059 - Homunkula, Luzifers Tochter
verharrte in der dunklen Ecke und blickte in
den mit gedämpftem Licht ausgeleuchteten Salon.
Darin hielt
sich niemand auf.
Von hier aus
führte der Korridor auf der anderen Seite weiter. Von hier aus konnte man auch
in die Bar sehen, die zwei Treppenstufen höher lag. Die Rundung der Theke kam
in Blackers Blickfeld, als er leise und vorsichtig die Glastür nach innen
drückte. Lautlos bewegte sie sich in den Scharnieren. Leises, dumpfes Stimmengemurmel
drang an Blackers Ohren. Die Bar war gut besetzt. An der Theke aber saßen nur
zwei Personen. Eine junge Blondine mit schulterlangem Haar und einem bis an die
Hüfte geschlitzten Kleid. Und ein Mann.
Alan D.
Turnblogh!
Blacker hörte
seine Stimme. „Aber das ist der letzte. Ich muß mal nach ihr sehen.“ Er hielt
ein Glas m der Hand. Sein Blick war von Blacker abgewendet.
Der
Amerikaner nutzte die Gunst des Augenblicks. Lautlos durchquerte er den etwa
acht Meter durchmessenden Salon. Er erreichte die andere Seite des Korridors,
als aus dem Spielraum eine Gruppe von Leuten kam. Aber sie sahen ihn nicht.
Neue Türen
lagen vor Blacker. Er ging eine nach der anderen durch und probierte aus, ob
sie verschlossen waren. Die meisten waren es.
Er geriet
auch an einige, die unverschlossen waren. Er warf einen Blick hinein, nachdem
er mit dem Abhörgerät geprüft hatte, ob sich niemand darin befand.
Es waren
Apartments, die für Leute mit besonderem Geschmack eingerichtet waren. Sie
zeichneten sich durch große, runde Betten aus, die in der Mitte des Raumes
standen, durch raffinierte Lampenanordnung und große Spiegelwände, die zum Teil
die Decke mit einbezogen.
Hier unten
war ein außergewöhnlicher Bereich! Nur wenige kannten ihn überhaupt. Und eine
Anzahl von Besuchern, die hierhergekommen waren, kehrten nicht mehr zurück.
Würde er auf
eine solche Spur stoßen?
Blacker
beschäftigte sich intensiv mit den Dingen. Einige Mosaiksteinchen paßten schon
zusammen, aber er wußte noch nicht, wie A. D. Turnblogh, wie das Hunters und
das rätselhafte Blackstone Cottage in das Bild eingefügt werden konnten. Ein
weiterer Begriff war hinzugekommen: die Druiden. Was für eine Rolle spielten
die Priester einer einst mächtigen, unheimlichen Sekte in Turnbloghs
Gedankenwelt?
Turnblogh war
der eigentliche Dreh- und Angelpunkt. Blacker nahm sich vor, diesen Mann in die
Mangel zu nehmen, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Aber er, Blacker, mußte
ihn allein erwischen. Es durften nicht so viele Menschen in der Nähe sein.
Vielleicht
bot sich die Gelegenheit schneller, als er jetzt dachte. Turnblogh wollte nach
Homunkula sehen. Sie schien sich irgendwo hier unten aufzuhalten.
Blacker würde
es sich so einrichten, daß er Turnblogh auf den Fersen blieb. Das war jedoch
nur dann möglich, wenn er die Umgebung, in der er sich bewegte, genau kannte.
Er mußte auch
einen eventuellen Fluchtweg ausfindig machen, einen über die Treppe. Bis jetzt
hatte er dort, wo nach dem Grundriß des Hauses eigentlich eine Treppe hätte
sein müssen, noch keine entdeckt. Vielleicht gab es einen Geheimaufgang?
Sein Fuß
stockte plötzlich in der Bewegung.
Blacker stand
vor der nächsten Tür. Hinter dieser brannte Licht. Aber nicht das allein ließ
ihn stutzig werden. Etwas Dunkles, Klebriges sickerte unter der Tür durch.
Peter Blacker
bückte sich, tauchte den Zeigefinger in die Masse und roch daran.
Blut!
Der
Amerikaner riß die Tür auf. Was seine Augen sahen, schockte ihn.
Homunkula
warf den Kopf zurück und starrte mit blitzenden Augen auf den Eindringling. An
ihren Mundwinkeln klebte Blut.
Bill Morley
lag in seltsam verrenkter Haltung auf dem Fußboden. Sein linker Arm war
Richtung Tür ausgestreckt. Aus einer Verletzung am Unterarm sickerte Blut und
bildete in unmittelbarer Nähe der Tür eine etwa kopfgroße Lache.
Peter Blacker
handelte ohne eine Sekunde zu zögern oder zu überlegen. Das Bild sprach für
sich.
Und auch der
Name Homunkula, den Turnblogh seinem Geschöpf verliehen hatte, bekam nun
Bedeutung für ihn.
Er sah die
mattblinkenden Metallstellen unter der aufgerissenen und abgebröckelten
Fassade. Wie ein Panther stürzte der Amerikaner sich auf sie.
●
Sie sah ihn
kommen, sie begriff die Gefahr und wußte gleichzeitig, daß sie auch mit diesem
Menschen fertig werden würde. Niemand konnte sie besiegen! Sie war stark,
unschlagbar und unüberwindbar.
Ein Gefühl
des Triumphes und der Sicherheit stiegen in ihr auf. Ein neues Opfer bot sich
an,
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