0585 - Das Doppelspiel des Arkoniden
haben würde, unübersehbar.
Doch ich hoffte, daß mein alter Freund mit der gewohnten Energie ans Werk gehen würde. Er würde nicht nur mit technischen, sondern auch mit politischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Emotionen würden eine große Rolle spielen, dafür würden Terhera und seine Freunde schon sorgen.
Ich beneidete Bully und die anderen Verantwortlichen von Imperium-Alpha nicht um ihre Aufgabe.
Ich gab mir einen Ruck. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um ständig über die Hilfsflotte nachzudenken. Die Asporcos brauchten Hilfe - und das möglichst schnell.
„Sie übernehmen die Organisation", sagte ich zu Mentro Kosum, denn ich wußte, daß er für solche Aufgaben besonders gut geeignet war. „Die Vorräte der MARCO POLO müssen optimal genutzt werden. Atlan hat uns mitgeteilt, daß die Asporcos gefüttert werden müssen. Denken Sie daran, wenn die Mannschaften eingeteilt werden."
„Ich fange sofort an", sagte er bereitwillig.
Ich ließ meinen Schutzanzug und meine persönliche Ausrüstung kommen. Solange es ging, wollte ich an der ersten Hilfsaktion selbst teilnehmen.
Um die Bewußtseinsinhalte brauchte ich mich im Augenblick nicht zu kümmern, das hatte Atlan übernommen. Ich hoffte, daß sie bald in geeignete Trägerkörper überwechseln konnten.
Die ersten Beiboote verließen die Hangars der MARCO POLO.
Sie würden in wenigen Minuten auf Asporc landen.
Wahrscheinlich ahnten die Besatzungen nicht, was ihnen bevorstand, obwohl ich sie in einer kurzen Rede darauf vorbereitet hatte.
Frauen und Männer, die in erster Linie immer mit technischen Problemen zu tun hatten, würden einer völlig neuen Situation gegenüberstehen.
Kosum stand vor den Bildschirmen, auf denen die ersten Bilder von den Einsatzkommandos übertragen wurden.
„Unsere Säuglingsschwestern sind bereits im Einsatz", grinste er.
Der Vergleich war angebracht. Wir mußten die Asporcos tatsächlich pflegen wie Säuglinge, wenn wir sie retten wollten.
Über Funk stand Kosum mit allen Gruppen in Verbindung. Für besonders schwierige Fälle standen ihm die Mutanten zur Verfügung. Ich wußte, daß ich mich um ihn nicht zu kümmern brauchte. Er war auch dieser Situation gewachsen.
Ich rief Ras Tschubai zu mir.
„Teleportieren Sie mit mir in eines der am schlimmsten betroffenen Dörfer, Ras. Wir werden helfen, so gut es geht."
Wir vervollständigten unsere Ausrüstung und nahmen vor allem ein paar mit Nahrungskonzentraten gefüllte Beutel mit.
Das Dorf, in dem wir materialisierten, lag auf der Nachtseite des Planeten. Eine Korvette der MARCO POLO war in der Nähe gelandet. Die Raumfahrer hatten überall Scheinwerfer aufgestellt.
Eine Gruppe von Robotern war dabei, die toten Asporcos zu begraben und das gesamte Gebiet zu desinfizieren. Inzwischen wurden die Eingeborenen, denen es am schlechtesten ging, von den Besatzungsmitgliedern der MARCO POLO versorgt.
Ein junger Offizier entdeckte Ras und mich vor dem Eingang einer Hütte und kam auf uns zugerannt.
Ich erkannte Captain Lillian, einen der jüngsten Offiziere von der MARCO POLO.
Er war blaß.
„Es ist schrecklich, Sir!" berichtete er. „Sie sterben wie die Fliegen. Die meisten sind so schwach, daß sie überhaupt nicht kauen können."
„Tun Sie, was Sie können."
„Ich fürchte, unsere Kräfte reichen nicht aus, Sir! Wir sind einfach zu wenig Leute und haben zu wenig Vorräte, um dieser Not Herr werden zu können."
Das hatte ich befürchtet. Wir konnten den Hunger nur an wenigen Stellen lindern. Ohne die Hilfsflotte würden wir versagen.
„Captain Lillian!" rief ich. „Trotz der augenblicklichen Lage dürfen wir nicht vor den Schwierigkeiten kapitulieren. Machen Sie Ihren Mitarbeitern bewußt, daß es hier um die Existenz eines Volkes geht. Jeder Asporco, den wir vor dem Verhungern bewahren, kann zum Garanten für das Weiterbestehen dieses Volkes werden."
Lillian schluckte.
„Es ist nur... ich meine, man braucht gute Nerven, wenn man all das Elend hier sieht."
„Ja", sagte ich. „Das stimmt."
Er kam mir verloren vor, und ich bezweifelte, ob ich die richtigen Worte gefunden hatte, um ihn zu ermutigen. Schließlich war er wiederum für die Moral seiner Mitarbeiter verantwortlich.
„Setzen Sie jetzt die Arbeit fort, Captain."
Er zögerte, dann wandte er sich ab und ging davon. Als er aus dem Bereich der Lichtkegel verschwunden war, sagte Ras Tschubai: „Für unsere Leute bedeutet diese Aufgabe eine seelische Belastung."
Ich antwortete nicht,
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