058 - Gänsehaut
herum und rannte als brennende Fackel an einer der Wände entlang.
Ihr brennender Körper und die Tatsache, dass sie nun wahnsinnig geworden war, wirkten wie pures Gift auf die durch dämonische Kraft lebendig gewordenen Requisiten. Fauchend und spuckend flüchteten sie vor der Frau. Die Ferrera kreischte und trieb sie auf die Haupttür zu.
Sie hatte sie nahezu erreicht, als eine Lücke in der Tür klaffte. Luft entwich zischend, ein merkwürdiges, nicht zu erklärendes Brausen erfüllte den Aufnahmesaal. Die Tür flog ohne das Zutun der Rettungsmannschaften ganz auf, und die schaurigen Schädel, Knochenmänner und Kostüme segelten ins Freie. Teuflisch lachend setzte die Ferrera ihnen nach.
Die Feuerwehrmänner und Carabinieri, die die Tür aufgeschweißt hatten, warfen sich vor Schreck auf die Seite. Selbst Coco Zamis wich unwillkürlich zurück.
Und dann kam Dorian, der mit langen Sprüngen der Ferrera auf den Fersen war.
Die Satanskreaturen flatterten nach oben. Es gab einen Knall, dann zuckte ein Blitz über den Himmel, und gleich darauf waren sie nicht mehr zu sehen. Stattdessen regneten Asche und Staub zu Boden.
Der Dämonenkiller bekam die Frau endlich zu fassen. Er warf sich auf sie. Eine Sekunde später wälzten sich beide als brennende Bündel auf der Erde.
»Löscht die beiden!«, schrie Coco Zamis den Feuerwehrmännern zu, die sich bereitgehalten hatten.
Augenblicklich schoss ein dicker Strahl aus einem der Schläuche. Der Wasserdruck war so groß, dass Dorian und die Ferrera über den Boden geschleudert wurden. Zischend fielen die eben noch lodernden Flammen in sich zusammen. Die Luft war voller Qualm.
Dorian richtete sich auf. Das Feuer hatte nur seine Kleidung versengt. Er selbst war unversehrt. Besorgt half er Marina Ferrera auf. Sie bot einen grässlichen Anblick. Das Feuer hatte ihre Haut, auch die des Gesichtes, zerfressen. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte und lachen konnte. Sie schien keinerlei Schmerz zu empfinden. In ihren Augen war nach wie vor jenes irre Flackern. Sie hatte jede Ähnlichkeit mit jener attraktiven weiblichen Erscheinung, die sie einmal gewesen war, verloren.
Ein Ambulanzwagen rollte heran. Marina Ferrera wurde auf eine Trage gelegt, in den Innenraum des Fahrzeuges geschoben und abtransportiert.
Coco war nun bei Dorian. Sie verfolgte, wie ein rasch herbeigeeilter Arzt ihn untersuchte, und atmete auf, als der Mann verkündete: »Nein, keinerlei Verbrennungen. Sie haben wirklich sagenhaftes Glück gehabt.«
Die Rettungsmannschaften drangen in das Studio ein. Dorian und Coco rannten ihnen nach. Wasserfontänen und Schaumladungen wurden auf den lodernden Dschungel aus Kunststoff abgefeuert. Die befreiten Mitglieder des Filmteams stolperten hustend auf den Ausgang zu. Hilfreiche Hände geleiteten sie ins Freie.
Jeff Parker stand in der Mitte des Studios. Die unsichtbare Wand hatte sich aufgelöst. Der Spuk war vorüber.
Reglos lagen die Japaner auf dem Boden. Keiner hatte sie bisher beachtet.
Hajime Tanaka und seine Mitarbeiter atmeten kaum noch. Ihre Gesichter hatten einen bleichen, ihre Augen einen glasigen Ausdruck angenommen.
»Wir brauchen Männer mit Tragen«, sagte Dorian.
Er drehte Hajime Tanaka auf den Rücken. Der Mann starrte ihn an, aber es war nicht klar, ob er bei Bewusstsein war.
»Tanaka?«, sprach Dorian ihn an. »Woher hast du das Theriak bekommen?«
Hajime Tanaka lächelte nur, gab jedoch keine Antwort.
Kurze Zeit darauf wurden die Japaner in Krankenwagen gehoben, und die Fahrzeuge jagten mit heulenden Sirenen davon.
In der Filmstadt herrschte mittlerweile ein heilloser Aufruhr. Die Carabinieri hatten Mühe, die vielen Schaulustigen von dem Studio fern zu halten. Eine Absperrung war geschaffen worden.
»Werden die Japaner durchkommen?«, fragte Dorian den Arzt, der Tanaka untersucht hatte.
Der Mann blickte ihn ernst an. »Wenn rasch etwas zu ihrer Rettung geschieht, vielleicht. Noch liegen sie nicht im Koma, noch können die körpereigenen Abwehrkräfte in Aktion treten. Was haben die Leute? Ihr Zustand ist doch nicht bloß auf Rauchvergiftung zurückzuführen.«
»Es sind Süchtige.«
Zwei Männer kamen herbeigelaufen. Einer hatte einen Fotoapparat mit Teleobjektiv in den Händen. Rasch machte er eine Serie von Aufnahmen von Dorian, Coco und dem Arzt. Der Dämonenkiller wollte einschreiten, aber Coco hielt ihn am Arm zurück.
»Wären die beiden nicht gewesen«, sagte sie, »hätte ich dich möglicherweise nicht lebend
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