058 - Der Duft von Sandelholz
gemeint, was ich im Käfig sagte, Lily", flüsterte er. „Ich liebe dich."
Sie legte den Kopf an seine Wange und schmiegte sich an ihn. „Ich liebe dich auch.
Und ich weiß, dass du das ernst gemeint hast. Du sagst immer, was du denkst, nicht wahr?"
„Ich fürchte ja."
„Das ist eine deiner liebenswertesten Eigenschaften."
„Dann macht es dir vermutlich auch nichts aus, wenn ich dich frage, warum du nach Schinken riechst?"
Sie runzelte die Stirn. „Wehe, du beklagst dich darüber, du Schuft. Das ist der Preis, den ich zahlen musste, um deinen Hals zu retten."
„Oh, es macht mir nichts aus. Es ist nur ein weiterer Grund für mich, dich vernaschen zu wollen."
„Du bist so ein böser Mann."
„Hattest du nicht eben von meinen liebenswertesten Eigenschaften gesprochen?
Das wäre beispielsweise eine." Mit einem leisen Lachen trieb er das Pferd weiter an.
„Komm schon, Mädchen. Jetzt nicht nachlassen."
„Lauf weiter, Mary. Wir brauchen dich."
„Sie kann diese Geschwindigkeit nicht mehr lange durchhalten. Zudem müssen wir jetzt die Straße verlassen", sagte Derek. Seine Miene verdüsterte sich. „Sie kommen."
„Kannst du sie sehen?", fragte Lily ängstlich und versuchte, einen Blick nach hinten zu werfen.
„Nein, aber Mary kann sie hören", erwiderte Derek und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Ohren des Tieres. Lily wunderte sich über seine Fähigkeit, die kleinsten Veränderungen der Stute deuten zu können, aber schließlich musste er sich darauf verlassen können, dass sein Pferd ihm bei der Kavallerie das Leben rettete. „Halt dich fest."
Derek zog ein wenig an den Zügeln und ließ das schnaubende Pferd in einen langsamen Trab fallen. Danach lenkte er das Tier von der Straße.
Lily wusste nicht, auf welchem Anwesen sie sich befanden, doch Derek führte Mary Nonesuch noch ein Stück weiter durch das hügelige Land, über mondbeschienene Wiesen, auf denen hin und wieder dunkle Schonungen zu sehen waren.
Derek jagte das Pferd über die nächste Anhöhe, dann, ein paar hundert Yards von der Straße entfernt, suchten sie Deckung unter ein paar Bäumen. Derek glitt aus dem Sattel und winkte Lily, sich tiefer über die Stute zu beugen. Er ging nach vorn, um dafür
zu sorgen, dass das Pferd ruhig und leise blieb.
Mit angehaltenem Atem beobachtete Lily die Straße. Sie war angespannt, aber Dereks Nähe gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Er legte voller Zuversicht eine Hand auf ihre, als Edwards Männer auf dem Teil der Straße in Sicht kamen, den sie gerade verlassen hatten.
Sie waren zu viert und kamen gerade um eine Biegung. Aber während Derek und Lily schweigend in dem kleinen Hain warteten, hielten die Verfolger nicht an.
Stattdessen hetzten sie weiter in Richtung Stadt und wirbelten dabei eine Menge Staub auf.
Lily wagte erst wieder zu atmen, als Edwards Gefolgsmänner außer Sichtweite waren. Das war knapp gewesen.
Derek verharrte noch einen Moment, um sicher zu sein, dass sie nicht zurückkehrten. Schließlich lächelte er Lily an. „Ich glaube, wir haben es geschafft." Er ließ die Zügel los und hob sie aus dem Sattel. „Und ich glaube, wir könnten alle drei eine kleine Pause gebrauchen, ehe wir weiterziehen."
Als Lily zustimmend nickte, hörten sie wütendes Quaken aus dem Gehölz auf der anderen Seite des Feldes. Beide drehten sich dorthin um, dann sahen sie einander verwirrt an.
„Das klang wie eine Ente", sagte Lily.
„Enten bedeuten Wasser", erwiderte Derek. „Komm mit."
Lily ging neben ihm her, als sie aus dem Schutz der Bäume und auf das vom Mondlicht erhellte Feld traten. Derek warf einen Blick zurück auf die Straße, aber es war niemand zu sehen. Lily war froh, mehr Abstand zu erlangen. Je weiter sie von Edwards Männern weg war, desto besser.
Derek hat recht, dachte sie. Sie konnten beide eine Rast gebrauchen, um sich nach dem schrecklichen Feuer etwas auszuruhen und zu sammeln, ehe sie überlegten, was sie als Nächstes tun sollten. Vielleicht fanden sie auch etwas Trinkwasser zum Trinken.
Mit der tapferen Mary Nonesuch bestiegen sie eine leichte Anhöhe, und als sie diese auf der anderen Seite wieder hinabgingen, konnten sie die Straße überhaupt nicht mehr erkennen. Sie lag jetzt ungefähr eine Viertelmeile hinter ihnen.
Es dauerte nicht lange, dann erreichten sie einen Wald. Lily nahm Dereks Hand und ließ sich von ihm durch die Dunkelheit geleiten. Über ihnen knarrten in den Bäumen Äste, doch gleich
darauf traten sie hinaus auf eine
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