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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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fern zu halten! Aber damit ist jetzt Schluss! Die Steppenreiter beherrschen die Küste rund um den San'andra-See, so war es seit Alters her, und so wird es auch bleiben. Wenn wir Sub'Sisco in Frieden lassen sollen, müsst ihr schon euren Reichtum mit uns teilen.«
    Die Gesichter der beiden ungleichen Ratsmitglieder verfinsterten sich bei diesen Worten.
    Während die Hydritin ihre spitzen Zähne entblößte, ergriff der neben ihr stehende Fischer das Wort. »Wir sollen also Tribut zahlen, damit uns dein Clan in Ruhe lässt?«, brachte er die Forderungen des Barbaren auf den Punkt. »Wer garantiert uns denn, dass ihr nicht trotzdem die anderen Stämme zusammentrommelt und mit einer riesigen Streitmacht zurückkehrt?«
    »Du und das Fischweib müsst eben auf mein Wort vertrauen.« Skurogs Augen glänzten kalt, als er von seinen Nägeln aufsah. »Etwas anderes bleibt euch gar nicht übrig. Und jetzt hört mir gut zu: In den Ruinen jenseits der Klippen stehen unsere Frekkeuscher. Einer meiner Krieger wird euch den Platz zeigen. Morgen, gleich nach Tagesanbruch, finden wir uns dort mit eurer Brut ein. Wenn alles, was wir von euch verlangen, bereit liegt, lassen wir die Kinder einige Tagesritte entfernt frei. Falls sich Sub'Sisco allerdings geizig zeigt, gibt es ein paar schöne Feuer zu Ehren des brennenden Mannes, verstanden?«
    Clay strich in einer fahrigen Bewegung über sein schütteres, aber immer noch honigblondes Haar. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich am liebsten auf Skurog gestürzt hätte; angesichts der gegnerischen Übermacht ein sinnloses Unterfangen. Unwillig ballte er seine Hände zu Fäusten, während er den Forderungen des prahlerischen Clanführers lauschte.
    Auch die übrigen Steppenreiter verfolgten begierig, was ihr Häuptling den Fremden abpressen wollte, denn je mehr sie insgesamt erbeuteten, desto höher war der einzelne Anteil.
    Den Gefangenen widmeten sie nur noch geringe Aufmerksamkeit, und so entging ihnen auch, dass Matts Fesseln von Aiko entknotet wurden.
    Sobald der Strick locker saß, begann das aufgestaute Blut wieder zu zirkulieren. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich aus, doch Matt verkniff sich ein Stöhnen. Sein Blick wanderte von einem Barbaren zum anderen, um festzulegen, in welcher Reihenfolge sie ausgeschaltet werden mussten. Obwohl er sich auf den bevorstehenden Kampf konzentrierte, bemerkte er, wie das Licht in dem Gang, der zum Brunnen führte, plötzlich erlosch.
    »Gleich gehts los«, flüsterte Aiko leise. Er hatte es also auch gesehen. Durch kurze Seitenblicke verständigten sich die Freunde über ihr Vorgehen, dann wartete Matt ab, was weiter geschah.
    Die Barbaren registrierten den Ausfall des Lichts ebenso wenig wie die matt glänzenden Gewehrläufe, die aus dem Dunkel hervor wuchsen. Der zweite Angriffstrupp war da!
    Nicht durch die Nachtsicht der Nosfera entdeckt, hatte er es geschafft, sich unbemerkt heranzuschleichen.
    Nun oblag es Matt und Aiko, für ein Ablenkungsmanöver zu sorgen. Blitzschnell sprangen sie auf und streiften die losen Fesseln ab. Sie besaßen keine Waffen; ihre bloßen Fäuste mussten genügen.
    Einen Kampfschrei auf den Lippen, drehte sich Aiko auf der linken Ferse und ließ sein rechtes Bein wie eine Sichel durch die Luft schneiden. Der anvisierte Gegner war viel zu überrascht, um irgendwie zu reagieren. Aikos Fuß wischte das spitze Kinn zur Seite, noch ehe der Kerl seine Arme schützend in die Höhe reißen konnte. Der wuchtige Treffer schraubte den Barbar zwei Mal um die eigene Körperachse, bevor ihn die Schwerkraft gnadenlos zu Boden holte.
    Der hoch angesetzte Tritt brachte den Japaner nicht einen Moment aus dem Gleichgewicht.
    Im Gegenteil. Geschmeidig sprang er zwischen zwei weitere Krieger, die ihn um gut einen Kopf überragten. Mit einem wohlgezielten Fausthieb schickte er den Linken ins Reich der Träume und wehrte das herabsausende Schwert des anderen mit dem bloßen Arm ab.
    Die Breitseite der Klinge prallte gegen das Plysterox. Für den Hünen war es, als hätte er auf einen Schmiedeblock geschlagen. Noch während er mit dem vibrierenden Schwertknauf rang, stieß Aiko seinen rechten Handballen in die Höhe – geradewegs unter des Gegners Kinn.
    Von einem hässlichen Zähneknirschen begleitet, kippte der Barbar nach hinten über.
    Kampfsportkenntnisse und Plysterox-Prothesen machten Aikos Hände zu gefährlichen Waffen, doch abgesehen von seinen künstlichen Armen war er genauso verletzlich wie jeder andere Mensch.

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