058 - Der Duft von Sandelholz
auf und eilte in ihre Arme.
„Machen wir, dass wir hier wegkommen", murmelte er. Lily nickte. Sie merkte, dass sie zitterte. Einander an den Händen haltend, liefen sie zum Hauptausgang des Stalles - aber der Weg war ihnen versperrt. Derek sah sich um, die Augen gegen den Rauch zusammengekniffen.
Noch immer vermochte sie kaum zu glauben, wie ruhig er war. Aber bei seinem Beruf war er vermutlich an Tumult und Zerstörung gewöhnt.
„Da." Er zeigte durch den Rauch. Die Flammen hatten die letzte Box am Ende des Ganges noch nicht erreicht. Wie alle anderen war sie leer, da die Pferde offenbar gerettet worden waren.
Die Fensterluke bot ihnen eine günstige und vermutlich letzte Gelegenheit zur Flucht.
Sie rannten zur Box, dann über den mit Heu bestreuten Boden zur offenen Luke.
Dort hob Derek sie mühelos hoch zu dem breiten Sims.
Lily sprang hinunter in das Gras, das sich nur ein paar Fuß unter ihnen befand. Derek folgte ihr, als sie nebeneinander standen, nahm er wieder ihre Hand.
Während Edwards Anwesen hinter ihnen im Chaos versank, flohen sie in die Dunkelheit.
17. KAPITEL
"Sie schießen auf uns", rief Lily und warf einen Blick über die Schulter zurück, als ein Knall durch die Nacht hallte.
„Duck dich!" Derek schützte sie mit seinem Körper, während sie über den gepflegten Rasen von Edwards Anwesen rannten. „Lauf weiter. Wir sollten bald weit genug weg sein."
Ein wenig gebeugter eilten sie voran, in Richtung auf den hohen schmiedeeisernen Zaun, der Edwards Anwesen umgab.
Seine kostbaren Pferde liefen frei im Park umher, hierhin und dorthin, einige von ihnen hatten eine kleine Herde gebildet, andere folgten ihrem eigenen Instinkt.
Nicht weit vor ihnen sprang ein Grauschimmel wie ein Gespenst über ein paar Azaleenbüsche und galoppierte davon.
„Ich könnte eines dieser Pferde einfangen, um uns hier herauszubringen", murmelte er.
„Nicht nötig. Die Stute ist im Wald angebunden. Außerdem gibt es einen Zaun.
„Na schön. Komm weiter, Liebste", drängte er, als Lily hustete. Ihre Lungen schmerzten noch von dem Rauch.
Als ein weiterer Schuss ertönte, wurde der obere beschnittene Teil eines Buchsbaumstrauchs getroffen.
„Steig hoch", befahl er und faltete die Hände zusammen, als sie den hohen Eisenzaun erreichten.
Ohne innezuhalten, folgte sie seiner Anweisung, umfasste das Gitter und zog sich hinauf. Vorsichtig kletterte sie über es, dabei passte sie auf, dass ihre langen Röcke nicht an den scharfen Spitzen, die den oberen Rand des Zaunes säumten, hängen blieben. Nicht sehr elegant landete sie auf der anderen Seite.
„Du hast wohl nicht zufällig einen Schlauch mit Wasser mitgebracht, oder?", fragte Derek. Er stieg so mühelos über das Gitter, als würde er so etwas jeden Tag tun.
„Ich fürchte nicht", meinte sie und sah ihn erstaunt an, als er mit der Anmut einer Raubkatze von den Eisenspitzen heruntersprang. „Du musst halb verdurstet sein."
„Ich werde es überleben. Suchen wir das Pferd."
„Ich glaube, wir müssen hier entlang ..."
Sie liefen in der Nähe des Zauns durch den Wald. Angesichts der Dunkelheit und in Anbetracht der Tatsache, dass Lilys Erinnerung durch die Ereignisse des Tages etwas durcheinandergeraten war, fiel es ihr nicht ganz leicht, genau die Stelle wiederzufinden, an der sie Mary Nonesuch angebunden hatte.
Derek ging in geduldigem Schweigen neben ihr her. Ab und zu rief er leise nach seiner früheren Patientin. Lily spürte, wie auch er sie beschützen wollte.
„Da ist sie", rief Derek plötzlich und deutete auf einen großen Schatten zwischen den Bäumen.
Sie liefen zu dem braven Pferd. Zwar war die Stute nicht mehr angebunden, die Zügel mussten sich gelöst haben, doch sie hatte sich von dem Gebüsch nicht weit entfernt. Jetzt wieherte sie leise und kam auf die beiden zu.
Derek griff nach dem Zaumzeug und hob Lily in den Sattel. „So, los."
„Was?"
„Sie ist nicht stark genug, um uns beide sehr weit zu tragen."
„Doch, das ist sie."
„Streite nicht mit mir. Reite los. Sie werden dich verfolgen, und ich werde hierbleiben und sie aufhalten. Reite zu Gabriel..."
„Nein! Ich war zu nahe daran, dich zu verlieren. Komm mit mir. Verdammt, Derek, du bist verletzt, unbewaffnet und Edwards Leuten zahlenmäßig geradezu lächerlich unterlegen."
„Lily, ich kann das."
„Ich weiß, dass du das kannst. Aber ich will nicht, dass du es tust. Du musst mir nichts beweisen. Bitte Derek, ich will dich nicht verlieren."
Er blickte zum
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