0585 - Das Doppelspiel des Arkoniden
Tolot schob ihm ein Nahrungskonzentrat in den Mund.
„Es gibt etwa sechs Milliarden Asporcos", sagte ich tonlos. „Sie sind alle vom Hungertod bedroht. Es ist unvorstellbar."
„Ich kann nicht glauben, daß sie auf diese Weise weitermachen", meinte Bourax. „Sie müßten dann schon längst verhungert sein. Vielleicht haben sie in ihrem Erfinder- und Schaffensdrang auch ein paar Fabriken für synthetische Nahrungsmittel gebaut."
„Hoffen wir es!"
Wir ließen Tolot an der Unfallstelle zurück und flogen weiter. Im Hintergrund tauchten die ersten Gebäude des neuentstandenen Industriegebietes auf.
Auch jetzt nahmen die Asporcos keinerlei Notiz von uns. Nur ihre Arbeit interessierte sie.
„Ich bin sicher, daß der Meteorit für diesen Wahnsinn verantwortlich ist", sagte ich zu Bourax. „Wahrscheinlich sendet er Impulse aus, die die Eingeborenen antreiben. Sie sind als PEW-Metallspangenträger für solche Ausstrahlungen besonders empfänglich."
Wir erreichten die erste Baustelle. Es war ein etwa hundert Meter langes und dreißig Meter breites Gebäude mit mehreren kreisförmigen Aufsätzen, in denen eine chemische Substanz brodelte. Die Masse war völlig geruchlos, rotgelber Dampf stieg aus den gewaltigen Töpfen. Die Anlage lag direkt am Waldrand.
Eine Straße führte vom Haupteingang zum Fluß hinab.
Zwischen diesem und den anderen Gebäuden war der Boden glattgestampft worden. Überall wimmelte es von Asporcos, die irgendwelchen Arbeiten nachgingen. Ich dachte unwillkürlich an einen Ameisenhaufen. Aber hier arbeiteten keine Insekten, sondern hochintelligente Wesen, die einem verhängnisvollen inneren Drang folgten.
„So viele fleißige Wesen habe ich noch nie auf einem Platz gesehen", bekannte Bourax. „Da kann einem ja fürs ganze Leben die Lust am Arbeiten vergehen."
Das war sicher humorvoll gemeint, aber mir war die Lust am Lachen längst vergangen.
„Landen wir!" schlug ich vor. „Ich möchte mich dort unten umsehen. Vielleicht können wir sogar mit einem Asporco vernünftig reden."
Wir landeten vor dem Haupteingang des neuentstandenen Gebäudes. Es gab keine Türen. Dazu hatten die Eingeborenen keine Zeit gehabt. Die Wände waren nicht verputzt. Alles machte einen nüchternen, zweckentsprechenden Eindruck.
Zwei Asporcos, die eine Art Tablett trugen, kamen vorbei.
Ich winkte ihnen zu.
Sie sahen kurz auf, dann gingen sie weiter. Ich ging ihnen nach und holte sie ein.
„Warten Sie!" rief ich. „Wir wollen uns mit Ihnen unterhalten."
Einer der beiden Arbeiter sah mich uninteressiert an.
„Schon gut!" murmelte er, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Arbeit zu.
Bourax sah mich ratlos an.
„Gesprächig sind die nicht gerade!"
„Nein! Kommen Sie, Bourax. Wir sehen uns im Innern der Fabrik um."
Die Einrichtung bestätigte meine Vermutung, daß es sich um eine chemische Fabrik handelte. Wir konnten uns ungehindert durch die verschiedenen Räume bewegen und kamen schließlich in eine Art Labor.
„Hier arbeiten sicher die intelligentesten Dorfbewohner", sagte ich.
Doch auch hier bekamen wir nicht die erhofften Auskünfte. Auf unsere Fragen antworteten die Asporcos überhaupt nicht oder murmelten ein paar unverständliche Worte. Sie waren nicht von ihrer Arbeit abzubringen.
Ich kam mir wie ein Fremdkörper vor.
Zu meiner Erleichterung sah ich, daß hier im Labor ein paar Nahrungsmittel verteilt wurden. Sie waren chemisch konserviert, reichten aber nicht aus, um alle Arbeiter zu versorgen.
Wenn es überhaupt noch Asporcos gab, dann sicher nur deshalb, weil im Zuge der zahllosen Erfindungen auch ein paar neue Nahrungsmittelquellen erschlossen worden waren.
Bevor wir weitere Untersuchungen durchführen konnten, summte mein Funksprechgerät.
Garjoudin meldete sich.
„Es ist besser, wenn Sie zurückkommen", sagte er. „Der Kollektivmutant ist durch Ihre Entdeckungen stark beunruhigt."
„Weshalb?"
„Schwer zu erklären", versetzte der Renegat. „Ich glaube fast, die acht Bewußtseinsinhalte fühlten sich für die Ereignisse auf Asporc indirekt verantwortlich."
Ich stieß eine Verwünschung aus. Das hatte gerade noch gefehlt. Wenn die Bewußtseinsinhalte jetzt eine seelische Krise erlebten, konnte es zu neuen Schwierigkeiten kommen.
„Sie haben gehört, was los ist", sagte ich zu Bourax. „Wir müssen zurück ins Schiff."
„Glauben Sie, daß es die Bewußtseinsinhalte so schlimm getroffen hat, daß sie wieder verrückt spielen werden?"
„Da kann man nie
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