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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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wenigen Sekunden am Ende seiner Kraft, fühlte er neue Energie.
     

    Ihm fiel wieder ein, was er im College über die latenten Kraftreserven des menschlichen Körpers gehört hatte.
    Er verstärkte seinen Griff um Durgers Fußgelenk und begann, es zu drehen. Erinnerungen tauchten auf. Die Samstagnachmittage im Gemeinschaftsraum des Colleges! Fernsehen! Ringen! Was tut man, wenn man das Fußgelenk des
    Gegners im Griff hat? Er packte auch den zweiten Fuß und klemmte sich beide unter die Achselhöhlen.
    Es war ziemlich eng, kein Vergleich mit dem Ring, in dem die Burschen im Fernsehen ihre Ringkämpfe austrugen. Aber es mußte auch so gehen. Er drehte Durger herum, während er dessen Fußgelenke wie in einem Schraubstock festhielt. Durger wehrte sich und versuchte, sich dem Griff zu entziehen. Vergebens. Quentin beherrschte ihn.
    Der Doktor kämpfte verzweifelt, aber nach ein paar Sekunden hatte Quentin ihn da, wo er ihn haben wollte. Durger lag mit dem Gesicht nach unten undwurde langsam nach hinten gedrückt, während Rogers Füße fest auf seinem Rücken standen. Die Kämpfe im Fernsehen! Jetzt mußte man sich nur noch mit aller Macht zurücklehnen! Roger tat es. Unter sich hörte er einen erstickten Laut. Die Stimme Durgers klang nicht mehr befehlend und herrisch, nicht mehr nüchtern und überlegen. Es war ein Winseln um Gnade.
    „Halten Sie ein!“ Durger war am Ende. „Sie brechen mir den Rücken!“
    „Ihre Entschuldigung!“ knirschte Roger.
    „Niemals!“
    Roger drückte fester zu.
    „Schon gut, verflucht noch mal! Ich gebe auf!“ Es klang fast hysterisch. „Ich bitte um Entschuldigung.“
    Quentin lockerte seinen Griff und half dem anderen auf. Sein Ärger war so schnell verflogen, wie er gekommen war. Es war, als hätte man ein Ventil geöffnet. Er fühlte eine Welle von Triumph und stolzer Genugtuung. Er war ein Ritter, der sich die Sporen verdient, ein römischer Jüngling, der endlich die Toga virilis errungen hatte. Er war Herkules nach dem Sieg über die Hydra, Atlas mit der Welt auf den Schultern. Er suchte Eve Dantes Blick und fühlte sich wie Paris nach der Entführung Helenas. Er schaute einen Moment wachsam zu Durger hinüber, aber der finstere Mann, über dessen Wangen Tränen des Schmerzes liefen, war vollauf mit seinem gemarterten Rückgrat beschäftigt. Mit der Großmut des Siegers reichte er ihm sein sauberes Taschentuch.
    „Ihre Nase blutet noch immer“, sagte er sanft. Eine etwas unpassende Bemerkung, fand er. Er konnte es kaum fassen, daß er es wirklich getan hatte. Es tat ihm ehrlich leid, Durger so weh getan zu haben. Andererseits hätte er diesen Sieg nicht missen mögen.
    Eve Dante trat zu ihm und begann, seinen Hals sanft zu reiben. „Alles in Ordnung, Roger?“
    „Alles klar. Ein bißchen trocken vielleicht, aber sonst ganz in Ordnung.“ Er ließ sich auf eine Bank nieder und sah unsicher grinsend zu Durger hinüber, der sich mit dem Taschentuch das Blut von Nase und Oberlippe wischte. Er fuhr sich über die tränenden Augen. Er machte einen schwankenden Schritt vorwärts und straffte vorsichtig den Rücken.
    „Niemals“, murmelte er, „niemals in meinem ganzen Leben …“
    „Niemals was?“ fragte Eve.
    „Niemals unterlegen“, stieß Durger hervor. „Nie zu einer Entschuldigung gezwungen. Noch nie so gedemütigt.“
    „Was ist mit Bolton?“
    „Das ist etwas anderes. Bolton ist kein Mann.“
    „Was werden Sie jetzt tun?“ fragte Roger mit gespielter Gleichgültigkeit. Ein negativer Bericht Durgers an die Universität, und er war ein Ex-Medizinstudent mit großer Vergangenheit, aber ohne Zukunft. Er fragte sich, ob Durger das gleiche dachte. Aber Durger schien restlos erledigt.
    „Ich gehe auf mein Zimmer“, sagte Durger.
    Quentin, noch immer in Siegerlaune, legte seinen Arm um Eves Taille. „Das war also der unbesiegbare Durger“, sagte er mit berechtigtem Stolz. „Jetzt kommt Bolton an die Reihe.“
    „Mit Bolton können Sie sich nicht schlagen“, sagte das Mädchen. „Durger war stark, ein gefährlicher Gegner. Ich will Ihren Erfolg nicht herabsetzen. Es war schon ein Fortschritt, und es wird sich jetzt manches hier ändern.“
    Rogers Siegesbewußtsein war verflogen, und er fühlte sich wieder wie ein Primaner beim ersten Rendezvous. „Es hört sich zwar sehr romantisch an, aber können Sie verstehen, was ich meine, wenn ich sage, daß ich das alles ohne Sie nicht getan hätte?“
    „Ich glaube ja, und es macht mich sehr glücklich.“ Sie

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