0583 - Der Ara und die Verzweifelten
Bewußtseinsträger leben werden müssen."
„Ja", sagte Algol bereitwillig.
Ich nahm Alkin die Liste aus den Händen und zeichnete unter Algols Namen einen dicken Strich. Dieses Wesen, über dessen Herkunft man nichts wußte, war meiner Ansicht nach ein geeigneter Träger. Algol besaß keine Persönlichkeit. Seinem verkümmerten Bewußtsein konnte es nicht schaden, wenn es sich an einem Mutantenbewußtsein aufrichten konnte.
„Ist das Ihr Ernst?" fragte Alkin.
Ich nickte.
Wir schickten Algol in die Klinik für paraabstrakte Phänomene.
Dort wurde er gründlich untersucht und vorbereitet. Dann mußte er warten.
*
Wir wählten acht Kandidaten unter den insgesamt einhundertsechzehn Freiwilligen aus. Unter den acht Auserwählten war eine Frau, denn wir wollten Betty Toufrys Bewußtsein nicht in den Körper eines Mannes verpflanzen.
Die Aussicht, bald in gesündere Körper überwechseln zu können, schien die Mutanten zu beleben. Ihr Allgemeinbefinden besserte sich etwas. Der Verfall der Synthokörper wurde dadurch jedoch nicht aufgehalten.
„Wenn es schiefgehen sollte, werden wir nicht mehr viel Zeit für andere Versuche haben", prophezeite Andresen. „Der Schock des Fehlschlags wird die Synthos hart treffen."
Diesmal gab ich ihm recht.
Eine Niederlage zu diesem Zeitpunkt mußte das Todesurteil für die Körper aus der lemurischen Unterseestation bedeuten. Da die Bewußtseinsinhalte sich weigerten, die Synthokörper im Todesfall zu verlassen, würden sie mit ihnen sterben.
Unter diesen Umständen wunderte ich mich nicht, daß Rhodan und Atlan schon zu Beginn des Experiments in die Klinik kamen.
Auch die meisten Mitglieder des neuen Mutantenkorps waren anwesend.
Die acht Kandidaten waren aufgeteilt worden. Jeder saß am Fußende eines Bettes. Sie alle machten einen nervösen Eindruck. Ich wartete förmlich darauf, daß einer oder der andere sein Angebot zurückziehen würde.
Doch das wagten sie offenbar nicht.
Betty Toufry rief mich.
„Sehen Sie nicht, daß diese Wesen Angst haben?" fragte sie.
„Sie sind ein bißchen aufgeregt", gab ich zu.
„Ich bin Telepathin", erwiderte sie. „Ich spüre genau, was mit diesen armen Teufeln los ist. Sie haben sich freiwillig gemeldet, weil sie hoffen, daß wir ihnen helfen können. Dabei sind wir es, die Hilfe brauchen."
„Wir haben jetzt alles vorbereitet. Der Vorschlag, Freiwillige zu suchen, kam schließlich von Ihnen."
Sie drehte den Kopf zur Seite. Von diesem Augenblick an wußte ich, daß dieser Versuch fehlschlagen würde. Ich will hier nicht unterstellen, daß es den Bewußtseinsinhalten der Mutanten an mangelnder Bereitschaft fehlte (darüber haben kompetentere Wissenschaftler sich die Köpfe zerbrochen), aber die Erkenntnis, daß es sich bei den Kandidaten um arme Teufel handelte, beeinflußte die Bewußtseinsinhalte in nicht zu übersehender Weise.
„Warum fangen wir nicht endlich an?" rief Professor Andresen.
Ich trat an Ralf Martens Bett. Für den Teleoptiker hatten wir Algol als Bewußtseinsträger ausgewählt.
„Es geht jetzt los", sagte ich zu Algol. „Bleiben Sie ruhig.
Entspannen Sie sich."
Algol schien wirklich als einziger Kandidat die Prozedur völlig gelassen hinzunehmen. Er begriff offenbar überhaupt nicht, was ihm unter Umständen bevorstand.
„Gut, Mr. Marten!" Ich blickte in das Nährbett. „Er ist bereit."
„Soll ich beginnen?" fragte Marten.
„Ja", sagte ich.
Die Mutanten in den anderen Nährbetten richteten sich auf. Die Zuschauer drängten näher heran. Alle spürten, daß eine Entscheidung bevorstand.
Marten lag scheinbar unschlüssig da. Ich fragte mich, ob er sich überhaupt konzentrierte.
„Los!" schrie ich ihn an. „Fangen Sie endlich an! Versuchen Sie es! Verlassen Sie diesen verwesten Körper."
Ich sah, daß er sich verkrampfte. Algol sah mich mit großen Augen an.
„Ich spüre nichts!" erklärte er nach einer Weile.
„So geht es nicht", sagte ich zu Marten. „Machen Sie noch einen Versuch. Strengen Sie sich an."
Der Synthokörper spannte sich. Das Mutantenbewußtsein, das als einzigen freien Weg bisher nur den Hyperraum gekannt hatte, versuchte, dem freiwillig gewählten Gefängnis in anderer Richtung zu entkommen. Marten konzentrierte sich auf den namenlosen Schiffbrüchigen. Beinahe bildlich sah ich vor mir, wie das Bewußtsein Martens in dem Synthokörper herumtobte und nach einem Ausweg suchte, der nicht wieder in die Verbannung des Hyperraums führte.
Ruckartig kam Martens
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