0584 - Der Mutantenplan
unmerklich.
Er beneidete den Ara-Mediziner auch nicht um seine Aufgabe, die noch viel schwieriger war als seine. Sicher - er mußte den Miclarczwitter retten. Das war für Miclarn äußerst bedeutungsvoll.
Aber wenn er es nicht schaffte, war damit noch nicht alles für die Heimatwelt dieses seltsamen Geschöpfes verloren. Es gab noch mehr Miclarcs, wenn auch nicht sehr viele.
Paih Terzyu stand jedoch vor einer von den Medizinern so gefürchteten Alles-oder-Nichts-Aufgabe. Versagten er und sein Team, dann zog das unabsehbare Folgen nach sich.
Kwan Kwain wünschte, er könnte dem Ara helfen, das Problem zu lösen. Aber er gehörte noch nicht zu jenem kleinen Kreis medizinischer Kapazitäten, die nur mit den schwierigsten und bedeutungsvollsten Fällen konfrontiert wurden.
Patienten wie jetzt hatte Paih Terzyu allerdings noch nie gehabt.
*
Paih Terzyu näherte sich der Klinik für paraabstrakte Phänomene, einem ausgedehnten Bau, der sich aus zahlreichen Bungalowelementen zusammensetzte. Hier befand sich das medizinische Behandlungszentrum für Fälle, die zu den Grenzbereichen der Medizin gehörten. Seit mehreren Jahrhunderten befaßten sich Ärzte, Biologen, Physiker, Parapsychologen und Spezialisten für hyperdimensionale Physik mit paraabstrakten Erscheinungsformen unter den geistigen Existenzformen in der Galaxis, für die es keine allgemein gültigen Gemeinsamkeiten gab.
Die Gebäude dieser Klinik standen erst seit wenigen Jahren.
Sie stellten immer noch nur einen Kompromiß dar, weil es Paih Terzyu nicht gelungen war, dem Verwaltungsrat von Tahun höhere Summen für den Bau abzutrotzen. Der Ara war dennoch vollauf zufrieden, da er anfangs nicht damit gerechnet hatte, zu so einem Ergebnis kommen zu können. Jetzt stand den Wissenschaftlern der Klinik nahezu alles zur Verfügung, was sie für ihre Arbeit benötigten - nur ihr Ansehen war nicht ganz so hoch, wie sie es sich gewünscht hätten. Das lag hauptsächlich daran, daß ihre Arbeitskapazität kaum zur Hälfte ausgelastet war.
Es fehlte einfach an den entsprechenden Fällen.
Paih Terzyu blieb stehen, als er den Arkoniden Atlan aus dem Schatten eines Baumes hervorkommen sah. Der Oberbefehlshaber dieser Welt näherte sich ihm langsam. Die Hitze schien auch seine Unternehmungslust zu dämpfen.
Der Ara war unruhig. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn er später mit dem Arkoniden hätte sprechen können. Jetzt konnte er noch nicht viel über den Zustand der acht wichtigsten Patienten von Tahun sagen. Es schien, als sei die Klinik ursprünglich ausschließlich für diese acht Mutanten gegründet worden, und als habe sie von Anfang an überhaupt nur für sie geforscht und gearbeitet. Jetzt aber zeigte sich, daß alles Wissen der Klinik noch nicht ausreichte.
Atlan blieb stehen, als er den Trauerstilbaum neben dem Ara erreichte. Er griff nach einer der tief herabhängenden Ranken und hielt sich daran fest. Die blauen Blätter kontrastierten eigenartig mit der hellen Haut seiner Hand.
„Nun?" fragte der Lordadmiral. „Wie sieht es aus?"
Paih Terzyu schüttelte den Kopf.
„Ich wünschte, Sie hätten noch ein wenig mit Ihrer Frage gewartet", antwortete er offen. „Wir können auch jetzt noch nicht viel mehr sagen als vorher. Wir haben die acht Mutanten in den Körpern von acht Matten-Willys aus der Intensivstation in die Klinik für paraabstrakte Phänomene gebracht, weil ich davon überzeugt bin, daß wir nur hier entscheidende Fortschritte erzielen können."
„Dann treten Sie also noch immer auf der Stelle", stellte Atlan nüchtern fest.
„Wir haben den Zellverfall mit Hilfe der Matten-Willys aufhalten können", erwiderte der Ara-Mediziner. „Das ist schon sehr viel.
Die Quallenwesen können die Trägerkörper der Mutanten zwar nur für sechs Stunden beherbergen, aber das genügt. Weitere Matten-Willys sind unterwegs. Sie werden uns helfen können."
Atlan ließ die Ranke los. Eine Antigrav-Krankenliege schwebte vorbei. Unter einer Transparentplasthaube lag die reglose Gestalt eines Akonen, dessen Gesicht mit grünlichen Beulen bedeckt war. Ein gelbes Schild wies warnend darauf hin, daß eine große Ansteckungsgefahr bestand.
„Die Ärzte können also nicht viel tun", sagte Atlan. „Oder - gibt es neue Nachrichten?"
„Wir tun alles, was wir können", entgegnete Paih Terzyu erregt.
„Daran zweifle ich nicht, aber ich fürchte, das ist noch immer zu wenig. Wenn wir die Mutanten jetzt nicht retten können, sterben sie endgültig.
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