058 - Gänsehaut
umzubringen. Allein können wir nichts gegen die Übermacht ausrichten. Hilfe muss herbeigeholt werden.«
Der Fahrer machte eine vielsagende Handbewegung. »Dann brausen wir jetzt zum nächsten Polizeiposten und schlagen Alarm. Einsatzbereitschaften und die Feuerwehr sollen auf den Plan rücken. Das macht die Geschichte auch noch zugkräftiger für uns.«
»Wie weit ist es bis Rom?«
»Rund dreißig Kilometer.«
»Gibt es keinen näheren Ort?«
»Kaum.«
»So ein verflixtes Pech!«
»Wir schaffen es schon«, erklärte der Fotograf beschwichtigend.
Coco Zamis hatte ihre Zweifel, denn in diesem Augenblick hatten die Ausgeburten der Hölle den Fiat erreicht und formierten sich über dem Dach. Der Wagen wurde Zielscheibe ihrer heftigen fürchterlichen Angriffe.
Sobald Coco über die Mauer verschwunden war, hatte Dorian die Leiter ganz losgelassen, um beide Hände freizuhaben. Vielleicht hätte die Fackel gegen die Übermacht der Gegner nicht mehr ausgereicht, wenn nicht in diesem Augenblick die vielen Dämonenbanner auf sie herabgeregnet wären, die Coco bei der Hals-über-Kopf-Flucht einfach fortgeworfen hatte. Die Kraft der Silbergegenstände, des Weihwassers und der gnostischen Gemme vermochten immerhin, die Feinde zu irritieren und Dorian Luft zu verschaffen.
Er wich zur Seite aus und rannte dann dem lichterloh brennenden Urwald entgegen. Die Hitze war schier unerträglich; trotzdem kam er erst kurz vor dem Flammenmeer von seinem Kurs ab. Er schlug einen Haken und sprang in anderer Richtung davon. Damit wollte er ein paar der fliegenden Gegenstände und Gräuelwesen in die Falle locken. Und das gelang ihm auch. Einige Dämonenköpfe, ein Knochenmann und ein paar Stühle segelten mitten in die Feuersbrunst hinein. Grässliches Gebrüll war zu hören, als die Köpfe in Asche verwandelt wurden.
Dorian erreichte die Mitte des Studios. Mit wenigen Blicken erfasste er die Situation. Im Zentrum lag der entsetzlich zugerichtete Körper des Tonmeisters. Die Frauen hatten sich an der Haupttür zusammengedrängt, nur Marina Ferrera kauerte bei den Männern des Teams, die immer noch an der Seitenwand bei den Fenstern standen. Weiter im Hintergrund hockten die Japaner in seltsamer Pose auf dem Boden. Dorian war sicher, dass sie keinen Augenblick in die Realität zurückgekehrt waren.
Er hastete auf Jeff und die anderen zu und rief: »Coco ist geflohen und versucht Hilfe herbeizuholen.«
»Haben wir noch eine Chance?«, fragte Parker.
»Bastelt euch Fackeln!«, sagte Dorian. »Nur damit können wir uns die Gegner vom Leib halten.«
Er verdeutlichte seine Worte durch die Tat, indem er einen heransausenden Totenkopf mit der Glutlohe bestrich. Heulend flog das Monster hoch und brachte sich in Sicherheit.
Die meisten Männer eilten davon, um sich mit Fackeln zu bewaffnen. Sie stießen wieder gegen die unsichtbare Mauer, aber dann fanden sie doch einen Weg, sie zu umrunden, um sich am Herd des Feuers mit primitiven Fackeln auszurüsten. Es waren meist nur dünne, kurzlebige Glimmstängel, doch sie reichten aus, um die Galgenfrist zu verlängern.
Jeff Parker wurde von Marina Ferrera festgehalten. Sie rutschte auf den Knien hin und her und umklammerte seine Beine.
»Vergib mir! Verzeih mir doch!«, stammelte sie immer wieder. »Ich habe das nicht gewollt. Nicht so schlimm hatte es kommen sollen. Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist!«
»Sie stand mit den Japanern im Kontakt, nicht wahr?«, fragte Dorian Jeff.
»Ja. Bei der Ankunft der Trickspezialisten hat sich Marina sofort an Tanaka herangemacht. Er gab ihr eine Kostprobe seiner Fähigkeiten – im Theriak-Rausch!« Parker duckte sich vor einem herabstürzenden Metallteil. Es traf ihn wie ein Knüppel im Rücken. Er fuhr mit verzerrtem Gesicht fort: »Marina hat Hajime Tanaka dazu gebracht, die Hauptdarstellerin und das ganze Team zu terrorisieren. Sie wollte, dass Laura Piccioni ausschied, damit sie wieder die Hauptrolle bekam. Laura war ja kurz davor, aufzugeben.«
»Ich wollte mich rächen, aber ich hatte nicht vor, jemanden umbringen zu lassen«, beteuerte die Ferrera mit feuchten, verweinten Augen.
Dorian betrachtete sie ohne Mitleid.
»Das mag sein. Aber so kam es, dass Tanaka immer mehr Theriak für seine Sucht brauchte, bis er die Wirkung des dämonischen Rauschgiftes schließlich nicht mehr kontrollieren konnte.« Jeff sprach schneller, hatte sich in Fahrt geredet. »Sogar wenn er schlief, strahlte er unbewusst kinetische Impulse aus. Es kam zu
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