058 - Der Duft von Sandelholz
besessen, so jemanden wie Lundy in ihren elitären Kreis einzuführen. Unfassbar war das für Sie."
Sinclair warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Ich bin sicher, es war schlimm genug, das ganze Leben in Fal-lows Schatten zu verbringen. Aber dann beleidigte er Sie, indem er von Ihnen und den anderen Ausschussmitgliedern erwartete, ein so niederes Geschöpf wie Lundy anzuerkennen", sagte Derek herausfordernd. „Edward Lundy gehörte nicht dazu. Er war keiner von Ihnen, gehörte nicht zu Ihrer Schicht, nicht wahr? Er war kein Gentleman, und Sie wollten auch nicht zulassen, dass er einer wurde, nicht wahr?
Diesmal, so dachten sie, war Fallow zu weit gegangen."
Sinclair weigerte sich zu sprechen, doch sein Blick bestätigte Dereks Vermutung.
Derek war entschlossen, nichts unversucht zu lassen, nur damit sich der Earl verriet.
„Aber Sie waren so klug. Sie haben alles so arrangiert, dass - sollte jemand den Diebstahl herausfinden - Sie alles Fallows Zögling anhängen und sich selbst von jedem Fehler reinwaschen konnten, indem Sie nach außen hin die Ermittlungen vorantrieben. Sie haben Kane nach Frankreich geschickt, doch nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, wollten Sie ihn nur noch erledigen. Natürlich war es unmöglich für Sie, ihn am Leben zu lassen. Er war zu leichtsinnig und zu unberechenbar. Skrupel hatte er auch keine. Er war kein Gentleman wie Sie. Eines Tages hätte er Sie mit der ganzen Sache erpressen können. Er hätte auftauchen und jemandem davon erzählen können. Also haben Sie ihn umgebracht, ehe er unbequem werden konnte. Aber wirklich, Vorsitzender. Benutzten Sie bei ihm auch ein Nachtschattengewächs?"
Derek hielt inne.
„Niemand verdient einen so schrecklichen Tod. Eine Kugel wäre für die beiden besser gewesen. Aber ich nehme an, Sie waren zu feige, auch nur einem von ihnen gegenüberzutreten, von Mann zu Mann. Denn da es sich um große, starke und junge Männer handelte, hätten diese Sie besiegt. Deshalb haben Sie das Gift gewählt."
„Ihre ganze Theorie ist sehr belustigend, Major. Aber Sie irren sich. Ich habe nie jemanden vergiftet. Lundy hat das Zeug von eigener Hand genommen, aus Verzweiflung über seinen Ruin und aus Schuldgefühlen wegen des Diebstahls.
Nachdem er seinen Tod bereits beschlossen hatte, rief er mich hierher, damit er gestehen konnte. Als ich versuchte, ihn daran zu hindern, sich das Leben zu nehmen, schleuderte er mich durch den Raum. Wie Sie sehen können, schlug ich mir dabei den Kopf an. Danach verlor ich das Bewusstsein."
Derek kniff die Augen zusammen. Sinclair musste ihn für einen dummen Soldaten halten, wenn er davon ausging, er würde diese haarsträubende Lügengeschichte glauben. Nicht einmal ein Verrückter würde einen so qualvollen Weg wählen, um seinem Leben ein Ende zu setzen.
Aber er entschied sich, Lord Sinclair eine geschicktere Antwort zu geben als einfache Verneinung. „Dann", murmelte er, „steht also Ihr Wort, gegen das von Lundy, ja?"
Der Vorsitzende schnaubte verächtlich, als stünde es außer Frage, wem die Welt Glauben schenken würde.
„Vielleicht besteht die Möglichkeit, dass Sie die Wahrheit sagen", räumte Derek freundlich ein. „Finden wir es heraus." Er sah sich um und entdeckte den silbernen Flachmann auf dem Boden.
„Was tun Sie da?" Unbehaglich sah Sinclair zu, wie Derek die Reiseflasche anvisierte, die Waffe noch immer auf ihn gerichtet - für den Fall, dass der Vorsitzende irgendeinen Trick versuchen wollte.
„Ich werde Ihnen etwas zu trinken holen, Mylord." Derek zog ein Taschentuch hervor, wickelte es um seine Hand, bückte sich und hob vorsichtig den Flachmann auf. „Er ist beinahe leer, aber ich glaube, ein paar Tropfen sind noch darin."
Sinclair wich zurück, als sich Derek ihm näherte.
„Das ist nicht meine Flasche."
„Sie trägt Ihr Monogramm, ein S. Lundy hatte nicht die geringste Ahnung, oder?
Nicht, ehe es zu spät war. Sie wussten, früher oder später würde er Sie anrufen. Und Sie waren vorbereitet. Sie Schlange!"
Sinclair wich noch weiter zurück. „Bleiben Sie weg von mir!"
„Was ist los? Wenn Sie Edward nicht mit etwas aus Ihrer Flasche vergiftet haben, dann trinken Sie einen Schluck und beweisen Sie es. Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink vertragen." Derek umfasste Sinclairs rundes Gesicht, schob seinen Kopf nach hinten und begann, ihm den Mund aufzudrücken. „Prost, Lord Sinclair! Trinken Sie einen Schluck!"
Lily schrie, während Sinclair sich gegen ihn wehrte.
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