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0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe

Titel: 0588 - AQUARIUS - Dämon aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kasprzak
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einer Begrüßung schien er allerdings nicht viel zu halten. Überhaupt machte er den Eindruck, als ob er Fremde nicht besonders mochte, wie sein grimmiger Gesichtsausdruck andeutete.
    »Bitte verzeihen Sie die Störung«, fuhr Zamorra fort, »aber wir haben gehört, daß Sie ein Zimmer zu vermieten hätten.«
    Der Glatzkopf grunzte. »Fünf Dollar.«
    Auf die einheimische Währung, Rupien, ließ er sich erst gar nicht ein, auf englische Pfund auch nicht. Auch wenn das Dorf jenseits des Endes der Welt lag, schien sich der Wert amerikanischen Geldes bis hierher herumgesprochen zu haben.
    Zamorra schmunzelte unwillkürlich. »Wunderbar!« sagte er. »Wären Sie -«
    »Im voraus«, unterbrach ihn Gond und streckte fordernd die Hand aus, Handfläche nach oben.
    Zamorra ließ sich vom abweisenden Verhalten des Kerls nicht aus der Ruhe bringen. »Kein Problem«, sagte er. Vorsichtshalber hatte er sich mit den begehrten Devisen ausreichend eingedeckt. Er griff in die Tasche, fischte einen Fünfer heraus und reichte den Schein dem Glatzkopf, der das Geld so schnell verschwinden ließ wie ein Zauberkünstler im Varieté.
    »Folgen Sie mir«, sagte Gond, um fünf Dollar - hierzulande annähernd ein Monatslohn - reicher, aber um keinen Deut höflicher als zuvor. Er wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging zurück ins Haus.
    Zamorra und Nicole sahen sich an.
    »Glaubst du, daß das so eine gute Idee ist?« fragte Nicole, die den Gedanken, die Nacht im Rover zu verbringen, mit einem Mal gar nicht mehr so unangenehm fand.
    Zamorra winkte ab. »Der Bursche sieht zwar aus wie Godzillas Neffe und legt auch ähnliche Manieren an den Tag, aber ich denke nicht, daß er irgendwas gegen uns im Schilde führt. Man schlachtet nicht die Kuh, die man melken kann, und er sieht uns an, daß bei uns Geld zu verdienen ist.«
    »Eben. Am meisten, wenn er uns ausräubert und unsere Leichen ins Meer wirft.«
    Zamorra deutete über die Schulter auf den Rover. »Ihm dürfte die Funkantenne auf dem Dach nicht entgangen sein. Er muß damit rechnen, daß irgendwer weiß, daß wir hier sind. Diese Leute mögen ein einfaches Leben führen, aber sie sind alles andere als dumm.«
    Nicole blieb skeptisch. »Dein Wort in Wishnus Gehörgang…«
    »Sowieso«, erwiderte Zamorra lakonisch.
    Er ging um den Rover herum zum Heck des Wagens und öffnete die Klappe. Dann nahm er ihre beiden Reisetaschen heraus, in denen ihre Sachen waren, und überlegte einen Moment, ob er den kleinen »Einsatzkoffer«, in dem sich allerhand magische Utensilien befanden, im Wagen lassen sollte. Aber irgendwie schien ihm das nicht ratsam, auch wenn sie sich in ein paar Stunden schon wieder auf den Weg nach Bhadravar machen würden und es in dieser Gegend nicht gerade vor Dämonen und bösen Geistern zu wimmeln schien.
    Also nahm er den Koffer, irgendwie unter den Arm geklemmt, ebenfalls mit. Er schloß die Klappe wieder und verriegelte den Wagen. Dann nahm er die Reisetaschen wieder auf und folgte dem unfreundlichen Gond zusammen mit Nicole ins Haus.
    ***
    Das Zimmer, das Gond zu vermieten hatte, lag über dem Wohnraum seiner Sippe und vermittelte den Eindruck, als ob der letzte Gast dort irgendwann um die Zeit von Dschingis Kahn oder Attila, dem Hunnen, übernachtet hätte. Spinnweben hingen in den Ecken der kaum fünfzehn Quadratmeter großen Kammer, und der schale Geruch von Staub und feuchten, modrigen Wänden lag in der Luft.
    Alles wirkte ungepflegt und schmutzig, selbst das klapprige alte Doppelbett mit dem rostigen Eisengestell, das unter dem mit einem Handtuch verhangenen Fenster stand und gequält aufstöhnte, als sich Nicole mit einem erschöpften Seufzen darauf sinken ließ.
    »Nicht gerade das Hilton Crest«, kommentierte sie, obgleich sie heilfroh war, ihre vom langen Sitzen im Wagen schmerzenden Glieder ausstrecken zu können.
    »Und wenn schon«, sagte Zamorra und plazierte ihre Reisetaschen auf einer halbhohen Bank, die längs der Wand stand. »Immer noch besser, als im Wagen zu schlafen. Und außerdem -was kann man für die gar astronomische Summe von fünf Dollar schon erwarten? Dafür leihen sie dir in Frankreich nicht mal 'nen Waschlappen.«
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Hier ist es eben eine astronomische Summe«, erklärte sie. »Wenigstens scheint das Bett frei von Untermietern zu sein.«
    Was den Preis anging, hatte sie ja recht. Andererseits: Was konnte man hier, praktisch in der Wildnis am Ende des Universums, verlangen? Sie waren noch gut

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