058 - Gänsehaut
Tanaka federte mit dem ganzen Leib auf und ab. Die Decke rutschte langsam von dem vormals zierlichen, jetzt krankhaft aufgedunsenen Körper.
»Festhalten, den Mann!«, rief der Arzt.
Er drückte auf einen Alarmknopf, dann stürzte er zu Dorian, Coco und Jeff hinüber, die Tanaka vorsichtig, aber bestimmt, herunterzudrücken versuchten. Das Bett hüpfte und knarrte, und die konvulsivischen Zuckungen des Japaners wurden immer heftiger.
Mittlerweile vibrierten auch die Lagerstätten der anderen drei todwunden Trickspezialisten. Krankenschwestern, Pfleger und auch ein paar Nonnen kamen in das Zimmer gerannt und machten sich sofort daran, wenigstens die Betten zum Stillstand zu bringen.
Der Chefarzt war aschgrau im Gesicht geworden. »Die Betten können unmöglich allein wegen der Krämpfe der Patienten dermaßen vibrieren. Mein Gott!«
»Was können wir tun?«, fragte Coco.
»Nichts. Man muss warten, bis der Anfall vorüber ist. Wir würden ihm jetzt nur die Knochen verrenken oder gar brechen. Er entwickelt ungeheure Kräfte.«
»Und wenn er es nicht übersteht?«, fragte Jeff, bekam aber keine Antwort.
Auf einmal stieß Hajime Tanaka einen schrillen Schrei aus – dann blieb er reglos liegen.
Sofort fühlte der Chefarzt seinen Puls und prüfte die Atmung. Beides hatte ausgesetzt.
»Los, schnell das Sauerstoffzelt!«, ordnete er an. »Jede Sekunde zählt. Beeilt euch!«
Die Pfleger arbeiteten fieberhaft.
Dorian Hunter, Coco Zamis und Jeff Parker traten vom Bett zurück, bis mit den Wiederbelebungsversuchen begonnen wurde. Sie warteten eine Viertelstunde.
Dann kam die Nachricht des Chefarztes. »Es ist aus. Exitus. Da war nichts mehr zu machen.«
Die drei anderen Japaner hatten mittlerweile ebenfalls die krampfartigen Anfälle hinter sich. Es wurde alles Erdenkliche für sie getan. Einen fuhr man sogar in den Operationssaal. Erst am frühen Nachmittag verließ der Chefarzt zusammen mit dem Chirurgen die Räume, in denen sich das Schicksal auch dieses Mannes endgültig entschieden hatte; er war nicht wieder aus dem Koma aufgewacht.
»Für die übrigen beiden kam auch jede Hilfe zu spät«, erklärte der Chefarzt. »Es tut mir unsäglich Leid, aber wir haben wirklich unternommen, was in unseren Kräften stand.«
»Ich habe so etwas überhaupt noch nie gesehen«, gestand der Chirurg. »Die Organe des Mannes, den ich soeben wieder zugenäht habe, waren auf entsetzliche Art zusammengeschrumpft – man hätte Herz, Leber und Nieren transplantieren können, aber es hätte nichts genutzt. Sie können sich also ungefähr vorstellen, wie es um den Patienten bestellt war.«
»Ja«, erwiderte Dorian. »Waren Tanakas Organe auch verkleinert?«
»Nein, aufgebläht.«
»Sie wissen, woran das liegen kann?«
Der Chirurg kniff die Augen etwas zusammen. Man sah ihm an, dass es ihm schwer fiel, zu gestehen: »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Der Rest des Nachmittages war wie im Flug verstrichen.
Jeff Parker hatte der Polizei Rede und Antwort stehen müssen über das, was sich im Studio 224 abgespielt hatte, bekam jedoch Schützenhilfe durch sämtliche Teammitglieder, die sich nicht im Krankenhaus befanden, durch Dorian, Coco, die beiden Sensationsreporter und nicht zuletzt den Streifenbeamten der Carabinieri. Die Schuld an den Vorfällen konnte ihm nicht zugesprochen werden; wenn der Kommissar der Stadtpolizei auch völlig konsterniert davonfuhr, weil er einfach nicht akzeptieren mochte, dass Magie mit im Spiel gewesen war.
»Dämonen – gibt's die?«, fragte einer der Reporter. »Leute, das gibt vielleicht Schlagzeilen! So einen Bombenknüller hat Rom seit dem Fall Bertini nicht gehabt.«
Jeff Parker ging mit Dorian und Coco zum Studio hinüber. Der Brand war gelöscht worden. Eben packten die Feuerwehrmänner ihre Gerätschaften zusammen. Traurig schaute das Gebäude aus; wie ein zerschossener und zerbombter Wohnklotz der Kriegsjahre.
»Es wird einige Zeit dauern, bis man das wieder renoviert hat«, meinte Jeff. »Na, wenigstens haben wir die Filmausrüstung retten können. Ich habe mit Lazzerini gesprochen und …«
Der Regisseur stand hinter ihnen und legte Parker und dem Dämonenkiller seine Hände auf die Schultern. Coco betrachtete den Mann von der Seite. Seine Augen glänzten feucht, er sprach etwas schwerfällig, er hatte schon wieder getrunken.
»Kommen Sie, Jeff!«, unterbrach er seinen Produzenten. »Wir gehen einen trinken. Das haben wir alle nötig. Dorian und Coco, Sie werden die Einladung
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