0583 - Der Ara und die Verzweifelten
daß wir die Bewußtseinsinhalte in die Körper von Ratten verpflanzen, wenn er sicher wäre, daß er seine geliebten alten Freunde auf diese Weise retten könnte."
*
Ich lag in dem kleinen Wohnraum, der zum Haupttrakt der Klinik gehörte. Ich war innerlich viel zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Auch Andresen hatte eine Ruhepause eingelegt, das verschaffte mir immerhin die Gewißheit, daß die Synthos im Augenblick vor ihm sicher waren. Ich fragte mich, warum Ras Tschubai, der während des Zwischenfalls mit den Kayberris „Wächter" gespielt hatte, nicht zu Rhodan gegangen war, um gegen Andresens Behandlungsmethoden zu protestieren.
Akzeptierten die Mitglieder des neuen Korps etwa den Professor?
Denkbar war alles.
Ich durfte niemals vergessen, daß ich ein Ara und daß mir die terranische Denkweise nicht vertraut war.
Vielleicht war ich zu sensibel. Es mochte richtig sein, die Synthos unter Druck zu setzen.
Andresen erkannte die Lage zweifellos besser als jeder einzelne der Synthos.
Trotzdem konnte ich mich nicht mit seinem Vorgehen einverstanden erklären.
Die Kayberris waren wieder an den Betten angebunden worden. Sie standen auch jetzt noch dort. Die Bewußtseinsinhalte gingen nicht mehr gegen die Tiere vor, aber sie akzeptierten sie auch nicht als Trägerkörper. Mehr als ein Patt hatte Andresen nicht erreicht. Konnte er überhaupt hoffen, daß die Kranken nachgeben würden?
Ich bezweifelte es.
Ich hatte mich geweigert, die Kranken von den Lebenserhaltungssystemen abzuschließen. Andresen hatte schließlich in dieser Beziehung nachgegeben, aber er hatte durchgesetzt, daß keine zusätzlichen Rettungsmaßnahmen ergriffen wurden.
Hinter meinen halbgeschlossenen Lidern nahm ich plötzlich eine Bewegung wahr.
Ich riß die Augen auf.
Vor mir stand einer der Synthos!
Die Überraschung lähmte mich. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Ich sagte mir, daß das nur der Körper Tako Kakutas sein konnte. Der Teleporter hatte sich von seinen Lebenserhaltungssystemen losgerissen und war in mein Zimmer teleportiert.
Kakutas verunstalteter Körper schwankte. Seine Beine gaben nach, und er sank mit dem Oberkörper auf einen Tisch.
Ich sprang aus dem Bett.
„Tako Kakuta!" rief ich entsetzt. „Sind Sie wahnsinnig geworden? Wollen Sie Selbstmord begehen?"
Er rang nach Atem. Offensichtlich wollte er etwas sagen, aber es fehlte ihm die Kraft dazu.
In diesem Augenblick war ich völlig ratlos, wie ich mich dem Syntho gegenüber verhalten sollte. Zweifellos wäre es am besten gewesen, wenn ich jemand gerufen hätte. Kakuta mußte schnellstens in sein Nährbett zurück.
Doch ich überlegte, daß er sicher nicht ohne Grund zu mir gekommen war.
Warum hatten die Ärzte, die sich in der Krankenstation aufhielten, noch keinen Alarm geschlagen? Ich erriet, daß sie von Noir und Ishibashi daran gehindert wurden.
Wieder flimmerte die Luft in meinem Zimmer. Gucky materialisierte. Ich schloß daraus, daß er als Wächter fungiert und die Flucht Kakutas bemerkt hatte. Der Ilt war dem Kranken gefolgt.
„Ich störe dich nicht, Doc", sagte der Mausbiber. „Du kannst so tun, als wäre ich nicht hier."
„Es wäre mir lieber, du könntest mir sagen, was ich jetzt tun soll", erklärte ich. „Er muß in sein Bett zurück, sonst wird er schweren Schaden erleiden."
Endlich hatte ich mich zu einem Entschluß durchgerungen und trat an den Interkomanschluß meines Zimmers, um die anderen Ärzte zu alarmieren.
Der Kakuta-Syntho hob den Kopf.
„Warten Sie!" brachte er hervor.
Ich zögerte.
„Wir... wir haben uns entschlossen, einen Versuch... zu... zu riskieren", sagte Kakuta stoßweise.
„Mit den Kayberris?"
Als er den Kopf schüttelte, löste sich ein Hautfetzen von seinem längst kahlen Schädel und fiel auf den Tisch.
„Wir möchten... es... mit intelligenten Wesen versuchen."
Ich verstand plötzlich.
„Aber das geht nicht!" lehnte ich ab. „Wir können niemand zwingen, daß er sich zur Übernahme der Bewußtseinsinhalte bereit erklärt."
„Er denkt an Freiwillige!" mischte Gucky sich ein.
„Frei...willige!" wiederholte Kakuta dankbar. Dann brach er endgültig zusammen.
Ich starrte auf ihn hinab. Es war mir unmöglich, ihn in diesem Augenblick anzurühren.
Ich trat an den Interkom und gab Alarm.
*
„Er hat sie mit diesem Gedanken infiziert!" Andresens Arm stieß wie ein Speer durch die Luft und deutete auf mich. „Von Anfang an haben er und sein Team meine Pläne zu
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