0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe
von Wishnu gesagt?
Aga kam zu ihm herüber, geduckt, langsam und vorsichtig, um das Boot nicht noch heftiger zum Schaukeln zu bringen. »Ravi? Alles in Ordnung?«
Er nickte. »Verdammtes Mistvieh«, murmelte er düster.
Aga konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen.
In diesem Moment krachte etwas mit voller Wucht gegen die Backbordwand des Ruderboots. Es klang, als würde ein Stück Steak mit einer Holzplanke bearbeitet.
Der Kahn ruckte abrupt zur Seite, drohte umzukippen.
Ravi schrie überrascht auf. In seinen Augen stand Panik. Er ruderte wild mit den Armen, suchte nach einem Halt, der nicht da war…
Aga, der direkt neben seinem Freund kauerte, versuchte ihn am Gürtel, an der Hose zu packen, ihn festzuhalten -doch er war nicht schnell genug.
Ravi stürzte kopfüber ins Meer!
***
Wie in Zeitlupe sah Aga seinen Freund Ravi ins Wasser eintauchen, den Mund und die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Dann ging er wie ein Stein unter.
Aber nur, um unmittelbar darauf keuchend und prustend wieder aufzutauchen, vielleicht fünf Meter vom Boot entfernt, das nach wie vor bedrohlich schaukelte.
Aga klammerte sich an die Reling und streckte die Hand nach seinem Freund aus. »Komm!« rief er. »Ich helfe dir!«
Ravi reagierte nicht. Er hatte Wasser in die Kehle bekommen und hustete krampfhaft, während er wild und völlig sinnlos mit den Armen und Beinen paddelte.
»Komm!« rief Aga wieder. »Gib mir deine Hand!«
Ravi Bunjab kam seiner Aufforderung nicht nach, keuchte und prustete nur heiser und kämpfte mit dem Salzwasser, das er verschluckt hatte.
Da begannen die dunklen Fluten um ihn herum unvermittelt wieder zu brodeln, genau wie, sie es zuvor getan hatten. Doch diesmal war es, als würde das Wasser kochen, so stark blubberte es, und ein sonderbarer Geruch lag in der Luft. Es stank ekelerregend nach Meersalz, Schwefel, Algen und toten Fischen, die am Strand in der sengenden Sommersonne verwesten…
Wie ein Hauch aus den tiefsten Tiefen des Ozeans…
Eisige, unbeschreibliche Furcht griff nach Aga, schnürte ihm die Kehle zu, raubte ihm den Atem. Panik stieg in ihm auf wie Lava in einem Vulkan.
Er beugte sich weit aus dem Boot, weiter, als er eigentlich riskieren konnte, und streckte seinem Freund die Hand entgegen.
»Ravi!« brüllte er aufgeregt. »Schnell! Komm her!«
Ravi, der endlich aufgehört hatte zu husten, sah ihn an. In seinem Blick lag ein Ausdruck der Verwirrung. Eine Verwirrung, die in greifbare Angst umschlug, als er erkannte, daß er mitten im Zentrum des unheimlichen Blubberns schwamm.
»Schnell!« wiederholte Aga. »Deine Hand!«
Diesmal reagierte Ravi. Mit kräftigen Stößen schwamm er auf die Backbordwand des Ruderboots zu.
Als er noch etwa zwei Meter entfernt war - zu weit, als daß Aga ihn hätte erreichen können -, geschah es!
Plötzlich wurde Ravi von irgend etwas im Wasser gepackt und brutal in die Tiefe gezogen. Ein erstickter Schrei entfloh den Lippen des Inders. Ein Schrei, der jedoch abrupt verstummte, als ihm erneut Wasser den Mund versiegelte.
»Ravi!« brüllte Aga hysterisch.
Einen Augenblick später tauchte Ravi wieder auf. Er schlug mit Händen und Füßen wie wild um sich, wirbelte das blubbernde, tosende Wasser noch mehr auf. Er schnappte panisch nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen, und die Augen quollen ihm weit aus den Höhlen.
Er versuchte verzweifelt, oben zu bleiben, aber was auch immer ihn gepackt hatte - es zerrte ihn von neuem in die Fluten des Meeres hinab!
»Ravi!« schrie Aga wieder, immer wieder. »Ravi!«
Als Ravi das nächste Mal auftauchte, fehlte ein Teil seines Gesichts, wie ein Stück von einem Puzzle, und das brodelnde Wasser um ihn herum wurde noch dunkler, als es ohnehin schon war. Schwärze mischte sich mit Schwärze.
Blut, dachte Aga fassungslos. Das ist
- Blut…
Ravis Blut!
Ravi Bunjab war wie von Sinnen. Er wirbelte in den Fluten wie ein Kreisel, drehte sich beständig um die eigene Achse und kämpfte mit etwas, das Aga nicht sehen konnte. Immer mehr Blut schwärzte das Wasser, mehr und mehr und noch mehr…
Dann ging Ravi von neuem unter, die Hand, an der zwei oder drei Finger fehlten, in einer hilfesuchenden Geste nach seinem guten, alten Freund Aga ausgestreckt, der nichts für ihn tun konnte.
Und dieses Mal tauchte er nicht wieder auf…
***
Es dauerte etwa eine halbe Minute, dann beruhigte sich das Meer so rasch wieder, wie es zu brodeln begonnen hatte, genau wie beim ersten Mal. Die Blasen
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