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0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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hinter einer verschrammten Theke, hinter der ein beinahe blinder Spiegel hing. Der Inder spülte Gläser. Als Zamorra und Nicole durch den Vorhang eintraten, sah von seiner Tätigkeit kurz auf.
    »Guten Morgen«, grüßte Zamorra fast etwas zu freundlich.
    Der Glatzkopf grummelte, antwortete aber nicht.
    »Sagen Sie, können wir bei Ihnen ein Frühstück bekommen?«
    Gond nickte. »Fünf Dollar«, sagte er.
    Anscheinend waren das seine Lieblingsworte.
    Zamorra fischte eine weitere Banknote aus der Hemdtasche und legte sie auf den Tresen, der im Grunde genommen kaum mehr als eine große Kommode mit einem aufgeschraubten Brett war. »Wir setzen uns da drüben hin«, sagte er und deutete zu einem Tisch in der Ecke am Fenster.
    Der Glatzkopf reagierte nicht, sondern verschwand durch einen Vorhang aus bunten Plastikperlen in einem Nebenraum, bei dem es sich vermutlich um die Küche handelte - sofern es so etwas in diesem Haus gab.
    Zamorra schluckte seinen Unmut über das wenig gastlichfreundliche Verhalten des Inders herunter und setzte sich mit Nicole an den Ecktisch. Ein überquellender Aschenbecher stand darauf, von dem ein unangenehmer Gestank von kaltem Rauch ausging.
    »Also, sonderlich entgegenkommend ist der Kerl ja wirklich nicht«, meinte er, während er angesichts der Hitze, die bereits zu dieser relativ frühen Stunde herrschte, weitere drei Knöpfe seines kurzärmligen Hemçles öffnete.
    Seine Gefährtin stimmte ihm zu. »Egal«, meinte sie aber. »Nach dem Frühstück sind wir hier sowieso verschwunden.«
    Er nickte. »Aber vorher würde ich eigentlich gerne noch mal zum Strand hinuntergehen.«
    Nicole runzelte die Stirn. »Wieso das?«
    Zamorra zuckte die Schultern. »Einfach so. Barfuß durch die Brandung wandern. Die Morgensonne genießen. Sandkörner zählen. So was in der Art.«
    Sie betrachtete ihn skeptisch. »Du weißt, daß du mir nichts vormachen kannst. Also erzähl' mir, was los ist.«
    Zamorra seufzte. Sie hatte ihn durchschaut - wie immer. Mit knappen Worten berichtete er, was er in der Nacht draußen beobachtet hatte.
    Nicole hörte ihm zu und fragte, nachdem er mit seinem Bericht geendet hatte: »Was ist an einem Dutzend Typen in weiten Kutten denn so aufregend in diesem Land?«
    Sicher, ein solcher Anblick war normal. Und die Anhänger des Kobra-Dämons Ssacah pflegten derlei Gewänder ebensowenig zu tragen wie die sauroiden Priester der Kälte; ganz abgesehen davon, daß es fraglich war, ob Charr Takkar eine menschliche Anhängerschaft um sich geschart hatte, noch dazu ausgerechnet hier.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Zamorra achselzuckend. »Frag mich das noch mal, wenn wir unten am Strand gewesen sind.«
    Einen Moment später glitt der Perlenvorhang beiseite, und der Glatzkopf kam zurück. Er trug einen Teller, auf dem sich Brot und Käse befanden, ferner eine Blechkanne mit Kaffee und Geschirr; bei letzterem paßten nicht zwei Teile zusammen. Schweigend stellte er das Frühstück auf ihren Tisch, wandte sich um und verschwand dann wieder in der Küche.
    »Herzlichen Dank, Chef«, murmelte Zamorra und betrachtete die vier Brotscheiben und das Stückchen Hartkäse mit offenem Argwohn. »Also, langsam wundere ich mich nicht mehr darüber, daß dieses Etablissement keine Sterne hat.«
    »Die Sterne gibt's allnächtlich am Himmel. Scheinbar reicht das hier.« Nicole griff nach der Kanne und schenkte erst Zamorra, dann sich selbst eine Tasse von der heißen, tiefschwarzen Brühe ein. »Wenigstens haben wir Kaffee.«
    Zamorra nickte und nippte dann vorsichtig an seiner Tasse - um eine Sekunde später angewidert das Gesicht zu verziehen. »Ja«, sagte er resigniert. »Maiskaffee…«
    ***
    Nach dem kargen Frühstück gingen sie zum Strañd. Sie durchquerten dabei den Grüngürtel, der Gonds Haus vom Ozean trennte. Nicole trug Shorts und ein luftiges Shirt, Zamorra eine khakifarbene Stoffhose, ein kurzärmliges Hemd und leichtes Schuhwerk; zusätzlich hatte er eine Sonnenbrille aufgesetzt. Mit einem Wort: Sie sahen aus wie Bilderbuch-Europäer.
    Während die Meeresbrandung sanft gegen das Ufer klatschte, wanderten sie durch den feinen, grauweißen Sand, der ihre Schuhe bei jedem Schritt halb verschwinden ließ. Die Sonne stand wie ein sengender Feuerball am Himmel; wenn die Hitze den Frühnebel, der über dem Dschungel lag, erst mal vertrieben hatte, würde es hier so drückend wie in einem Backofen werden.
    Trotz der späten Jahreszeit lagen die Durchschnittstemperaturen in dieser Klimazone kaum

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