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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sahen einen Grund, Rayys Aussagen zu misstrauen. Abscheu vor Andersartigen war in diesem brutalen Zeitalter so selbstverständlich wie… nun, wie schon im 21. Jahrhundert. In diesem Punkt hatte sich nicht viel verändert.
    »Vielleicht ist es besser, wenn wir euch nach Hause begleiten«, bot Matt dem Pärchen an.
    »Das wäre großartig«, freute sich Rayy. »Unser Dorf liegt östlich des San'andra-Sees. Dort könnten wir uns auch für eure Hilfe erkenntlich zeigen.«
    Die Aussicht auf eine Mahlzeit verhinderte nicht den verkniffenen Zug, der sich um Matts Lippen legte. Die Seenplatte im Landesinneren, die durch den Kometeneinschlag entlang des San-Andreas-Grabens entstanden war, zog sich gut zweihundertfünfzig Meilen von Süden nach Norden. Sie auf der östlichen Seite zu umrunden würde einen Umweg von mindestens einer Woche bedeuten. Genau aus diesem Grund hatten sie ja die Route entlang der Küste gewählt.
    Während Matt noch eine geeignete Formulierung suchte, um sich elegant aus der Affäre zu ziehen, zeigte sich Aruula weniger diplomatisch. »Das ist viel zu weit!«, rief sie aus.
    »Wir haben schon genug Zeit verloren.«
    Damit traf die Barbarin den Nagel auf den Kopf. Die Reise zum Kratersee duldete keinen Aufschub, denn es stand zu befürchten, dass der Weltrat ihre Pläne kannte und ebenfalls eine Expedition ausrüstete. Dem mussten sie unbedingt zuvorkommen, denn wo Crow und Konsorten auftauchten, war bald kein friedliches Miteinander mehr möglich.
    »Zieht ruhig weiter eures Weges«, half ihnen Blair aus der moralischen Klemme. »Ihr habt schon mehr für Rayy und mich getan, als wir uns erhoffen durften. Der zurückgelassene Frekkeuscher wird uns sicher nach Hause tragen.« Die Miene ihres Gefährten verfinsterte sich bei diesen Worten, doch ehe er Widerspruch einlegen konnte, fügte die Nosfera hinzu: »Haltet euch nicht länger auf als unbedingt nötig. Zwischen der Pazifa-See und San'andra ist nicht alles so wie es scheint!«
    Matt war sich nicht sicher, wie er diese nebulöse Warnung deuten sollte. Aus alter Gewohnheit schielte er zu Aruula hinüber. Doch seine Hoffnung, dass die Barbarin weiterhelfen könnte, verflüchtigte sich, als er ihren angespannten Gesichtsausdruck bemerkte.
    Es war nicht zu übersehen, dass sie gerade zu lauschen versuchte. Leider vergeblich. Die telepathischen Fähigkeiten der Barbarin waren nach dem Experiment in Miki Takeos Labors noch immer blockiert.
    »Oder kommt ihr etwa selbst aus der Todeszone?«, fragte Rayy mit neu erwachender Skepsis. »Solche beinlosen Käfer, wie ihr sie fliegt, gibt es weder am See, noch in der Prärie.«
    »Todeszone?« Matt spitzte die Ohren. »Nein, wir kommen aus El'ay. Erzähl mir über diese Todeszone!«
    »Von dort ist noch niemand zurückgekehrt, der darüber berichten könnte«, sagte Rayy in bitterem Ton. »Sie umgibt die Türme von Sisco, in denen das Böse so stark ist, dass es die Leute einfach hinwegrafft. Manche Schamanen behaupten, es wäre ein Krankheit, die in der Luft liegt. Andere glauben, dass in den Türmen schaurige Dämonen hausen, die des Nachts ausschwärmen, um über jeden herzufallen, der sich in ihr Reich verirrt.«
    Matts Augenbrauen zogen sich über der Nasenwurzel zusammen. »Die Türme von Sisco?« Damit konnte nur San Fransisco gemeint sein. »Das liegt genau auf unserem Weg.«
    »Das ist schlecht«, orakelte Rayy. »Die Landzunge zwischen Pazifa- und San'andra-See wird im Norden unpassierbar. Die Grenze verläuft entlang einiger steinerner Monumente, die von der Küste bis zum See führen. Wenn ihr auf dem Landweg nach Norden reisen wollt, müsst ihr eine Route östlich des San'andra-See suchen.«
    Genau dort entlang, wo du zu Hause bist. Das hast du dir ja schlau ausgedacht! Der Gedanke stand Matt wohl ein wenig zu deutlich ins Gesicht geschrieben, denn unversehens meldete sich die Nosfera zu Wort.
    »Rayy spricht die Wahrheit«, bestätigte sie. »Auf dem Weg nach Norden lauert eine unbekannte Gefahr, vor der jedermann zurückschreckt. Das können euch ortskundige Händler bestätigen.«
    Matt, Aruula und Aiko sahen sich ratlos an. Die Angaben des Pärchens waren recht dürftig, aber eine Gefahr zu ignorieren wäre leichtsinnig gewesen.
    »Vielleicht handelt es sich um radioaktive Strahlung«, suchte Aiko nach einer wissenschaftlichen Erklärung. »Oder um chemische Stoffe, die im Laufe der Jahrhunderte ausgetreten sind und nun ihre toxische Wirkung entfalten. Die Messgeräte im Gleiter haben allerdings

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