0584 - Der Mutantenplan
Hilfsvolk der Neuarkoniden war nicht nur praktisch schmerzunempfindlich, sondern auch mit sehr geringer Intelligenz ausgestattet. Der Naat hätte nur ein wenig schneller gehorcht, wenn er seine Anweisung auf diese Art unterstrichen hätte.
Er hätte ihm eine derartige Behandlung nicht verübelt. Dennoch wollte der Terraner sich zurückhalten.
Niemand konnte vorhersagen, wie Poynor 52 reagieren würde, wenn er erfuhr, wie man mit seinen Naats umsprang. Liman hielt den Neuarkoniden für völlig verrückt, und im Grunde seiner Seele haßte er ihn. Lieber heute als morgen hätte er ihn verlassen - wenn er nur eine Möglichkeit gefunden hätte. Was auch immer er tat, meistens war es falsch. Behandelte er die Naats freundlich und zuvorkommend, dann drohte Poynor 52 mit empfindlichen Strafen, weil er angeblich befürchtete, die Zyklopen könnten übermütig werden.
Dabei fehlte ihnen nahezu alles, was dazu nötig war. Davon war Hambug fest überzeugt.
Gingen die Nerven mit ihm durch, dann paßte dem Kristallprinzen das ebenfalls nicht. Dabei blieb manchmal tatsächlich nichts anderes übrig als eine Serie von „handfesten" Befehlen, um die Lethargie der Naats zu überwinden.
Liman Hambug atmete auf, als der Koloß sich endlich umdrehte und schwerfällig auf die Gemächer des Neuarkoniden zuging.
Dabei fiel ihm ein, daß er sich an diesem Morgen noch gar nicht danach erkundigt hatte, ob auf einem der anderen Raumschiffe auf Tahun ein tüchtiger junger Mann gebraucht wurde, der zu Botengängen zu verwenden war.
Um sich die Wartezeit zu vertreiben, überlegte er sich wieder einmal, ob es richtig gewesen war, die Erde als blinder Passagier ausgerechnet auf einem arkonidischen Raumschiff zu verlassen, ohne auch nur die Andeutung einer Ausbildung genossen zu haben. Wie üblich wich er den unvermeidlich peinlichen Antworten, die er sich selbst geben mußte, aus, indem er sich darauf konzentrierte, um wie viel besser sein Entschluß gewesen wäre, wenn er statt des arkonidischen ein terranisches Raumschiff gewählt hätte. Dann wäre alles ganz anders gekommen, und er wäre heute vielleicht - nein, sicher - schon...
„Du sollst 'reinkommen", unterbrach der Naat seine Gedanken mit brummiger Stimme.
Liman Hambug betrat die luxuriös eingerichteten Gemächer des Kristallprinzen, der mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf einer Antigravliege ruhte. An seinen Schläfen hingen die Kontakte zweier Traummaschinen. Das genügte noch nicht, das Bewußtsein des großen Poynor 52 auszuschalten. Aus halbgeschlossenen Augen blickte er dem Terraner entgegen, bis dieser vor ihm stehenblieb, nach Worten suchte und linkisch an seinem Gürtel herumnestelte.
Ein kleiner Kosmetikroboter behandelte den Kristallprinzen mit Pinseln, Tüchern, Kompressen, Salben, Pasten und Lotions.
Liman Hambug war fest davon überzeugt, daß der Fürst aus dem Clan der Poynor ohne diese Pflege seines Gesichts und seines Körpers noch unendlich viel häßlicher gewesen wäre.
„Nun rede schon, Dummkopf", drängte Poynor 52. „Oder willst du mich, den Göttlichen, warten lassen?"
„Keineswegs, Kommender", erwiderte der Terraner eilig. Am liebsten hatte er den Neuarkoniden gepackt und durchgeschüttelt, um ihm dann ins Gesicht zu schreien, daß er alles andere war, nur nicht der kommende Herrscher über die Milchstraße. Davon aber war der Neuarkonide fest überzeugt. Er hielt sich für den Nabel der Galaxis und übersah dabei geflissentlich, daß er im Grunde nur von der Gnade der Akonen lebte, die ihn aus wirtschaftlichen, politischen und militärischen Gründen schalten und walten ließen.
Der völlig verweichlichte Schiffseigner schob den Roboter zur Seite. Jetzt öffnete er seine wäßrigen Augen ganz und blickte Hambug ängstlich an. Offenbar erinnerte er sich endlich daran, weshalb der Terraner bei ihm war.
„Also - was ist, Überflüssiger? Was haben die Ärzte gesagt?"
Liman Hambug biß sich auf die Lippen. Wiederum handelte er nicht so, wie er es am liebsten getan hätte. Die Ärzte dieser Welt ließen Poynor 52 wissen, daß er sich zum Teufel scheren sollte.
Seine Hautveränderungen in den Augenlidern und den Wangentaschen konnte jeder Schiffsarzt ausreichend behandeln.
Damit mußte man nicht Ärzteteams behelligen, die ohnehin stark überlastet waren.
„Hm, die Ärzte lassen Sie ehrerbietig grüßen, Erhabener", erklärte der zwanzigjährige Hambug. „Sie bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, daß sich zur Stunde kein Arzt auf Tahun
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