0591 - Der Blut-Graf kehrt zurück
schon weg! Kannst du dir vorstellen, wie stinksauer ich auf dich war und auch immer noch bin? Kannst du das, ja?«
»Jetzt bin ich hier, und jetzt bleibe ich auch hier! Was also ist passiert?«
Sie schaltete auf stur.
»Schön, daß du’s zur Kenntnis nehmen willst, nachdem ich hier allein den Ärger mit der Polizei hatte für das, was deine Freunde uns eingebrockt haben! Frag doch Zamorra. Und laß mich jetzt in Ruhe!«
»Na schön! Vielleicht können wir mal in Ruhe miteinander sprechen, wenn du dich beruhigt hast.« Diesmal war er es, der die Tür hinter sich zuknallte.
Carlotta riß sie wieder auf. »Beruhigt?« schrie sie hinter ihm her. » Ich bin ruhig! Der einzige, der hier pausenlos herumstänkert, bist du!«
Er zog gerade noch rechtzeitig Kopf und Schultern ein und entging so knapp der Vase, die samt Blumenpracht haarscharf über ihn hinwegsegelte und an der Wand zerschellte.
»Scherben bringen Glück!« rief er ihr verärgert zu und ließ sie stehen. Mochte den Dreck wegräumen, wer wollte – er jedenfalls nicht.
Statt dessen folgte er Carlottas Empfehlung, sich mit Zamorra auseinanderzusetzen!
Wenn der glaubte, in Teds Abwesenheit in dessen Villa Kleinkriege führen zu können, bei dem unbeteiligte Menschen zu Tode kamen, würde er noch sein blaues Wunder erleben!
***
Tan Morano las auch Zeitungen. Die Meldung, daß eine junge Frau namens Sue Tanner in der Nähe des Beaminster Cottage tot aufgefunden worden war, traf ihn unvorbereitet.
Sue Tanner!
Natürlich erinnerte er sich an sie. Vor einem halben Jahr war sie sein Opfer gewesen. Er hatte sie ebenso sorgfältig ausgesucht wie alle anderen. Wenn seine Opfer plötzlich verschwanden, durften sie von nicht zu vielen Leuten vermißt werden.
Damals hatte das Geschehen kein großes Aufsehen erregt. Alles hatte sich in einem überschaubaren Rahmen abgespielt. Aber Sinson, dieser lausige Sarkana-Vasall, hatte sich ebenfalls an Sue Tanner vergriffen. Um sie unter seine Kontrolle zu bringen und derart Morano in eine Falle zu locken.
Aber der Dämonenjäger Zamorra hatte dann Sinson getötet und hatte geglaubt, damit auch den Vampir ausgeschaltet zu haben, unter dessen Kontrolle Sue Tanner stand.
Das war ein Irrtum gewesen, aber das hatte Zamorra damals nicht ahnen können.
Sinson war tot, und Sue Tanner war schließlich spurlos verschwunden.
Spurlos für die Menschen!
Morano hatte sie mit sich genommen, hatte noch eine Weile von ihrem Blut getrunken und sie schließlich freigegeben. Er war nicht daran interessiert, weitere Konkurrenten hervorzubringen, aber Sue wäre selbst zu einer Vampirin geworden, wenn er ihr auch den letzten Blutstropfen genommen hätte.
Dafür aber war er zu klug. Er wußte, daß jeder bewohnte Landstrich nur eine geringe Zahl von Vampiren ernähren konnte, wenn ihre Aktivitäten nicht auffallen sollten. Also hatte er sie am Leben gelassen. Sie würde nicht so bald sterben, der Vampirkeim in ihr verlieh ihr ein langes Leben. Sie würde zwar niemals wieder richtig gesund werden, aber wenn sie starb, wurde sie eben keine Vampirin.
Und jetzt war sie tot aufgefunden worden!
Ausgerechnet bei Beaminster! Warum sie? Warum hier?
Sarkana! durchzuckte es Morano. Möglicherweise steckt Sarkana dahinter!
Aber was versprach sich der alte Intrigant davon? Wollte er damit Morano aus der Reserve locken? Sarkana sollte doch wissen, daß ihm das nicht gelang.
Morano hatte sein Opfer längst abgeschrieben, er interessierte sich nicht mehr für Sue Tanner. Er hatte in der Zwischenzeit schon mehrere andere Opfer beglückt.
Was also sollte diese Aktion?
Er mußte es herausfinden!
Einfach zu Sarkana gehen und ihn fragen, das konnte er natürlich nicht. Sarkana würde ihn auslachen.
Also mußte er die Tote fragen …
***
Gryf ap Llandrysgryf, Druide vom Silbermond, war auf der Insel im Norden von Wales nicht zu erreichen.
Zamorra fand das bedauerlich. Wenn es um Vampire ging, war der Druide immer ein erstklassiger Kämpfer. Sein Haß auf die Blutsauger war geradezu sprichwörtlich.
Vor fast einer Ewigkeit hatten Vampire rudelweise die Bewohner seines Dorfes angegriffen und gemetzelt. Gryf hatte dieses traumatische Erlebnis einmal seinen Freunden erzählt, aber der Haß mußte noch viel älter sein und noch tiefer in ihm stecken. Weil er seiner Erzählung nach schon damals einer ihrer größten Feinde gewesen war.
»Vielleicht steckt er ja bei Merlin in Caermardhin«, überlegte Nicole. »Soll ich mal hinüberwechseln und
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