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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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uns regieren«, fuhr Großmutter Aups auf. »Nur keine konkrete Antwort geben, mit der man etwas anfangen kann. Man könnte euch Oberschlauköpfe ja darauf festnageln, nicht? Nein… es könnte unter Umständen vielleicht möglicherweise eventuell so sein, wenn… Scheren Sie sich zum Teufel, Polizist! Und fangen Sie den Kerl, der unserer Verena etwas angetan hat -wenn sie denn das Opfer ist. Aber das glaube ich nicht. Wahrscheinlich ist sie zu Alan gegangen und kommt heute abend zurück, wenn er zur Arbeit muß.«
    »Das ist auszuschließen«, sagte Robin nüchtern. »Weil Alan Lacroix tot ist.«
    »Wer… wer hat ihm das denn erlaubt?« stieß die alte Dame hervor -schnappte kurz nach Luft und schien dann erst zu begreifen, was Robin gesagt hatte. »Er ist… tot? Warum?«
    »Er wurde vor wenigen Stunden tot aufgefunden.«
    »Wo?«
    »In der Nähe des Friedhofseingangs.«
    »Das paßt zu ihm.«
    »Wie meinen Sie das, Madame?«
    »Nun, er war schon immer ein Freund kurzer Wege…«
    O ihr grundgütigen Götter, dachte Robin. Die Alte ist vielleicht ein Herzchen… sollte sich mit Mathieu zusammentun, da paßt glatt der Deckel auf den Topf…
    Unverdrossen fuhr die alte Dame fort: »So oft, wie er sich dort aufgehalten hat, um seine Gräber zu pflegen… kein Mensch bringt seinen Verstorbenen wohl so viel Zuneigung entgegen wie Alan. Mein Sohn hat ihm schon mal prophezeit, daß er bei der Grabpflege sterben würde… und nun ist das tatsächlich passiert?«
    »Ich bin sicher, daß es nicht gerade während der Grabpflege war«, murmelte Robin. »Es tut mir leid, es Ihnen in dieser Form nahebringen zu müssen. Aber es wurde neben ihm eine zweite Leiche gefunden, und es könnte sein - ich wiederhole: es könnte sein -, daß es sich dabei um Ihre Enkelin handelt. Ich bin hier, weil ich gern den Beweis fürs Gegenteil erbringen möchte.«
    »Dann erbringen Sie mal schön!« keifte Großmutter Aups. »Wenn Verena zwischenzeitlich wieder hier auftaucht, sage ich ihr, sie soll sich bei Ihnen melden. Sie haben doch sicher 'ne Visitenkarte, oder? In den Fernsehkrimis sieht man doch immer, wie die Polizisten ihre Karte überreichen und sagen: Wenn Sie gestehen wollen, rufen Sie mich an!«
    »Sie gehören sicher nicht zum Kreis der Tatverdächtigen«, seufzte Robin.
    »Warum sind Sie dann hier?«
    Er war froh, als er wieder draußen auf der Straße stand. Er fragte sich, ob die alte Dame immer so war. Oder ob sie sich auf diese Weise nur vor dem Schock schützen wollte.
    Auf jeden Fall hatte ihn die Besichtigung der Wohnung ein kleines Stückchen weitergebracht.
    Nur nicht in Richtung Täter und Motiv.
    ***
    Die Klimaanlage in Robins Büro spielte mal wieder verrückt. Sie ließ sich nicht richtig justieren. Statt die Temperatur zu senken, verwandelte sie den Raum in einen Backofen. Jetzt war es hier fast noch heißer als draußen im grellen Sonnenschein.
    Pierre Robin pfiff auf die Etikette und hatte das Hemd geöffnet. In die Krawatte hatte er einen Henkersknoten gemacht. Sie baumelte nun als Galgenstrick von der Glühbirne der Deckenlampe herab.
    »Apart«, bemerkte François Brunot, sein Assistent. »Wenn Sie Ihren Kopf wieder hineinstecken, vergessen Sie nicht, den Schlips vorher von der Lampe zu lösen.«
    »Mein Hals kommt mit diesem Zivilisationsstrick so bald nicht wieder in Berührung. Aber Sie scheinen ja entsprechende Bedürfnisse zu entwickeln.« Trotz der Affenhitze, die die Region derzeit heimsuchte, trug der stets überelegante Kahlkopf Brunot einen gediegenen Westenanzug. Er bildete damit einen Extremkontrast zu Robin.
    Brunot zupfte seine Krawatte zurecht. »Chef, Sie sehen mich lediglich bemüht, der Mordkommission von Lyon ein angemessenes Erscheinungsbild zu verleihen. Einer muß das ja tun… Äh, Chef, wissen Sie, wann Kollege Wisslaire seinen Dienst bei uns antritt?«
    »Zum nächsten Monatsbeginn. Denken Sie, er wird Sie bei Ihren Repräsentationsbemühungen unterstützen?«
    »Es dürfte eher umgekehrt sein.«
    Dr. Mathieu trat ein, einen Schnellhefter in den Händen. »Ging rascher als erwartet«, verkündete er heiter.
    »Sie meinen den Fall Lacroix?« fragte Brunot vorsichtig.
    »Ich bewundere Ihre Kombinationsgabe, François. Vermutlich sind Sie deshalb Ermittlungsbeamter und ich nur ein Skalpelldompteur.« Er legte den Schnellhefter auf Robins Schreibtisch.
    »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Daß diese Polizisten nie die Geduld haben, meine Berichte zu lesen!« Mathieu seufzte. »Immer wollen

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