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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Rand des rötlichen Schimmers, der sich kreisförmig um das Lagerfeuer ausbreitete. Es war nicht zu erkennen, ob es sich um Mann oder Frau handelte, denn eine weite Kutte verhüllte die hoch aufragende Gestalt.
    »Hinfort mit euch«, drang es hohl unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze hervor.
    »Wer dieses verdorbene Land durchquert, schwebt in Gefahr, sich mit Pestilenz und Aussatz zu verseuchen. Flieht, solange euch noch die Füße tragen!«
    Matt wusste nicht, was schlimmer war: die mit einem billigen Verzerrer manipulierte Tonlage oder das pathetische Geschwätz, das aus dem verborgenen Lautsprecher krächzte.
    Der ganze Auftritt erinnerte ihn an die Unheimlicher-Mördermit-Eishockeymaske-Lagerfeuer-Gruseleinlage eines Sommerferien-Camps, das er als Halbwüchsiger besucht hatte. Nur dass es diesmal blutiger Ernst war.
    »Wir sind auf der Durchreise und wollen niemanden schaden«, erklärte er. »Lasst uns einfach unseres Weges ziehen.«
    »Flieht«, wiederholte der Vermummte erbost, »oder die Kreaturen der Nacht sprechen ihren Fluch über euch aus!«
    Die Worte mussten ein vereinbartes Signal gewesen sein, denn rundum geriet plötzlich die Dunkelheit in Bewegung. Ein groteskes, vielarmiges Grauen rückte näher und reckte drohend seine verwachsenen Extremitäten.
    »Vorsicht! Mit diesen Typen stimmt was nicht!«, keuchte Aiko überrascht. »Sie sind im Wärmebildmodus kaum von der Umgebung zu unterscheiden! Tote, Kaltblüter, keine Ahnung. Ich gehe auf Restlichtverstärker.«
    Um einen überraschenden Ansturm sofort abwehren zu können, nahm er die Maschinenpistole in Schulteranschlag. Der erwartete Überfall blieb jedoch aus. Stattdessen explodierte die Nacht! Gut zwei Dutzend Blitze lösten sich aus den Reihen der Kreaturen und schlugen, elektrischen Lichtbögen gleich, rings um das Lagerfeuer in den Boden. Wie durch ein Wunder wurde niemand dabei verletzt.
    Bis auf Aiko.
    Während Matt und Aruula wegen der überraschenden Blendwirkung nur die Augen schmälen mussten, wurden die lichtverstärkenden Rezeptoren des Cyborgs regelrecht gegrillt.
    Alarm! Systemüberlastung!
    Gleißende Helligkeit explodierte vor seinen Augen, danach wurde es schlagartig dunkel für ihn.
    Notabschaltung! Diagnoseprogramm aktiviert!
    Brüllend riss Aiko die Arme vors Gesicht, um sich vor weiteren Lichtbögen zu schützen.
    Seine Pupillen schmerzten, als wären sie mit glühendem Eisen in Kontakt gekommen.
    Geblendet und verwirrt, zielte Aiko in Richtung der Angreifer und zog den Abzug durch.
    Mündungsfeuer flackerte aus dem Lauf. Schüsse klangen durch die Nacht. Vier Kugeln jaulten dicht über die Blitzeschleuderer hinweg. Aiko hatte zu hoch gehalten. Blinzelnd korrigierte er den Lauf in die Tiefe.
    Ehe eine weitere Schussfolge den Gewehrlauf verlassen konnte, wurde er von Matt gepackt und zu Boden gedrückt. »Nicht schießen«, rief der Mann aus der Vergangenheit.
    »Das sind Hydriten!«
    »Was? Wer?« Aiko war verwirrt. »Wovon redest du?« Natürlich wäre es ihm ein Leichtes gewesen, mit seinen mechanischen Armen Matts Griff zu sprengen. Doch er tat es nicht.
    Die beiden Männer hatten in El'ay oft genug Seite an Seite gekämpft, um sich gegenseitig blind zu vertrauen. Diesmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
    Matt war froh, dass er vorläufig keine großen Erklärungen abgeben musste. Er hatte noch genug damit zu tun, den Anblick der blau geschuppten Fischwesen zu verdauen, die sich im Blitzlicht abgezeichnet hatten. Für unbedarfte Barbaren mochten die Gestalten tatsächlich Dämonen ähneln, doch er hatte die Hydriten ganz anders kennen gelernt. Während er noch seine Gedanken sortierte, rauschte es in seinem Kopf wie bei einer Achterbahnfahrt.
    Etwas, das ihn in den vergangenen Monaten stets begleitet, sich aber im tiefsten Winkel seines Geistes verborgen hatte, drängte mit aller Macht ins Bewusstsein zurück: das Wissen, das ihm der Hydrit Quart'ol hinterlassen hatte. Nun, da es gebraucht wurde, kam es wieder zum Vorschein.
    Matt öffnete den Mund, doch die Töne, die seine Kehle verließen, klangen wie ein zu schnell abgespieltes Tonband. Er wusste selbst nicht, wie seine Stimmbänder es schafften, die Sprache der Hydriten zu imitieren, als er klackte: »Stellt den Angriff ein! Wir sind Freunde eures Volkes!«
    Aiko riss augenblicklich das Tak 02 empor. »Was ist los?«, rief er erschrocken. »Bist du getroffen?« Anders konnte er sich die Laute, die Matt ausstieß, nicht erklären. Erst als ein vielstimmiges

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