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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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emporwuchsen. Es ging aufrecht auf zwei kurzen Beinen und zog einen Schwanz hinter sich her. Bis zu dessen Spitze verjüngte sich der am Krokodilkopf beginnende Rückenkamm aus dreieckigen Hornplatten.
    Die Kreatur hatte grünlich-braune Haut und vierfingrige Hände mit ausfahrbaren Krallen. Große Telleraugen betrachteten die Welt mit kindlichem Staunen.
    Mit einem Wort: Es handelte sich um den Jungdrachen Fooly!
    Daß der Drache, wenn er nicht gerade seinem Hobby nachging, Unfug anzustellen, recht harmlos war, konnte Fabius Rencalter nicht ahnen.
    Er sah nur ein Reptilwesen vor sich, eine große Echse.
    Etwas in ihm schaltete. Schloß sich kurz.
    Plötzlich war da wieder der starre Blick in seinen Augen, wie vorhin in Jeanettes Wohnung.
    Dann wirbelte er herum und jagte in weiten Sprüngen und panischer Angst durch die große Eingangshalle zurück zur Tür…
    ***
    Indien, Anfang Juli:
    Charr Takkar kehrte wieder in das kleine Dorf zurück, in dem seine nicht -verwandelten Artgenossen zurückgeblieben waren.
    Er hatte seine Verletzungen ausgeheilt. Es war schon seltsam, wie leicht es ihm fiel, die weiche Menschenhaut zu regenerieren, sie nachwachsen zu lassen.
    Es hätte schlimmer kommen können…
    Aber er hatte aus dem Vorfall gelernt.
    Einerseits durfte er die Säuger nicht unterschätzen, keine Sekunde lang! Und andererseits wußte er jetzt, daß die Verwandlung weniger effektiv war, als sie alle sich erhofft hatten. Im Kern war er immer noch ein Sauroide! Er besaß sogar noch seine Schuppenhaut!
    Das einzige, was die Verwandlung gebracht hatte, war, daß diese Schuppenhaut von einer zusätzlichen Hülle umgeben wurde, und die glich Menschenhaut nur und gaukelte in ihrer Ausformung menschliche Gesichtszüge vor.
    Mehr war es nicht…
    Es schockierte ihn. Dafür hatte sich der Adept geopfert, dafür hatte er darauf verzichtet, weiterleben zu können.
    Diese dünne Hautschicht war alles, was dabei herausgekommen war?
    In den Jahren hatte niemand darüber nachgegrübelt. Es hatte auch keine Verletzungen gegeben, durch die es aufgefallen wäre. So waren sie alle ahnungslos geblieben.
    Nein, dachte Takkar bestürzt. Das war es nicht wert gewesen!
    Daß die Verwandlung nur die äußere Hülle betraf, ähnlich einer magischen Illusion, war eine Verschwendung der Lebensenergie des Freiwilligen. Hätte Takkar vorher geahnt, daß nicht mehr dabei herauskam, hätte er sicher einen anderen Weg gesucht.
    Aber es war zu spät. Was geschehen war, ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
    Er war froh, daß sie keine zweite Verwandlung mehr riskiert hatten. Es wäre nur ein weiteres überflüssiges Opfer gewesen.
    Nun kehrte Charr Takkar zu den Seinen zurück.
    Und…
    Nichts war mehr so, wie er es zurückgelassen hatte…!
    ***
    Gegenwart:
    Nicole schaffte es, Rencalter noch vor Erreichen der Haustür abzufangen.
    Im gleichen Moment tauchte Zamorra auf, der den Cadillac im Hof stehen gesehen hatte. Amüsiert betrachtete er die Szene, die sich ihm bot.
    Rencalter schlug zunächst um sich, verfiel dann aber wieder in genau die Starre, in der Zamorra und Nicole ihn in Jeanette Brancards Wohnung vorgefunden hatten.
    »Da siehst du mal, welchen Eindruck du auf anständige Menschen machst«, behauptete Raffael an den Drachen Fooly gewandt. »Allein dein Anblick hat schon ausgereicht, ihn völlig zu verstören!«
    Nicole musterte Rencalter mit Staunen. »Diese Reaktion ist doch ziemlich merkwürdig, Zamorra. Ich habe ihn draußen am Hang aufgelesen, ich hatte den Eindruck, daß er relativ ziellos irgendwohin lief. Er war zwar recht paranoid, aber durchaus ansprechbar. Und jetzt - kaum sieht er Fooly, schon flippt er wieder aus.«
    »Wie ich mir schon zu bemerken erlaubte«, setzte Raffael an. Aber Zamorra unterbrach den alten Diener mit einer schnellen Handbewegung.
    »Wir müssen herausfinden, woran das liegt.«
    »Da kann ich euch helfen«, mischte sich Fooly ein. »Er hat sich an etwas erinnert, das für ihn eine Art Schocktrauma ist.«
    »Woher willst du das wissen?« fragte Nicole.
    »Drachen sehen so etwas«, erwiderte Fooly ruhig.
    Etwas an seinem Verhalten alarmierte Zamorra und Nicole. Normalerweise zeigte Fooly sich als Tolpatsch erster Ordnung, stellte Dummheiten noch und nöcher an, und verkündete irgendwelche unsinnigen Halbweisheiten.
    Aber manchmal kam es auch vor, daß er sehr ernst war. Und dann war es ratsam, ihm ausnahmsweise doch zu vertrauen.
    »Was meinst du damit?«
    »Daß ich euch helfen kann, wie ich

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