058 - Der Duft von Sandelholz
und Sie wissen es. Letzte Nacht haben Sie den Ballsaal verlassen, um von ihm fortzukommen, nicht wahr? Deshalb fand ich Sie draußen im Garten."
„Hören Sie, ich werde das nicht mit Ihnen diskutieren. Ich will nur die Wahrheit.
Werden Sie Edward erzählen, was letzte Nacht geschah, oder nicht?"
„Sie glauben, das würde ich tun?", fragte er leise und sah ihr in die Augen.
„Misstrauen Sie allen Männern oder liegt das nur an mir?"
Als er ihr Gesicht sah, erkannte er, dass er vielleicht zu weit gegangen war. „Von mir haben Sie nichts zu befürchten", flüsterte er. „Ich möchte nur nicht zusehen, wie Sie einen schweren Fehler begehen."
„Welchen Fehler?", fragte sie wachsam. „Was meinen Sie?"
„Die Wahl Ihres Ehemannes", rief er aus. „Das Mädchen, das mich in der letzten Nacht so betört hat, war keine kalte, berechnende Mitgiftjägerin. Zwingt Ihre Familie Sie dazu, das zu tun? Denn ich kann nicht glauben, dass so ein schmutziger Plan von Ihnen stammt."
„Schmutziger Plan?"
„Miss Baliour, ich weiß, dass Ihre Familie bankrott ist. Das hat Lundy selbst mir heute Morgen gesagt. Ich nehme an, das ist einer der Gründe, warum dieser Diamant Ihnen so viel bedeutet. Aber Sie sollten wissen, dass er Sie durchschaut hat.
Sie können ihm nichts vormachen. Er weiß, Sie sind nur hinter seinem Geld her, und ehrlich gesagt, scheint er nicht besonders viel Mitleid aufzubringen. Er braucht Sie für seine eigenen Zwecke."
Sie schwieg einen Moment und blickte auf den See hinaus. Dann sah sie ihn an. „Sie glauben, das wüsste ich nicht?"
„Ich verstehe. Aber für Sie ist das in Ordnung, weil Sie ihn ebenfalls ausnutzen."
„Es gibt keinen Grund, das alles in einem so ungünstigen Licht erscheinen zu lassen, Major. Sie sind doch gewiss welterfahren."
Er schüttelte nur den Kopf - so ein Mädchen, das ihm etwas von der Welt erzählen wollte."
Sie runzelte die Stirn, als sie seine finstere Miene bemerkte. „Zu Ihrer Information, Mr. Lundy ist zufällig ein sehr angenehmer Mann", platzte sie heraus. Ihr Unmut breitete sich sichtlich aus, offenbar konnte sie sich selbst ebenso wenig überzeugen wie sie Derek überzeugen konnte.
„Er ist ein guter Mann. Ein zuverlässiger Mann. Sehen Sie sich an, was er im Leben alles erreicht hat, und er ist gerade erst vierzig Jahre alt. Edward ist ein Überlebenskünstler, und das ist etwas, was ich ehrlich bewundere."
„Nun, das mag stimmen." Derek sah sie an. „Aber ich glaube nicht, dass Sie ihn je so geküsst haben, wie Sie mich geküsst haben."
Sie stieß einen sehr undamenhaften Fluch aus und wandte sich ab.
„Habe ich Sie wieder bloßgestellt?", flüsterte er und betrachtete ihr schönes Profil.
„Gestern Abend, wissen Sie, das habe ich genossen. Sehr sogar. Ich hätte gern mehr davon gehabt."
„Warum quälen Sie mich so?"
„Ich möchte wissen, was wir in dieser Sache tun werden."
„In welcher Sache?"
„In dieser", flüsterte er, und als er mit einem Finger über ihren Arm strich, erbebte sie. Dann sah sie ihn angstvoll an und wich zurück, als wüsste sie, dass die Art, wie sie auf ihn reagierte, nur unterstrich, dass sie Lundy nicht wollte.
Sie konnte nicht verhehlen, dass sie Derek wollte.
Und er wollte sie.
„Sie machen sich nichts aus Lundy, und er sich nichts aus Ihnen", erklärte ihr Derek.
„Das ist nicht die Situation, in die ein kluges Mädchen wie Sie sich bringen sollte. Die Schwierigkeiten Ihrer Familie bedauere ich, aber ist es wirklich so schlimm, dass Sie sich an jemanden wie ihn verkaufen müssen?"
„Wie bitte?" Sie sagte das, um ihn zurechtzuweisen, doch er war nicht so leicht zu verschrecken.
„Sie sind nicht so, Lily Balfour. Verkaufen Sie sich nicht. Jemand, der so reizend ist wie Sie, sollte sich nicht auf eine Stufe stellen mit abgebrühten kaltherzigen Mitgift jägerinnen ..."
„Wie können Sie es wagen?", stieß sie hervor. Sie trat einen Schritt zurück und funkelte ihn an. Seine Worte schienen sie erschüttert zu haben. Sie war kreidebleich geworden. „Wofür halten Sie sich, so über mich zu urteilen? Ausgerechnet Sie. Ein Abenteurer in Uniform! Sie müssen gerade reden. Vielleicht bin ich willens zu heiraten, um meine Zukunft zu sichern, aber wenigstens verdiene ich meinen Lebensunterhalt nicht damit, Leute umzubringen."
Bei diesem Gegenangriff fiel Derek nichts mehr ein. Er starrte sie mit offenem Mund an.
„Sie denken, Sie sind besser als ich?", fuhr sie fort. „Glauben Sie mir, ich weiß,
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