0580 - Der Fluch der Totengeister
Seele darin, teilte sich den Körper mit ihr!
Das mußte es sein, was Merlin bewirkt hatte.
Deshalb also hatte er sie auch hierher geschickt, in diese Waldhöhle im Sumpf, zu den Totengeistern!
Byancas Körper war tot. Aber Nicoles Körper konnte Byancas Seele aufnehmen!
Die Seele blieb nicht bei den Totengeistern, um ihre Anzahl zu vermehren. Sie kehrte durch Merlins Eingreifen in den Kreis der Lebenden zurück!
Daß auch die Veränderung ihres Aussehens damit zusammenhing, das konnte sich Nicole allerdings nicht vorstellen. Aber alles andere war ihr jetzt klar.
Doch wenn das alles hier vorbei war, was würde dann geschehen?
Würde Merlin sie von Byancas Seele wieder befreien?
Oder würden sie sich beide künftig einen Körper teilen müssen? Bis in alle Ewigkeit?
Nicole hatte wie Zamorra vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken und dadurch die relative Unsterblichkeit erlangt. Würde ihr Körper Byancas Seele so lange beheimaten, bis sie irgendwann in ferner Zukunft gewaltsam zu Tode kam?
Doch darüber konnte Nicole sich später mit Merlin - und mit Byanca! - auseinandersetzen. Jetzt war es zunächst wichtig, hier wieder herauszukommen.
Sie verstärkte den mentalen Druck auf den Dhyarra-Kristall.
»Ich werde euch alle vernichten«, drohte sie. »Ihr wißt, daß ich es kann. Ihr glaubtet, ihr hättet mich getötet, aber es gelang euch nicht! Ich bin nicht irgendwer, ich bin kein einfacher Krieger. Ich bin Byanca! Ich stehe über den Gesetzen von Leben und Tod. Mit mir ist die stärkste Macht in der Straße der Götter. Und deshalb befehle ich euch: Gebt meine Gefährtin und mich frei, so daß wir dorthin zurückkehren können, woher wir kamen. Tut ihr das nicht, werde ich euch alle vernichten! Hier und jetzt!«
Stille trat ein.
Für einen Moment fürchtete Nicole, daß ihr Bluff nicht funktionierte, weil den Totengeistern nicht so viel an ihrer eigenen Existenz lag, wie sie zuerst behauptet hatten. Vielleicht würden sie froh darüber sein, nicht mehr als ›Energie-Lieferant‹ für das magische Sperrfeld um Khe-She dienen zu müssen.
Wieder verstärkte Nicole den Dhyarra-Druck. Aus der Schwertspitze irrlichterten Blitze, trafen die ›Seelenbäume‹ und ließen sie aufglühen.
Da schrien die verlorenen Seelen der toten Krieger!
Sie litten!
Und da befolgten sie Nicole-Byancas Befehl!
Nicole fragte sich, ob das wirklich sie gewesen war, die den magischen Zwang verstärkt hatte, oder ob plötzlich der Byanca-Anteil in ihr die Kontrolle übernommen hatte!
Davor graute ihr.
Sie wollte die Kontrolle nicht abgeben.
Sie wollte sich nicht an Byanca verlieren.
Sie war immer noch Nicole Duval!
Sie hatte nur Byanca in ihrem Körper Asyl gewährt, und das nicht mal freiwillig!
Sie wollte ihren Körper nicht aufgeben…
***
Merlin war gekommen!
Merlin, der Zamorra den Zutritt nach Caermardhin verweigert hatte, war in die Mardhin-Grotte gekommen.
Wollte er jetzt Zamorra auch von hier verjagen?
Merlin legte Zamorra die Hand auf die Schulter, und mit seinem Griff zwang er den Dämonenjäger, einige Schritte mit ihm zurückzutreten und Fooly mit Byanca allein zu lassen.
Hatte er Zamorras Gedanken lesen können?
»Ich will dich nicht noch mal verjagen, mein Freund«, sagte er rauh. »Aber ich muß dich daran hindern, in die Straße der Götter zu wechseln. Du wirst dort nur Schaden anrichten, aber niemandem helfen. Warum willst du das nicht begreifen?«
»Weil mir niemand einen Grund dafür sagt!« fuhr Zamorra ihn an. »Wie wäre es, wenn du endlich mit der Wahrheit herausrücken würdest?«
»Es ist nur zu deinem Schutz«, erwiderte Merlin.
»Wenn hier jemand Schutz benötigt, ist es Nicole!« rief Zamorra. »Du hast sie in den Tod geschickt!«
»Nein«, sagte Merlin. »Ich… ich glaube das jedenfalls nicht.«
»Du glaubstl« stöhnte Zamorra auf. »Du glaubst… beim Dröhnauge der Panzerhornschrexe! Hier geht es um Leben und Tod!«
»Zamorra«, sagte Merlin leise, »habe ich jemals einem von euch bewußt Schaden zugefügt?«
Der Dämonenjäger holte tief Luft -und schwieg.
Er konnte Merlin das nicht widerlegen!
»Ich bin mir so gut wie sicher, daß Nicole nichts zustößt«, sagte Merlin. »Aber… es gibt einen Unsicherheitsfaktor.«
»Sprich dich bei Gelegenheit mal darüber aus«, erwiderte Zamorra sarkastisch. »Da ich zu den relativ Unsterblichen gehöre, eilt es ja nicht… ein paar Jahrhunderttausende haben wir sicher noch Zeit.«
»Damit hast du es selbst
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