058 - Der Duft von Sandelholz
in Gartenpavillons küsste, war nicht das, was er von seiner zukünftigen Ehefrau erwartete.
Nun gut. Jetzt rechnete er sowieso nicht mehr damit, aus Liebe zu heiraten, ebenso wenig wie das Lily Balfour und ihr vulgärer Nabob taten. In ihm war keine Spur mehr von dem romantischen Jungen von einst. Er war jetzt älter, klüger, vom Leben abgehärtet, und er verstand besser, was Liebe bedeutete.
Würde er immer noch an die wahre Liebe glauben, dann würde er auf jemanden hoffen, der ihn von Herzen liebte, und zwar jetzt, da er nur ein kleines Vermögen besaß und ansonsten nichts weiter als Ehrgeiz und bestimmte Fähigkeiten. Oftmals behaupteten Frauen, ihn zu lieben, doch keine von ihnen würde den Beweis antreten wollen. Keine würde mit ihm das Leben teilen wollen, ehe er reich war.
Keine würde dem Klang der Trommeln folgen und den Krieg sehen wollen, wie es manche Offiziersfrauen taten. Das war Liebe.
Eine Frau, die ihn liebte, sollte mit eigenen Augen die tägliche Hölle sehen, die er kannte. Sie sollte ihm helfen, seine Männer zu versorgen, und sie sollte ein Pferd erschießen können, das sich das Bein gebrochen hatte, um ihm die Qualen zu ersparen. Sie sollte zusehen, wie er ein paar Burschen im Kampf den Schädel einschlug und mit seinem rasiermesserscharfen Säbel zerhackte. Danach erst könnte man wissen, ob irgendeine wohlerzogene junge Dame den Mut hatte, einen Mörder zu heiraten - denn das zu sein hatte Lily Balfour ihm vorgeworfen.
Nein, Derek versuchte nicht einmal, diese Form von Liebe zu finden. Er würde sie auch gar nicht finden. Er glaubte einfach nicht, dass es sie überhaupt gab.
Außerdem würde er von keiner Frau ein solches Opfer verlangen. Zu groß war sein Wunsch, sie zu beschützen, um das zuzulassen. Er wusste, dass allein der Anblick eines Krieges ein Gewaltakt gegen die Seele war.
Er hatte gelernt, dass es meistens besser war, wenn die Mädchen nur die Uniform bewunderten. Die Uniform war ihm Maske genug.
Außerdem hatte er bereits einen realistischeren Plan für seine zukünftige Heirat ins Auge gefasst. Eines Tages, wenn er sein Vermögen in Indien gemacht hatte, würde er die beste Braut kaufen, die er sich leisten konnte - die hochmütigste, mit der vornehmsten Abkunft, die reinste.
Bis dahin gab es für ihn die lustigen Witwen und die Frauen anderer Männer. Und wenn das Lily Balfour nicht gefiel, dann sollte sie zur Hölle fahren.
Unglücklicherweise machte ihre gemeinsame Bekanntschaft mit Edward Lundy es unvermeidlich, dass sie die Gesellschaft des jeweils anderen bald wieder ertragen mussten.
Am Abend von Lord und Lady Fallows musikalischer Soiree hatte Lily es beinahe geschafft sich einzureden, dass sie Major Derek Knight vergessen hatte.
Das war keine leichte Aufgabe in Anbetracht der Tatsache, dass er begonnen hatte, sich regelmäßig mit Edward zu treffen, ganz zu schweigen von der Häufigkeit, mit der ihre Gönnerin den Schuft erwähnte.
Während Edward davon sprach, sich mit ihm in Angelegenheiten des Ausschusses zu treffen, schien Mrs. Clearwell beschlossen zu haben, dass Major Derek Knight ein Held war. Und zu Lilys Entsetzen hatte ihre Patin mehr als einmal erwähnt, dass dieser Kerl, der „Hengst der Saison", der Mann war, den sie jagen, fangen und heiraten sollte.
Nur über meine Leiche, sagte Lily zu sich selbst. Aber eine solche heftige Ablehnung hätte ihrer gewitzten Gönnerin nur noch gefallen. Daher lief sie auch nicht schreiend hinaus, sobald sein Name erwähnt wurde, wie sie es am liebsten getan hätte, sondern lächelte ihre Patin nur an und schwieg. Alles, was sie sagte, würde gegen sie verwendet werden. Einmal jedoch, in einem schwachen Moment, hatte sie tatsächlich vorgeschlagen, Mrs. Clearwell sollte den Schurken selbst jagen, fangen und heiraten. Immerhin schien er reiche Witwen zu bevorzugen.
Aber Lily war für ihren Teil fertig mit ihm. Nachdem sie ihren Ohrring aus seinen bösen Fängen befreit hatte, gab es für sie keinen Grund, überhaupt nur an Derek Knight zu denken, und sie wollte es auch nicht.
Unglücklicherweise tat sie es dennoch.
Noch immer war sie wegen seiner Äußerungen, die er im Hyde Park gemacht hatte, gekränkt. Woher nahm er das Recht, sie zu beschämen, nur weil sie den Plan hatte, Edward Lundy zu heiraten? Er hatte sie eine Mitgiftjägerin genannt, eine Spezies, die er mit gefallenen Mädchen auf eine Stufe zu stellen schien. Falls andere sie genauso sahen. Seitdem sie in London war -eine verarmte Adlige
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