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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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warum Männer nach Indien gehen, um zu kämpfen. Ich weiß es besser als jede andere, also steigen Sie von ihrem moralischen Ross herunter, Major. Gier, das ist der Grund! Ruhm und Ehre! Zweifellos werden Sie behaupten, Sie täten das für König und Vaterland. Aber der wirkliche Grund, warum Männer wie Sie ihren Kopf in Indien riskieren, ist der, um das Gold der Hindus in die Hände zu bekommen und um zu plündern."
    In dem Moment, da sie das sagte, wusste Lily, dass sie zu weit gegangen war. Aber was machte das schon, es war die Wahrheit.
    Außerdem hatte auch er die Grenzen verletzt, als er sie eine berechnende Mitgift jägerin nannte und ihr das Gefühl gab, eine Dirne aus einem Bordell zu sein, die meistbietend versteigert wurde. Er hatte einen wunden Punkt von ihr berührt, der wunder war, als er es sich jemals vorstellen konnte. Sie hatte zu viele Jahre in Scham verbracht, um sich jetzt von ihm schelten und mit Schuld beladen zu lassen.
    Aber er war nicht glücklich mit ihrem Verhalten, so viel war sicher, und als er sprach, war sein Tonfall kalt. „Wäre es Ihnen lieber, wenn England bankrott geht? Eine leichte Beute seiner Feinde wird? Im Ganzen betrachtet, meine Liebe, töte ich -
    wenn ich töte - für England. Und für Sie ..."
    „Ich glaube Ihnen nicht."
    „Sie wollen mir nicht glauben, ohne Zweifel, denn dann wäre all das Blut auch an Ihren Händen, statt nur an meinen und denen meiner Männer. Zivilisten", sagte er voller Abscheu und schüttelte den Kopf, als wäre das die Bezeichnung für etwas ganz Abscheuliches und Unnützes.
    Sein Blick war hart geworden, die Augen wirkten jetzt verschlossen. „Ehe Sie mir vorwerfen, eine Art bezahlter Söldner zu sein, denken Sie daran, dass es Indiens Reichtümer waren, die das Land durch den Krieg gegen Napoleon gebracht haben.
    Unsere Nation hat ein Recht, ja, sogar eine Pflicht, das zu tun, was nötig ist, um zu überleben."
    „Und das habe ich auch", erklärte sie fest.

    „Miss Balfour", sagte er mit erstickter Stimme, das Gesicht verzerrt vor Zorn, „Sie haben Glück, dass ich ein Gentleman bin."
    Er nahm ihre Hand, drückte den Ohrring hinein, dann schwang er sich ohne weitere Umstände aufs Pferd.
    Der Blick, den er ihr zuwarf, als er die Zügel nahm, hätte sie zu Staub verwandeln müssen.
    Mit klopfendem Herzen sah Lily zu, wie er das Pferd geschickt wendete, und danach mit einem Schnalzen und leichtem Schenkeldruck in Bewegung setzte.
    In ungeduldigem Trab ritt er davon und ließ sie allein zurück.
    Lily drückte den Ohrring so fest, dass die scharfe Spitze in ihre Handfläche stach. Der kurze Schmerz brachte sie zurück ins Hier und Jetzt, und die dunkle Wirklichkeit hatte die müßigen Fantasien vertrieben, die seit ihrer kurzen Begegnung im Gartenpavillon wie kleine Rauschschwaden in ihrem Kopf he-rumgeschwirrt waren.
    Der Hauch von Glück, den sie für einen Moment gespürt hatte, löste sich auf wie ein Traum. Sie zitterte, aber sie wollte nicht bedauern, dass sie sich mit Derek Knight entzweit hatte. Sie hatten keinen Grund, überhaupt nur miteinander zu reden.
    Nun, dachte sie und machte sich Mut, indem sie wieder den Kopf hob und versuchte, die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. Das war's.
    Wenigstens hatte sie zurückerhalten, weswegen sie hierhergekommen war.
    Nie zuvor in meinem Leben bin ich so gekränkt worden.
    Derek war immer noch außer sich, als er sein Appartement in Althorpe betrat und die Tür hinter sich zuschlug.
    Gabriel sah ihn erstaunt an. „Was ist los?", stieß er schwer atmend hervor. Er war mit seinen Trainingseinheiten beschäftigt, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Derek brummte nur, statt ihm eine Antwort zu geben, dabei warf er seinen Überrock an den Haken.
    Gabriel legte die Eisenstangen ab und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Mit gerunzelter Stirn sah er zu, wie Derek ruhelos zum Fenster ging und wieder zurück, offenbar erregt und sichtlich wütend.
    „Zur Hölle mit ihr!", platzte er plötzlich heftig heraus. Am liebsten hätte er gegen die Wand geschlagen, doch er tat es nicht,
    sonst hätte er noch für die Reparaturen aufkommen müssen. Schließlich war er nicht reich.
    „Zur Hölle mit wem?", fragte Gabriel.
    Derek sah ihn an, während er sich zum Kamin begab, wo er aber auch nicht stehen blieb. „Lily Balfour. Noch keine Frau hat mich je so wütend gemacht."
    „Warum? Was hat sie getan?"
    „Sie", stieß er hervor, „hat mich in meiner Ehre verletzt."
    „Oh, ich verstehe. Wirst du

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