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0585 - Der Mann, der eine Echse war

0585 - Der Mann, der eine Echse war

Titel: 0585 - Der Mann, der eine Echse war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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allerdings kaum mehr als Dekoration, die den Burg-Charakter des zwitterhaften Gebäudes unterstützen sollte.
    Nicole lenkte den Wagen über die Zugbrücke und durch das Tor. Dabei achtete sie sorgsam auf den neben ihr sitzenden Rencalter.
    Wenn er von Schwarzer Magie besessen war, würde es ihm nicht gelingen, die Sperre zu durchdringen. Sie würde ihn notfalls durch die Rückenlehne des Sitzes drücken.
    Aber dazu wollte Nicole es natürlich nicht kommen lassen. Sie sah in ihm eher das Opfer als den Täter. Er war in Indien gewesen, und er mußte Ssacah und seinen Dienern in den Weg geraten sein.
    Um so erstaunlicher, daß er scheinbar nicht schwarzmagisch infiziert worden war. Nur die Unsichtbarkeit gegenüber dem Amulett gab Nicole zu denken.
    Das war für Ssacah absolut untypisch!
    Sie konnte sich nicht vorstellen, daß der Kobra-Dämon eine Art Evolutionssprung vollzogen hatte, was seine Magie anging.
    Sicher, ein wenig hatte sich schon verändert, die Ssacah-Diener waren nicht mehr ganz so leicht zu erkennen, weil ihre für sie typische Aura seit Ssacahs Rückkehr irgendwie gedämpft worden war.
    Aber daß sie auch für das Amulett völlig unsichtbar blieben, das konnte einfach nicht sein. So extreme Veränderungen gab es in der Magie so gut wie nicht.
    Daher rechnete Nicole auch damit, daß jetzt, beim Durchqueren der M-Abwehr, etwas geschah.
    Aber dann waren sie hindurch - ohne daß Rencalter auch nur die geringste Reaktion gezeigt hatte!
    Das leichte Unbehagen, das Nicole an ihm wahrnahm, hatte er schon vorher gezeigt. Es war kein Hinweis auf magische Manipulation.
    »Da wären wir«, sagte Nicole.
    Fragend sah sie Patricia an, die auf der Rückbank saß.
    Die Schottin winkte ab. »Ich werd's schon allein schaffen, den Jungen ins Bett zu bringen. Kümmer du dich getrost um deinen Gast.«
    Sie nahm Rhett auf und stieg aus dem Wagen.
    »Kommen Sie«, bat Nicole.
    Rencalter folgte ihr etwas zögernd. »Ziemlich großes Domizil für einen Parapsychologie-Professor«, bemerkte er. »Mordet man sich so was zusammen, indem man Studenten umbringt und sie beerbt?«
    »Nun hören Sie endlich auf mit diesem Schwachsinn, sonst bringe ich Sie tatsächlich um!«
    Als sie das Hauptgebäude betraten, kam ihnen der alte Raffael Bois entgegen.
    Natürlich… wann wäre er jemals nicht zur Stelle gewesen?
    Er quittierte den Anblick des fremden Besuchers mit einem leichten Stirnrunzeln.
    »Das ist Monsieur Fabius Rencalter«, stellte Nicole vor. »Er benötigt einen Arzt für seine Schnittverletzungen.«
    »Ein paar Pflaster reichen«, murmelte Rencalter unbehaglich. »Machen Sie sich keine Umstände. Ich werde schon damit fertig. Aber vielleicht kann ich mich ein wenig frischmachen?«
    »Selbstverständlich, Monsieur«, sagte Raffael. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
    Er wandte sich bereits um.
    Rencalter zögerte noch.
    »Nun gehen Sie schon!« verlangte Nicole. »Nur keine Angst. Hier will sie niemand fressen!«
    Doch wenige Augenblicke später dachte Rencalter, daß genau das sein Schicksal war - lebendig gefressen zu werden!
    Denn Fabius Rencalter begegnete erstmals einem leibhaftigen Drachen…
    ***
    Etwas, das sie nicht begriff, drängte Jeanette zur Aktion. Sie sollte etwas unternehmen.
    Sie lauschte der lautlosen Stimme in ihrem Kopf, ohne wirklich zu verstehen, worum es ging.
    Aber sie verließ ihre Wohnung, in jeder Hand einen der hölzernen Stäbe mit den geschnitzten Köpfen.
    Sie schritt zu Fuß durch die Nacht. Ihr Ziel war der Mann, vor dem sie anfangs geflohen war.
    Diese Flucht hatte einen guten Grund gehabt…
    Das, was die Kontrolle über sie übernommen hatte, wollte sich sein Handeln nicht von anderen diktieren lassen. Es wollte den Ablauf des Geschehens selbst bestimmen.
    Vorhin, in ihrer Wohnung, war sie noch nicht auf die Konfrontation mit Zamorra vorbereitet gewesen.
    Auch die Magie, von der sie kontrolliert wurde, war es noch nicht gewesen.
    Aber jetzt waren sie es ›beide‹…
    Deshalb suchte sie Zamorra - um ihn mit der Magie des Stabes zu konfrontieren!
    Sie konnte ihn zu einem Zeitpunkt überraschen, an dem er überhaupt nicht mit einem Angriff rechnete. Zumindest nicht mehr aus dieser Richtung.
    So schritt sie durch die dunkle, kalte Nacht…
    ***
    Rencalter machte einen regelrechten Sprung rückwärts, als das Ungeheuer ihm entgegenwalzte.
    Etwa 1,20 m groß und sehr massig, füllte es beinahe die gesamte Breite des Ganges aus, zumal es die Flügel ein wenig reckte, die aus dem Rücken

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