058 - Der Kampf um den Ring
der Hand. Wieso hast du nicht schneller abgedrückt?«
»Das ist doch jetzt nicht mehr wichtig, Tom! Bitte hilf mir! Bring mich zu diesem Doktor…«
Majestyk wies mit dem Daumen auf Pronto. »Das ist jetzt seine Sache. Er hat genug Leute, die das für ihn erledigen können.«
Es ärgerte Pronto maßlos, daß Tom Majestyk ihn so von oben herab behandelte. Er wollte sich das nicht bieten lassen.
Ohne irgend jemanden im Raum eines weiteren Blickes zu würdigen, schickte sich der Killer an, zu gehen.
In Pronto kochte es. Wenn er sich nicht lächerlich mit der Waffe in der Hand vorkommen wollte, mußte er schießen.
Aber plötzlich passierte etwas ganz anderes…
***
Ich erhob mich langsam und wich zurück. Der blonde Riese stellte für mich eine gewaltige Hürde dar, die ich überwinden mußte.
Im Hausboot herrschte Unruhe. Es waren laute Stimmen zu hören, und ich glaubte, von Schüssen aus der Ohnmacht geholt worden zu sein.
Der Blonde schob sich jetzt vor die Tür. Damit bewegte er sich von meinen Waffen weg, und sofort hatte ich einen neuen Plan. Wenn es mir gelang, dieses muskulöse Bollwerk des Bösen auszutricksen, wenn ich es schaffte, an meinen Colt und das Feuerzeug zu kommen, war ich dem Untoten überlegen.
Ich entschloß mich zu einem Scheinangriff und zwang den lebenden Leichnam, zu reagieren. Er wollte mit mir kurzen Prozeß machen und schlug mit seinen Fäusten nach mir.
Ich federte aber sofort wieder zurück, ließ es zu keinem Kontakt kommen, tat so, als wollte ich durch das geschlossene Fenster springen, und als der Zombie sich anschickte, das zu verhindern, hechtete ich dorthin, wo meine Waffen lagen.
Als sich meine Finger um Feuerzeug und Coltkolben schlossen, durchströmte mich ein unbeschreibliches Triumphgefühl.
Der Sieg über den Zombie war greifbar nahe. Ich mußte ihn bezwingen, bevor sich Yora und Frank Esslin meiner annahmen.
Auf dem Boden wälzte ich mich auf den Rücken. Der Hüne stampfte auf mich zu.
Ich bog meinen Oberkörper zur Seite. Der Fuß hämmerte neben mir auf den Holzboden, und nun brach meine Zeit an.
Ich drückte auf den Knopf, und aus meinem Silberfeuerzeug wurde ein magischer Flammenwerfer.
Armlang war der Feuerstrahl, der dem lebenden Leichnam entgegenstach.
Die Spezialflamme, vor der sich Schwarzblütler und lebende Tote hüten mußten, prallte gegen das Bein des blonden Riesen.
Er riß es sofort zurück, doch zu spät. Die Flamme biß mit heißen Zähnen zu und fraß sich durch die Kleidung des Zombies.
Aggressiv griff das Feuer um sich, kletterte an dem Untoten hoch und gleichzeitig um ihn herum.
Er verlor augenblicklich jegliches Interesse an mir, schlug wild um sich, stampfte und drehte sich um die eigene Achse. Er krachte immer wieder gegen die Wand, während das magische Feuer ihn zu einer hell lodernden Fackel werden ließ.
Winzige Flammenzungen fielen von ihm ab und fraßen sich in den Teppich. Im Nu stand der ganze Raum in Flammen, und das Feuer würde in den nächsten Minuten auf die anderen Räume übergreifen.
Der Zombie brach zusammen - und knisterndes, prasselndes Feuer deckte ihn zu.
Es war vorbei mit ihm.
***
Die Ereignisse überstürzten sich. Alberto Renda stöhnte unter schrecklichen Schmerzen, doch niemand war bereit, ihm zu helfen.
Tom Majestyk wollte gehen, und auch Wim Kabel wollte nicht länger bleiben. Pronto mußte sich Respekt verschaffen und war entschlossen, den Stecher seiner Waffe durchzuziehen.
Da flog plötzlich die Tür auf, und die beiden Gangster, die Frank Esslin töten und in den Kanal werfen sollten, traten mit eigenartig ungelenken Bewegungen ein.
Und hinter ihnen erschienen Frank Esslin und ein rothaariges Mädchen.
Pronto schluckte. Sollte das, was Frank Esslin gesagt hatte, etwa wahr sein?
Wim Kabel wurde unruhig. Er begriff, daß er schon viel zu lange hier war. Er hätte das Hausboot gleich, nachdem er das Heroin bekommen hatte, verlassen sollen.
Würde es ihm jetzt noch gelingen, von Bord zu gehen? Frank Esslin hatte gesagt, daß er den Ring haben wollte.
Kabel ballte die rechte Hand zur Faust und versteckte sie. Die Szene wirkte für einige Augenblicke eingefroren.
Pronto starrte auf die beiden Zombies, Tom Majestyk stand still, Prontos Männer, die Alberto Renda auf das Sofa gelegt hatten, rührten sich gleichfalls nicht.
Renda stöhnte leise, und Wim Kabel schob sich mit kleinen Schritten an der Wand entlang. Er rechnete damit, daß es zu einem Kampf kam, und während der losbrach,
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