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059 - Der Folterknecht

059 - Der Folterknecht

Titel: 059 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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den magischen Kreis verließ, befand er sich also nicht in unmittelbarer Gefahr. Doch kaum war er mit zwei Schritten aus dem Bannkreis getreten, als er stutzte.
    Die Zwinge, mit der den von der Inquisition Angeklagten bei den Verhören die Hände gebrochen worden waren, fehlte. Dorian suchte die Bibliothek ab, konnte den Schraubstock jedoch nirgends finden. Schließlich holte er seine Pistole, die mit Silberkugeln geladen war, aus der Schreibtischschublade und schlich sich zur Kellertür.
    Die Geräusche waren jetzt ganz deutlich zu hören. Vor der Tür entsicherte Dorian die Pistole, knipste den Lichtschalter für den Keller an und stieß blitzschnell die Tür auf.
    Er wollte seinen Augen nicht trauen, als er am unteren Ende der Kellertreppe Phillip erblickte. Erleichtert wollte Dorian schon aufatmen, als er sah, was Phillip machte. Der Hermaphrodit hatte den Schraubstock entwendet. Er kauerte auf dem Boden und hatte beide Hände in die Zwinge eingeklemmt, während er mit den Zähnen den Schraubstock zudrehte und dabei vor Schmerz aufstöhnte. Dorian hastete die Treppe hinunter und befreite Phillip aus dem Schraubstock. Über seine Hände liefen weiße Striemen, die sich nun bläulich zu verfärben begannen.
    „Phillip, was ist denn nur in dich gefahren?“ fragte Dorian, während er ihn hinaufführte. „Wie konntest du dir das nur antun? Und warum hast du es getan?“
    Phillip wimmerte immer noch leise vor sich hin, Schaum vorm Mund. An seinem Körper zuckten ständig irgendwelche Muskeln.
    „Wie bist du denn überhaupt aus der Jugendstil-Villa herausgekommen? Was hat dich zu mir getrieben?“
    Dorian merkte, daß es Phillip wieder zu den Büchern hinzog. Er ließ ihn gewähren, stand aber auf dem Sprung, falls er eine Dummheit begehen wollte.
    Als Phillip das Tagebuch aufgeschlagen auf dem Lesetisch liegen sah, wollte er sich sofort draufstürzen, doch Dorian hielt ihn zurück.
    „Jetzt begreife ich“, sagte Dorian und hielt Phillip an den Armen fest. „Du willst mich – wie Olivaro – daran hindern, die Vergangenheit zu erforschen. Aber warum?“
    Phillip öffnete den Mund, so als würde er nach Atem ringen. Dann kam es stockend über seine Lippen: „Die Inquisition.“
    „Ja, ich nehme an, daß indem Tagebuch auch die Inquisition abgehandelt wird. Aber warum sollte ich mich nicht damit beschäftigen?“
    „Folter – Grauen – Unschuldige Opfer …“, stammelte Phillip mit krächzender Stimme.
    „Ja, ich weiß, die Inquisition ist ein unrühmliches, finsteres Kapitel in der Menschheitsgeschichte“, bestätigte ihm Dorian einfühlsam. „Neben den Dämonen wurden auch viele unschuldige Menschen ihre Opfer. Aber das ist nicht neu für mich. Es gibt keinen Grund, warum ich mich mit diesen Geschehnissen nicht beschäftigen sollte.“
    Dorian mußte Phillip noch einmal zurückhalten.
    „Gib dir keine Mühe, Phillip“, sagte Dorian. „Du kannst mich nicht an meinem Vorhaben hindern, solange du mir keinen Grund nennst.“
    Dorian führte den Hermaphroditen zur Treppe, die ins Obergeschoß führte, und sprach beruhigend auf ihn ein.
    „Ich kann mir vorstellen, daß du total erschöpft bist. Du hast dich überfordert. Jetzt brauchst du Ruhe. Ich möchte, daß du dich hinlegst und ein wenig schläfst. Wenn du wieder bei Kräften bist, wird dich Miß Pickford in die Jugendstil-Villa zurückbringen. Nein, keine Widerrede! Wirst du jetzt ein artiger Junge sein?“
    Dorian öffnete die Tür des Schlafzimmers. Phillip ließ nun alles mit sich geschehen. Der Dämonenkiller legte ihn unausgezogen ins Bett.
    Phillip war Sekunden später eingeschlafen, wälzte sich jedoch unruhig im Bett hin und her. Dorian ließ die Schlafzimmertür einen Spaltbreit offen und kehrte ins Erdgeschoß zurück. Kaum hatte er die Bibliothek betreten, als das Telefon läutete. Er konnte sich schon denken, wer der Anrufer war. Ohne dem anderen Zeit zu lassen, sich zu melden, knurrte er in die Sprechmuschel: „Phillip geht es bestens. Er schläft. Sie können also auch beruhigt zu Bett gehen, Miß Pickford. Und lassen Sie sich nicht einfallen, mich hier heimzusuchen! Cohen und Powell haben den Befehl, auf jeden zu schießen, der sich dem Haus nähert. Gute Nacht!“
    Er hörte Miß Pickford noch nach Luft schnappen, dann hatte er aufgelegt.
    Das Tagebuch stach ihm wieder in die Augen. Er glaubte jetzt, nachdem auch Phillip ihn gewarnt hatte, daß Olivaro es ehrlich mit ihm meinte, aber er konnte nicht mehr zurück. Das Schicksal des

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