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0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Kein Mensch kann einfach so verschwinden. Du hast geträumt, wie?«
    Jos winkte heftig ab. »Ich niemals träumen offenen Augen, Knallkopf. Böser Häuptling, steht da, ist dann weg. Habe ich so gesehen, nicht anders. Ich schwör's bei Poseidon.«
    Worauf der Koch von ihm abrückte, sich bekreuzigte und etwas von ›verfluchter Heide‹ murmelte.
    Van Dyke blieb nachdenklich. Vor ihm selbst war Takaroa doch auch einfach wie aus dem Nichts erschienen.
    Konnte sich der Kriegerführer auf diese Weise bewegen? Verfügte er über magische Kräfte?
    Und warum wollte er nicht, daß sich die Männer hinter den Hütten aufhielten?
    Warum hatte er dort auch eine Falle aufgestellt, hinter den Hütten im Farnwald?
    Die Falle hatte nicht funktioniert, die Seeleute waren zuvor aufgetaucht, weil Jos geschrien hatte - und Takaroa hatte sie alle fortgescheucht.
    Warum?
    Damit niemand mehr nachprüfen konnte, was er dort möglicherweise getan hatte?
    Vielleicht war die Falle auch nur für einen Mann bestimmt gewesen, nicht für mehrere.
    Doch was steckte dahinter?
    Im Laufe seines langen Lebens hatte van Dyke schon oft Begegnungen mit fremden Kulturen gehabt. Aber nie hatte er sich so unwohl gefühlt wie hier. Dies war kein guter Ort…
    »Das ist ein sehr guter Ort, um alt zu werden«, hörte er plötzlich eine Stimme rufen. Es war der Schiffsjunge, und er kam auf die Gruppe zu, Arm in Arm mit den beiden Mädchen, die ihn abgeschleppt hatten. »Vielleicht sollten wir den Piraten dankbar sein. Hier macht das Leben richtig Spaß. Bleiben wir länger hier, Käpten?«
    Heeremaas runzelte die Stirn.
    »Du solltest dein vorlautes Maul halten«, grollte er dann. »Du bist ziemlich respektlos geworden, seit wir an Land sind. Vergiß nicht, daß ich immer noch dein Kapitän bin - und du bist nicht mehr als ein Haufen Dreck!«
    Der Junge zuckte zusammen.
    »Aye, Käpten«, murmelte er.
    Van Dyke nahm Heeremaas beiseite. Als er sicher war, daß die Männer nicht mehr hören konnten, was gesprochen wurde, sagte er: »Der Junge ist ein Mensch - kein Haufen Dreck!«
    »Was soll das, Mijnheer?« fuhr Heeremaas auf. »Er war respektlos!«
    »Ach, ja? Wenn ich mich nicht irre, hat er nur gefragt, ob wir länger hierbleiben.«
    Heeremaas wurde lauter. »Die Art, wie er redet, steht ihm nicht zu! Er ist nur ein Schiffsjunge, eine kleine, lausige Ratte! Soll ich vor ihm auf die Knie fallen und ihn um Erlaubnis bitten, einen Befehl geben zu dürfen, oder wie stellt Ihr Euch das vor, Mijnheer van Dyke? Ich bin immerhin der Kapitän!«
    »Sie sind der Kapitän, Jan, und diese Leute sind Ihre Mannschaft. Aber wenn Sie Kapitän bleiben wollen, behandeln Sie die Männer wie Menschen. Behandeln Sie sie so, wie Sie selbst behandelt werden wollen!«
    »Das untergräbt den Respekt!«
    »Mich respektiert man auch«, erwiderte van Dyke. »Und ich habe Sie beiseite genommen, Jan, damit man auch Sie weiterhin respektiert. Die Männer brauchen diese Zurechtweisung hier nicht mitzukriegen.«
    »Zurechtweisung? Ich höre wohl nicht recht!«
    »Sie hören sehr gut, Kapitän. Sollten Sie noch einmal jemanden aus unserer Mannschaft einen Haufen Dreck oder eine kleine lausige Ratte nennen, dann werde ich Sie vor dieser versammelten Mannschaft züchtigen! Wetten, daß Sie dann wirklich nicht mehr respektiert werden?«
    Heeremaas starrte ihn finster an. In seinem Gesicht und den Fäusten zuckte es.
    »Respekt kann nur verlangen, wer selbst Respekt erweist«, sagte der Reeder. »Behandeln Sie die Männer als Menschen, dann haben Sie eine Mannschaft, die für Sie durchs Feuer geht, Kapitän Heeremaas.«
    »Mein Name steht auf der Stammrolle eines Schiffes Eurer Reederei, Mijnheer«, sagte Heeremaas umständlich. »Ich bekomme meinen Lohn von Euch. Ich habe Euch verstanden.«
    Mit einem heftigen Ruck wandte er sich um und stapfte davon.
    Einen Freund hatte van Dyke in ihm wirklich nicht gefunden.
    Er hob die Brauen und sah sich um. Das Dorf wirkte immer noch recht leer.
    Nein, das hier war wirklich kein guter Ort…
    ***
    Takaroa beobachtete die Fremden. Der Brudersohn des Onnorotauo war gefährlicher, als er bisher angenommen hatte. Er war nicht in die Falle getappt, wie Takaroa gedacht hatte, sein Mißtrauen war zu groß.
    Sicher, es würde bestimmt kein Problem werden, ihn zu töten, aber ganz so einfach, wie sich Manaua das vorgestellt hatte, würde es andererseits auch nicht sein.
    Der Brudersohn des Onnorotauo, Robert nannte er sich, schien über mana zu

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