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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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watschelte heran wie eine fette Mastgans. Wobei sich die Ähnlichkeit mit selbigem Wasservogel darauf beschränkte, daß sowohl Gans als auch Drache Flügel hatten. Nur waren Gänse elegante Flieger, während sich der Jungdrache nur mit eher plumpem Flattern in der Luft halten konnte. Er wirkte dabei manchmal wie ein liebeskrankes Huhn.
    Fett war er allerdings auch - oder, etwas weniger boshaft ausgedrückt, wohlgenährt. Er selbst bezeichnete sich eher als massig. Etwa 1,20 m hoch, hatte er neben den stummelartigen Fledermausflügelchen auch zwei Arme und Beine und ebenso einen Krokodilkopf mit großen Telleraugen. Sein Rückenkamm aus dreieckigen Hornplatten reichte vom Kopf bis zur Spitze des langen Schwanzes.
    Er war ein Jungdrache aus dem Drachenland. Seine bemerkenswertesten Fähigkeiten gipfelten darin, zur unpassendsten Gelegenheit Feuer zu speien und ansonsten jede Menge Dummheiten anzustellen. Wenn die Tolpatschigkeit einen Namen brauchte, hieß sie sicher Fooly.
    Und jetzt watschelte Fooly hoheitsvoll auf Zamorra, Nicole und Patricia zu, die nun auf einem Badetuch auf der Wiese lag.
    Zwischen Menschen und Jungdrache befand sich allerdings der Pool.
    Das schien Fooly nicht zu stören. Ungebremst und ungeachtet des feuchten Hindernisses hielt er weiter auf die Menschen zu. Er entfaltete aber auch nicht seine Schwingen.
    Nicole sprang auf. »Der klatscht ins Wasser - und ob er schwimmen kann, wissen wir immer noch nicht!«
    »Fett schwimmt immer«, behauptete Zamorra gelassen.
    Da hatte Fooly die Kante des Bassins erreicht - und ging weiter.
    Über das Wasser hinweg.
    Ohne hineinzuplumpsen.
    Tapp - tapp - tapp - tapp - tapp -tapp…
    Ohne auch nur einen Zentimeter an Höhe verloren zu haben, setzte er auf dieser Seite des Pools seinen Weg fort. Vor Zamorra und Nicole blieb er stehen.
    »Wie, um Himmels willen, hast du denn das gemacht?« staunte Nicole.
    Nur zu deutlich erinnerte sie sich daran, was geschehen war, als Fooly zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Pool beziehungsweise dessen Inhalt gemacht hatte. Er war hineingestürzt und hatte mit einer gewaltigen Feuerwolke den größten Teil des Wassers einfach verdampft.
    Doch diesmal war er über das Wasser hinwegspaziert!
    »Was soll ich denn gemacht haben?« fragte er unschuldig.
    »Du bist…«, begann Nicole.
    »…einfach über das Wasser gegangen«, fuhr Zamorra fort.
    »Ohne hineinzufallen«, ergänzte Nicole.
    »Ich wollte ja auch nicht hineinfallen«, erklärte Fooly.
    »Aber wie hast du es gemacht, einfach über das Wasser zu gehen? Immerhin bist du nicht geflogen«, sagte Zamorra. Zum Fliegen hätte der Jungdrache wenigstens seine Flügel bewegen müssen. Aber das hatte er nicht getan. Er war einfach weitergegangen, wie über ein unsichtbares Brett.
    »Was hätte ich denn tun sollen?« fragte Fooly. »Etwa schwimmen? Ich glaube, das kann ich nicht einmal. Also habe ich beschlossen, nicht ins Wasser hineinzufallen. Ich hab's mir ganz fest vorgenommen, und es hat geklappt.« Sein langgezogenes Krokodilmaul zeigte das Äquivalent eines breiten Grinsens, als er ergänzte: »Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!«
    Gleichzeitig fauchte ein triumphierender Feuerstrahl aus dem Maul.
    Funken erfaßten Nicoles wieder annähernd trockenes Longshirt und setzten sich fest.
    »Au!« schrie sie auf. »Mordlüsterne Bestie!« Mit den Händen schlug sie die Glut aus dem Textil. »Blödes Drachenvieh! Das Shirt war neu! Schau dir die drei Brandlöcher an!«
    Lady Patricia lachte schallend auf. Als Nicole ihr einen sehr stirnrunzelnd-mißbilligenden Blick zusandte, wurde das Lachen noch lauter.
    »Wer in der Nachbarschaft fertigt eigentlich die billigsten Grabsteine an?« fragte Nicole. »Ich bestell' schon mal zwei. Welche Inschriften hättet ihr beide denn gern?«
    »Wovon redet sie?« wandte sich Fooly recht hilflos an Zamorra.
    »Davon, daß sie dich erschlagen will«, erklärte Zamorra trocken. »Sie mag's nun mal nicht, als Hexe verbrannt zu werden. Und sie hat recht - die Zeit der Inquisition ist lange vorbei.«
    Nicole holte tief Luft.
    »Mein lieber Professor«, fauchte sie betont, »soll das etwa heißen, daß du mich für eine Hexe hältst?«
    »Aber ich wollte das doch nicht«, lamentierte derweil der Jungdrache. »Das - das Feuer - das ist mir einfach so rausgerutscht. Ehrlich, Mademoiselle Nicole, ich wollte dich nicht verbrennen.«
    Und Zamorra: »Wieso ich? Habe etwa ich Feuer gespuckt? Der Drache war's!«
    Nicole: »Und wieso redest du dann

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