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0580 - Ginas Mörderschloß

0580 - Ginas Mörderschloß

Titel: 0580 - Ginas Mörderschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blaubleiche Gesicht des Hausmeisters, und sein Mund verzog sich noch mehr in die Breite.
    »Sie wissen also nichts«, wiederholte er. »Das ist gut, das ist sogar mehr als gut.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Orth hob seine Waffe an. Plötzlich zierte die Mündung auf den Jungen, dessen Magenwände sich zusammenzogen. Aber der Lauf wanderte höher und auch weiter. Schließlich wies die Mündung auf das Regal neben dem Jungen. »Du hast es also gefunden?«
    Dennis verstand nicht. »Was soll ich gefunden haben?«
    »Das Buch.«
    »Ja, ich habe etwas nachgeschaut. Das war alles, Herr Orth. Wirklich, mehr konnte ich nicht…«
    »Hast du es auch gelesen?«
    »Klar.«
    Er nickte. »Dann weißt du also Bescheid.« Gefährlich leise drangen die Worte über seine Lippen. »Du weißt demnach Bescheid, und das ist wirklich gut.« Er bewegte seine breiten Nasenflügel. »Tja, Gina hat schon recht gehabt.«
    »Gina?« wiederholte Dennis und erinnerte sich. »Wen… wen meinen Sie damit?«
    »Die Hexe Gina.«
    »Die Tote?«
    Er lachte rauh und stierte den Jungen an, daß diesem angst und bange wurde. »Glaubst du wirklich, daß sie tot ist, Dennis? Glaubst du das tatsächlich?«
    Nun begriff Dennis Höller gar nichts mehr. Er hatte gelesen, er hatte geträumt und die Person brennen sehen. Sie mußte seit mehr als zweihundert Jahren tot sein. »Doch«, flüsterte er und unterstützte die Worte durch ein Nicken. »Sie ist tot, glauben Sie mir.«
    Orth grinste und blies seinen Atem dem Jungen ins Gesicht. Dennis roch den Knoblauchatem, traute sich aber nicht, den Kopf zur Seite zu drehen, aus Angst, der Kerl vor ihm könnte die Bewegung mißverstehen.
    »Es gibt Hexen, die kann man nicht töten, Kleiner, die kehren zurück. Und Gina gehört dazu. Sie ist nicht tot, hast du das begriffen?«
    Er beugte sich tiefer. Sein Totenschädelgesicht nahm dabei das Blickfeld des Jungen ein wie eine häßliche Masse aus grauen, blassen und bläulichen Farben. Vielleicht lag es auch an den Bartschatten, daß dieses Gesicht derart unheimlich wirkte.
    »Nicht tot…?« Er staunte und fürchtete sich gleichzeitig.
    »So ist es.«
    »Ich sah sie im Traum.«
    Orth zog wieder seine Lippen in die Breite. »Es spielt keine Rolle, was du gesehen hast. Jedenfalls lebt Gina. Sie hat es sich nicht nehmen lassen, zurückzukehren. Sie ist hier, sie ist in der Nähe, mein Junge. Sie hat ihre Bestimmung.« Er hob seine linke Hand und fragte: »Hast du das alles begriffen?«
    »Ja, das habe ich. Aber das alles kann ich nicht verstehen, wirklich nicht.«
    »Du wirst es noch.« Er faßte den Jungen an. Die Hand mit dem breiten Rücken legte er auf seine Schulter. Eine Stahlklammer berührte sie. Dennis atmete nur noch durch die Nase. Er würgte nicht, aber ihm wurde übel. Er konnte sich vorstellen, daß Orth zudrückte, die Kraft dazu besaß er. Das tat er nicht. Statt dessen zog er den Jungen zu sich heran, dazu verstärkte er den Druck seiner Spitzen, so daß Dennis diesem Befehl automatisch folgte.
    »Na? Hast du dich mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß sie lebt, Kleiner?«
    »Nein, nein.«
    Orth lachte. Er kam Dennis immer mehr vor wie ein Monstrum auf zwei Beinen. Dieser Hausmeister sah nicht nur widerlich aus, er war auch widerlich. »Ich will dir nichts weiter erklären, nur soviel sei gesagt. Du spielst eine besondere Rolle, Junge. Man hat dich nicht grundlos ausgesucht.«
    »Mich? Wozu?«
    »Das wirst du alles noch erleben, Dennis.«
    »Ja, ja, vielleicht.« Er hob die Schultern, während fieberhaft die Gedanken durch seinen Kopf schossen. Am liebsten wäre er umgekehrt, weggelaufen, raus aus dieser verfluchten Schule, doch er fand nicht den Mut. Es wunderte ihn selbst, wie er es schaffte sich derart zusammenzureißen.
    »Was denkst du jetzt, Kleiner?«
    Dennis platzte mit der Wahrheit heraus. »Ich will weg!« keuchte er. »Ich will jetzt gehen.«
    Orth lachte, was dem Jungen gar nicht gefiel. »Wo willst du denn hin, Kleiner?«
    »Raus!«
    Der Hausmeister schüttelte den Kopf. »Nein, Dennis, das ist nicht mehr möglich.«
    »Wieso?«
    Orth richtete sich auf. Vor Dennis wuchs ein Riese in die Höhe.
    »Ich habe dir doch gesagt, daß es zwischen der Hexe und dir eine besondere Beziehung gibt, nicht wahr?«
    »Ich kenne sie nicht!« schrie Dennis.
    »Du hast von ihr geträumt.«
    »Ja, schon, aber…«
    »Kein Aber, mein Junge.« Orths Augen funkelten. »Du stehst nicht nur in einer besonderen Beziehung zu ihr. Du gehörst ihr sogar. Begreifst du

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