058 - Gänsehaut
Wunsch nach, aber es war außer einem leisen Rauschen nichts zu vernehmen. Die Geisterfrau tanzte nach einer unhörbaren Melodie. Nach einiger Zeit verschwand der Spuk; es war nichts mehr zu sehen.
Dorian schaute sich die Szene an, in der Laura Piccioni von dem Monster vertilgt wurde. Coco verließ indessen den Schneideraum und ging ins Freie. Sie blickte zu Caterina Schifano hinüber. Sie stand mit Bice Valori und Marina Ferrera auf dem sonnigen Hof und redete ununterbrochen auf das Scriptgirl ein.
Einem spontanen Entschluss folgend, steuerte Coco auf Caterina zu und sagte: »Würde es Ihnen was ausmachen, mich bei einem Rundgang durch das Studio zu begleiten?«
Caterina wollte erst eine patzige Antwort geben, dann überlegte sie es sich jedoch anders. Sie machte schmale Augen, lächelte arrogant und überließ die immer noch schluchzende Bice der Obhut von Marina Ferrera.
»Also schön, gehen wir. Ich weiß zwar nicht, was Sie sich davon versprechen, aber ich tue es gern, denn schließlich sind Dorians Freunde auch meine Freunde.«
Auch diesmal ging Coco nicht auf ihre Bemerkung ein. Sie hatte Wichtigeres im Kopf, als sich mit dem hübschen, spitzzüngigen Starlet herumzuzanken. Wer war die Geisterfrau? Hatte sie sie schon einmal irgendwo gesehen? Sie konnte sich nicht entsinnen.
Sie begaben sich in den Film-Urwald. Caterina wäre fast über Pantanis Skelett gestolpert, denn die Polizei war noch nicht eingetroffen. Sie schauderte. »O Gott, wie schrecklich! Dass ich das erleben muss! Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich die Rolle nicht angenommen hätte.«
»Haben Sie Angst, Caterina?«
»Ein bisschen schon.«
»Ich dachte, die Entwicklungen im Fall Bertini hätten Sie ein wenig abgebrühter gemacht. Außerdem haben Sie die Hexen von Rom doch nicht mehr zu fürchten.«
Caterina hielt Coco am Arm fest und schaute sie verblüfft an. »Also, ganz ehrlich gesagt, bisher habe ich die Vorfälle hier im Studio in keiner Weise mit den Hexen in Verbindung gebracht.«
»Ich habe auch nichts dergleichen sagen wollen. Die Hexen sind außer Gefecht gesetzt. Aber neue dämonische Kräfte sind am Werk.«
»O Himmel!«
»Habe ich jetzt zu offen gesprochen?«
Caterina schüttelte den Kopf. In ihren Augen war in diesem Moment keine Bosheit mehr zu lesen. »Aber nein! Ich bin Ihnen sogar dankbar, Coco. Ich denke, wir verstehen uns. Sehen Sie mal!« Sie wies mit dem Finger auf die Gruppe Japaner, die noch immer in der Nähe der gläsernen Front hockte. »Sehen Sie sich die Burschen doch mal genau an! Sie rauchen so eigenartige Zigaretten. Wie die riechen! Und man kann kein vernünftiges Wort mit ihnen sprechen. Ich habe es ein paar Mal zusammen mit Marina versucht, aber es war aussichtslos. Jetzt frage ich Sie: Kommt es Ihnen nicht auch so vor, als seien die irgendwie berauscht? High?«
»Unterhalten Sie sich wirklich mit niemandem?«
»Einige Male habe ich gesehen, dass Tanaka mit Marina sprach.«
»Wann?«
»Vor einigen Tagen. Sie passten aber immer auf, dass keiner in der Nähe war. Ich glaube, Marina ist ziemlich scharf auf den Japaner und würde bestimmt gern mit ihm ins Bett gehen. Ob sie das schafft, ist fraglich.«
Coco Zamis gab keinen weiteren Kommentar ab. Sie blickte noch einmal nachdenklich zu den Japanern hinüber, dann ging sie durch das feuchte und modrig riechende Dickicht auf den verborgen liegenden Teil des Studios zu. Sie verließen die Kulissen und fanden sich mit einem Mal in Gesellschaft des grünen, starren Monsters wieder. Es war auf alle viere platziert worden. Die Schulterhöhe mochte etwa zweieinhalb Meter betragen. Coco fuhr mit der Hand über den trockenen Schuppenleib, näherte sich dem halb offen stehenden Maul und legte spielerisch einen Arm hinein.
»Lassen Sie das doch!«, rief Caterina. »Es sah auf der Leinwand unglaublich realistisch aus, als das Monster Laura Piccioni auffraß.«
Sie gingen weiter und stießen auf eine Tür.
»Dahinter liegen die Räume der Japaner«, erklärte Catarina.
Coco drückte die Klinke herunter – die Tür war nicht verriegelt. Sie schlüpfte ins düstere Innere und winkte Caterina, ihr zu folgen. Die Schauspielerin zögerte einen Augenblick, bis auch sie ins Zimmer trat. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, herrschte eine bedrückende Stille.
Coco machte kein Licht an, denn es herrschte ein seltsames Dämmerlicht. Sie deutete auf die Kleidungsstücke, die in Reih und Glied an lang gestreckten Ständern hingen, und auf die Skelette und
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