0583 - Drachen-Jäger
sahen beinahe lebensecht aus. Dämonen, Krieger, Zauberer… und obgleich sie sehr deutlich als Bauern oder Offiziere zu unterscheiden waren, sah jede Figur ganz verschieden aus.
Der Dämonenkönig sah so aus, wie Zamorra Lucifuge Rofocale beschrieben hatte, die Königin ähnelte Stygia, der Fürstin der Finsternis.
Die Türme waren gespenstische Gemäuer, die Läufer Werwölfe, die Springer Vampire mit ausgebreiteten Schwingen…
Die weißen Figuren waren ähnlich individuell gestaltet. Hier allerdings hatte der König eine verblüffende Ähnlichkeit mit Merlin…
Fooly nahm noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche, stellte die Figuren wieder zurück, ohne auf eine bestimmte Ordnung zu achten, wobei einige auch neben dem Schachbrett auf dem Tisch landeten, nahm einen weiteren Schluck, stellte fest, daß die Flasche nun schon fast leer war, fand das nicht gut und sorgte dafür, daß sie ganz leer wurde, dann verließ er das Kaminzimmer, watschelte durch das nächtlich stille Château zu seiner Unterkunft und schlief dort ein…
***
Zwischenzeitlich hatte Zamorra versucht, Mr. MacFool in eben dieser Unterkunft anzutreffen, aber sie war leer.
»Was, zum Teufel, heckt der Bursche denn jetzt schon wieder aus? Wo treibt er sich herum?«
Immerhin wollte Fooly offensichtlich nicht in vorbeugender Notwehr Sparks an den Kragen gehen, denn sonst hätte der Jungdrache Zamorra auf dem Weg dorthin ja begegnen müssen.
Zamorra und Nicole begannen nach Fooly zu suchen.
Nach über einer Stunde gaben sie auf.
Ins Kaminzimmer hatte keiner von ihnen geschaut. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, was Fooly ausgerechnet dort hätte tun wollen.
Später, als sie sich in Zamorras Schlafzimmer zurückgezogen hatten, tappte draußen ein kleiner Drache über den Korridor, ohne daß jemand es bemerkte.
Selbst Raffael war nicht aufgefallen, wo Fooly sich zwischenzeitlich aufgehalten hatte…
***
Fooly träumte von einem mächtigen Drachen, der sich in die Luft erhob und unter dem Sternenzelt einherflog. Daß dieser Drache keine Flügel hatte, spielte in Foolys Traum keine Rolle.
Auf eine eigenartige Weise hatte Fooly dabei den Eindruck, daß das, was er im Schlaf sah, alles andere als ein Traum war.
Sondern eine Wirklichkeit, die zu begreifen über seinen Verstand ging.
In dieser Traum-Wirklichkeit kam der große Drache zu Fooly und sprach zu ihm. Danach verschwand er wieder.
Für immer…
***
Irgendwann in den folgenden Vormittagsstunden wachte Mostache auf und stellte fest, daß seine Frau bereits erste Aktivitäten entwickelte. Sie hatte auch schon Kaffee gekocht und eine Tasse davon neben ihm auf den Nachttisch gestellt, der Duft war herrlich und Mostache erkannte nun auch, daß es draußen bereits heller Tag war und es demnach Zeit wurde, aufzustehen.
»Bist nachts um drei hast du's mit deinen Gästen ausgehalten«, warf ihm seine Frau vor. »Da wundert es doch keinen, daß du am Tag darauf erst kurz vor Mittag aus den Federn kommst! Das könnt Ihr Männer euch auch nur hier im Dorf erlauben. Weil kein Polizist die Sperrstunde kontrolliert…«
»Sondern höchstens einen Schoppen mittrinkt«, seufzte Mostache. »Hast du gerade was von kurz vor Mittag gesagt, geliebteste aller Frauen?«
»Ich habe«, stellte Madame klar.
Mostache wälzte sich aus dem Bett und dachte an seinen letzten Gast. Der hatte sich bis zuletzt wie eine Klette an den Tisch und sein Glas geklammert. Wollte der im Suff nicht einen Drachen gesehen haben?
Mostaches hochgeschätzter Ehedrache stand gerade am Fenster und sagte plötzlich: »Ich hatte heute nacht einen komischen Traum, Mostache. Da schwirrte ein Drache durch das Tal, umkreiste Château Montagne und verschwand dann da drüben am Berghang, auf der anderen Loire-Seite. Dabei hatte das Biest nicht mal Flügel…«
Von einer Sekunde zur anderen war Mostache hellwach.
Beinahe hellwach, um der Wahrheit die Ehre zu geben.
»Drache? Du hast von einem Drachen geträumt?«
»Ja. Komisch, nicht? Das erste Mal in meinem ganzen Leben habe ich im Traum einen Drachen gesehen. Und der sah nicht mal aus wie ein richtiger Drache, eher wie ein zu groß geratener Salamander oder so was. Wie der fliegen konnte, ist mir ein Rätsel, aber das lag wohl daran, daß Träume immer irgendwie unlogisch sind. Wenn er wenigstens so Stummelflügel gehabt hätte wie der Dingsbums, der Fooly, oder wie er sich schimpft, aus Zamorras Château… aber da war nichts.«
»Hm…«, machte Mostache. Er
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