058 - Sub Sisco
Feuermakrele glotzte ihn aus kalten Augen an, bevor sie im Gebäude verschwand. Zuerst schoss sie geradewegs auf den dunklen Teil des überfluteten Zimmers zu, dann vollführte sie plötzlich einen abrupten Schlenker, als musste sie einem Hindernis ausweichen.
Es dauerte einige Zeit, bis Clay dämmerte, was diese Beobachtung zu bedeuten hatte.
Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag mit dem Hammer! Im Gegensatz zu den anderen Räumen war dieser nicht leer!
Irgendetwas befand sich dort, abseits des einfallenden Lichts. Möglicherweise eine Korallenkiste mit nützlichen Dingen, vielleicht aber auch ein Seeteufel, der ihm im Schutz der Dunkelheit auflauerte. Clays Finger krampften sich um den Spieß. Auf seinen Kehlkopf lastete plötzlich ein unangenehmer Druck, der mit jedem Herzschlag stärker wurde. Ve rgebens suchte er den vor ihm liegenden Raum nach weiteren Hinweisen ab. Er verfluchte das salzige Wasser, dass ihm die klar Sicht raubte, doch selbst an der Oberfläche hätte er nicht viel mehr als eine formlose Wand ausmachen können. Bereits nach wenigen Körperlängen wurde es in dem Raum so finster wie im Maul eines Sharx.
Nur der geteilte Fischschwarm, der aus dem Dunkel hervorschoss und sich wieder vereinigte, bestätigte den Verdacht, das dort etwas lauerte. Einen kurzen Moment lang rangen Neugier und Furcht in Clays Brust, dann setzte sich die Erkenntnis in ihm durch, dass er so oder so nach dem Rechen sehen musste. Falls dort wirklich ein Seeteufel lauerte, wäre es sträflicher Leichtsinn gewesen, ihm den ungeschützten Rücken zu präsentieren.
Den Spieß in der Rechten, schob sich Clay vorsichtig durch die Maueröffnung.
Er spürte nicht mal, wie die scharfkantigen Muschelschalen in seine Handfläche schnitten.
Alle Sinne waren auf den dunklen Abschnitt fixiert, der von den umherflitzenden Fischen gemieden wurde.
Knie und Schienbeine schabten über die Fensterbank, während er sich absinken ließ, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. In einer geschmeidigen Bewegung ruderte er zurück und zog die Beine an. Er dachte nicht darüber nach, was er da machte. Sein Körper brachte sich ganz instinktiv in eine günstige Angriffsposition.
Zehen und Fersen stießen gegen die Rückwand knapp unterhalb des Fensterbretts. Gespannt wie die Sehne eines Jagdbogens lauerte er auf eine verdächtige Bewegung. Sein Atem wurde langsam knapp, aber das scherte ihn nicht. Clay interessierte nur der Schatten, der sich plötzlich innerhalb der Schwärze ausmachen ließ. Was immer dort mit der Umgebung verschmolzen war, auf einmal bewegte es sich!
Ehe ihn die Furcht lahmen konnte, stieß sich Clay auch schon mit beiden Beinen ab. Angriff ist die beste Verteidigung, hämmerte es durch seine pulsierenden Schläfen. Er war es leid, aus Angst davonzulaufen. Sei es vor den Steppenreitern oder dem, was sich hier unten versteckte.
Sein Heldenmut erhielt allerdings einen erheblichen Dämpfer, als die Dunkelheit von einem Blitz gespalten wurde. Gleißendes Licht erhellt den Raum. Für die Dauer einen Lidschlags konnte Clay die vor ihm lauernde Kreatur in aller Deutlichkeit sehen!
Es war eine grässliche Kreuzung aus Mensch und Fisch, deren bloße Existenz den Göttern Hohn sprach. Mit einem gedrungenen Körper, wie dazu geschaffen, sich in dem Schleim zu suhlen, aus dem sie hervorgekrochen sein musste. Ein hoch aufstehender Flossenkamm, der von ihrer Stirn bis in den Nacken lief, ließ sie größer aussehen, als sie eigentlich war, aber das war kein Grund, ihre Gefährlichkeit zu unterschätzen. Die quastenförmigen Hände und Füße, die sie in wilden Bewegungen umherwirbelte, waren von der Natur nur zu einem Zweck erschaffen worden - um Beute zu packen und zu zerreißen.
Grausamkeit und Intelligenz paarten sich bei dieser Bestie zu einer tödlichen Mischung, denn in ihrer Linken hielt sie einen glänzenden Stab, aus dessen Spitze der Blitz drang, den sie nach Clay schleuderte.
Der zerfasernde Strahl jagte über den sich abstoßenden Taucher hinweg und schlug unterhalb der Fensterbank ein. Genau die Stelle, an der Clay eben noch gehockt hatte. Was für eine feige Attacke aus dem Hinterhalt! Dieser verdammte Seeteufel gebot nicht nur über die Naturgewalten, er wollte ihn auch noch bei lebendigem Leib rösten !
Dunkelheit bedeckte den grässlichen Anblick wieder mit dem gnädigen Mantel allumfassender Schwärze. Clay spürte, wie einige faserige Blitzausläufer nach ihm bissen. Ein schneller, intensiver Schmerz
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