0589 - Station der Gegenwelt
antwortete André mit matter Stimme.
Ich klopfte ihm auf die Schulter und schlenderte auf Umwegen zu unserem Suggestor. Der Kommandant blickte einmal verstohlen über die Schulter zu mir. Ich tat, als hätte ich es nicht bemerkt.
Kitai Ishibashi war stärker geschwächt als André. Aber auch er versprach mir, sein Bestes zu tun.
„Nur Mut!" sagte ich.
Dann hob ich die Hand.
Einen Herzschlag lang geschah rein äußerlich nichts, dann stießen zwei Männer Schreie der Überraschung aus. Sie versuchten, ihre Waffen zu ziehen. Es gelang ihnen nicht.
Der Kommandant beugte sich vor und schaltete am Hauptsteuerpult. Die Triebwerke des Lazarettschiffes brüllten auf.
Dann wurden die Andruckabsorber und die künstliche Schwerkraft abgeschaltet.
Ich prallte gegen das Panzerschott der Zentrale und verlor das Bewußtsein.
Als ich wieder zu mir kam, glaubte ich, mich in einem Tollhaus zu befinden. Die Außenmikrophone des Schiffes übertrugen schrilles Heulen und Kreischen, und auf den Bildschirmen der Panoramagalerie loderten ultrahelle Flammen.
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß wir in die Atmosphäre abstürzten. André und Kitai hatten offenbar einen Teilerfolg erzielt, mit dem Ergebnis, daß die Freigewordenen auf gut Glück geschaltet hatten.
Wenigstens arbeiteten die Andruckabsorber wieder, sonst wäre ich nicht wieder aufgewacht. Auch die künstliche Schwerkraft war wieder zu spüren.
Ich stand auf. Sofort wurde mir schwarz vor Augen.
Durchhalten!
Langsam klärte sich mein Blick. Ich sah, daß meine Gefährten benommen am Boden lagen.
Betty versuchte sich aufzurichten. Als sie mich erkannte, sank sie seufzend zurück.
Taumelnd bewegte ich mich durch die Zentrale auf den Platz des Kommandanten zu. Er bemerkte mich nicht. Ich packte seine Schultern und wandte einen Dagorgriff an. Der Mann erschlaffte.
Ich zog ihn aus seinem Sessel und ließ ihn fallen. Dann überflog ich die Kontrollen und erschrak.
Wir würden weder durchstarten und in den Raum entkommen noch eine glatte Landung vollbringen können.
Zu meiner Verwunderung blieb ich völlig ruhig. Mein Asporco-Körper gehorchte mir wie früher mein eigener. Schnell und sicher führte ich jene Schaltungen durch, die ich früher einmal für Notfälle aller Art im Hypno-Trainer erlernt und im Simulator sowie auf richtigen Raumschiffen geübt hatte, bis sie ohne Zutun des Bewußtseins in der entsprechenden Notsituation von selbst abliefen.
Das Lazarettschiff wurde mit Werten abgebremst, die weit über der zulässigen Grenze lagen. Dann aktivierte ich den Schutzschirm, wobei ich bedauerte, daß Lazarettschiffe wegen ihres besonderen Status nur mit Prallfeldschirmen, aber weder mit Hochenergie- noch Paratronschirmen ausgestattet waren.
Nach einer gewissen Zeit schaltete ich drei Triebwerksgruppen auf Vertikalbeschleunigung um. Aus der steilen Absturzbahn wurde ein flacher Winkel. Aber die Fallbeschleunigung war immer noch nicht ganz aufgehoben.
Als die Entfernung zum Boden nur noch hundert Meter betrug, schaltete ich sämtliche Triebwerke sowie die Deuteriumzufuhr ab.
Im nächsten Moment krachte es ohrenbetäubend. Auf den Bildschirmen der Panoramagalerie tauchten die urweltlichen Gebilde eines Schachtelhalmdschungels auf. Schmutzige Sumpfbrühe spritzte bis über die obere Polrundung des Schiffes.
Wir pflügten eine breite Gasse in den Sumpfwald, bevor wir nach ungefähr elf Kilometern zum Stehen kamen. Vor uns brodelte ein Schlammgeysir, in dem unser fünfhundert Meter durchmessendes Schiff bequem Platz gefunden hätte.
Ich saß da und starrte auf die lebensfeindliche Landschaft. Bei dem Gedanken daran, dort hinaus zu müssen, geriet ich an den Rand der Panik.
Doch dann dachte ich an die Mächte der Finsternis, denen wir verfallen würden, wenn wir uns nicht schnellstens neue Spangen aus PEW-Metall besorgten - und mit einemmal erschienen mir die tobenden Elemente dort draußen nur noch halb so schlimm.
Ich stand langsam auf. Meine Gefährten waren zu sich gekommen und blickten mich fragend an.
„Gehen wir", sagte ich. „Dort draußen zu sterben ist tausendmal besser als in das Hyperraum-Gefängnis zurückkehren zu müssen."
4.
Als der Gleiter landete, entschloß ich mich, wieder aktiv zu werden. Erstens atmete ich bei jedem Atemzug den Staub aus Rorvics Teppich ein, und zweitens mußte ich auf den fetten Albino aufpassen, damit er kein Unheil anrichtete.
Ich rollte mich aus dem Teppich, den Rorvic achtlos auf den Boden des
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