labor zu gehen. Er schnippte das Bonbonpapier über die Schulter. Normalerweise haßte er es, Abfall umherzustreuen. Andererseits konnte er Bonbonpapier in seinen Taschen nicht ausstehen. So warf er es unter die Silberbirke, weil dort , wie er fand, vergleichsweise mehr Platz war als in seiner Tasche. Er ging zurück zu dem alten Herrenhaus, um im Labor weiterzuarbeiten. Durger war fort. Eve saß neben dem Inkubator und starrte ihn wie hypnotisiert an. Sie hielt einen Notizblock auf den Knien.
    „Eve!“ rief Roger sie leise an. Sie fuhr zusammen und sah auf.
    „Sie haben mich erschreckt. Ichhabe Sie nicht kommen hören.“
    „Das tut mir leid. Es war nicht meine Absicht.“ Sie wandte sich ab, als ob sie auf eine Unterhaltung keinen Wert legte. Ihre Augen hefteten sich von neuem auf den Inkubator.
    „Eve, es geht mich zwar nichts an, und wenn Sie nicht darüber sprechen wollen, werde ich nicht in Sie dringen. Aber bitte, sagen Sie mir, warum hat Bolton solche Macht über Sie?“
    Sie sah ihn an. Für einen Moment flammte Ärger in ihren Augen auf. Aber dann wurde ihr Gesicht weich, und sie streckte ihm die Hand entgegen. Sie hat wunderschöne Hände, dachte Roger. Instinktiv umschloß er sie mit seinen Händen.
    „Ich muß einmal mit jemandem sprechen“, sagte sie leise. „Vor langer Zeit– es war nicht hier in England – gab es politische Unruhen. Vom Regierungsstandpunkt aus war ich bei der falschen Partei. Bolton wußte davon. Er gehört zu jenen Leuten, die einen Streit zwischen zwei Parteien entfachen und dann mit unvorstellbarem Profit Waffen in beide Lager liefern.“
    Eine

Weitere Kostenlose Bücher